PFLEGEMAßNAHMEN

Pflegemaßnahmen für den Sportrasen

Die Funktionstüchtigkeit eines Rasensportplatzes hängt maßgeblich vom Pflegeprogramm ab. Wie bereits erwähnt steht die Pflegeintensität im Verhältnis zur Benutzungsintensität.

In der „FLL-Sportplatzpflegerichtlinie 2014“, werden die erforderlichen Pflegeleistungen für die verschiedenen Belagsarten des Sportplatzes ausführlich beschrieben.
Bei der Auswahl der Belagsart für einen Sportplatz sind demnach folgende Anforderungen zu berücksichtigen, die je nach Belagstyp unterschiedlich erfüllt werden:

  • Nutzungsart mit Nutzungsintensität,
  • Funktionalität mit Sportfunktion und Schutzfunktion,
  • Lebenszykluskosten mit Pflege- und Instandhaltung, Herstellung, Entsorgung und Wiederbeschaffung bei Belagserneuerung.

Je nach Sportart und Spielklasse sind unterschiedliche Belagsarten geeignet und von den Sportverbänden zugelassen.
In der FLL-Sportplatzpflegerichtlinie werden für den Fußballspielbetrieb Orientierungsgrößen für die jährliche Nutzungsdauer in Stunden angeben. Dabei sind witterungsbedingte Einflüsse wie Sommer- und Winterspielbetrieb zu berücksichtigen.

Für die Belagsarten ergeben sich demnach folgende Nutzungseinheiten:

  • Sportrasen bis 800 Stunden/Jahr
  • Tennenplatz bis 1500 Stunden/Jahr
  • Kunststoffrasen über 1500 Stunden/Jahr

„Der Einsatz von Hybridsystemen kann die Nutzungsintensität und die Scherfestigkeit erhöhen sowie die Ebenheit von Sportrasenflächen länger erhalten.“
(Quelle: FLL- Sportplatzpflegerichtlinie, 2014)

Zur Abgrenzung der Pflegeintensitäten für Sportrasen werden drei Stufen unterschieden:

Pflegestufen

Grafik: Pflegestufen für intensiv genutzte Rasenflächen in Abhängigkeit von der Benutzungsintensität.

Für die Benutzung von Rasensportflächen werden unterschiedliche Angaben gemacht, da je nach Witterungsbedingungen (trocken, feucht, nass) und Art der Belastung (Jugendspiel mit oder ohne Stollen, Trainingsbetrieb oder Punktspiel) unterschiedliche Abnutzungsgrade zu erwarten sind. In jedem Falle dient die Rasennarbe als Verschleißschicht des Sportplatzes, die gepflegt, ausgebessert oder im Extremfall ausgewechselt werden muss.

Die Auswirkungen starker Belastungen sind u.a.:

  • Weniger Luft im Boden,
  • schwacher Gasaustausch,
  • schlechte Wasserableitung,
  • erhöhter Verdichtungsgrad,
  • weniger pflanzenverfügbares Wasser,
  • Schwaches Wurzelwachstum,
  • geringe biologische Aktivität,
  • schlechte Nährstoffausnutzung,
  • schwaches Regenerationswachstum.

Damit diese negativen Veränderungen nicht zu Rasenschäden führen, gilt es, rechtzeitig mit den geeigneten Maßnahmen zu beginnen.

 

Grund-Pflege für den Sportplatz

Grundpflege

Grafik: Die Basis für die Entwicklung einer Rasenfläche liegt in der Grund-Pflege.

 

Bei der Schnitthöhe von 30-40 mm können sich bei den Spotrasengräsern Lolium perenne und Poa pratensis ausreichende Wurzeln entwickeln, im Gegensatz zu einem ständigen Tiefschnitt, der eher die unerwünschte, flachwurzelnde Grasart Poa annua (Jährige Rispe) fördert.
Ebenso verringern häufige, kleine Beregnungsgaben in der Regel die Durchwurzelungstiefe der Gräser, deshalb sind bei der Intervall-Beregnung etwa 10 bis 15 Liter/m² auszubringen.

Der "Wachstumsmotor" Stickstoff (N) sollte für die Strapazierrasengräser in mehreren Gaben möglichst als Langzeitdünger verabreicht werden.

 

Mähen

Der Rasenschnitt zählt zu den wichtigsten Pflegemaßnahmen zur Erreichung einer angestrebten Rasenqualität. Bei regelmäßiger Schnittführung werden Narbendichte und Gesamtaspekt durch Bestockung und Ausläuferbildung gefördert.
Die Gräserarten reagieren unterschiedlich auf Schnitthöhe und Schnitthäufigkeit.
Zur Förderung der im Sportplatz erwünschten Arten Lolium perenne und Poa pratensis ergibt sich eine optimale Schnitthöhe von 30 – 40 mm.
Bei Unterschreiten dieser Schnittlinie werden die genannten Arten in der Entwicklung deutlich geschwächt und die unerwünschte Grasart Poa annua gewinnt höhere Anteile im Pflanzenbestand, da sie eher tiefschnittverträglich ist.

Durch züchterische Bearbeitung werden in jüngerer Zeit gerade bei Lolium perenne neue Sorten mit einer ausgeprägten Tiefschnittverträglichkeit angeboten. Diese Sorten werden verstärkt bei den Stadion-Rasenflächen der der Profi-Ligen genutzt, da in diesen Fällen die Forderung nach Schnitthöhen zwischen 25 und 28 mm erfüllt werden müssen.
Die Anfälligkeit der Gräser nimmt mit der Verringerung der Schnitthöhe zu, da der Tiefschnitt die Energiegewinnung durch Fotosynthese reduziert.

Angaben zur durchschnittlichen Schnitthäufigkeit
 Tab.: Angaben zur durchschnittlichen Schnitthäufigkeit,  Aufwuchs- und Schnitthöhe für Strapazierrasen während einer Vegetationsperiode.

 

Die Schnitthäufigkeit ist abhängig von der Artenzusammensetzung, der Rasenfunktion, der Nutzungsintensität verbunden mit den spieltechnischen Anforderungen und den Witterungseinflüssen.

Der Schnittzeitpunkt sollte sich am Wachstum der Gräser orientieren, wobei durch den Schnitt maximal die halbe Aufwuchshöhe entfernt wird. Optimal ist die Einhaltung der s.g. "Drittel-Regel", dabei wird nur ein Drittel des Aufwuchses entfernt, damit eine hohe Narbendichte und ein optimaler Rasenaspekt erreicht werden. Nach dieser Regel wird ein Rasen beispielsweise bereits bei sechs Zentimeter Aufwuchs auf vier Zentimeter gemäht. Auf diese Weise bleibt das Mähen stressfrei für die Gräser.

Der Gerätemarkt bietet vielfältige Maschinen als Spezialmäher oder als Anbaueinheiten für Universalschlepper an. Grundsätzlich gilt für alle Rasenmäher zur Erreichung eines akzeptablen Schnittbildes, die Schneidwerkzeuge regelmäßig zu schärfen.

Bei der Auswahl eines Mähsystem für den Sportrasen ergeben sich folgende Kriterien:

Spindelmäher

  • Höchste Schnittqualität (Prinzip Scherenschnitt),
  • sehr gut einstellbar,
  • besonders für Tiefschnitt geeignet,
  • regelmäßiger Einsatz erforderlich.

Spindelmäher

Sichelmäher

  • Hohe Flächenleistung,
  • auch bei hohem Aufwuchs einsetzbar,
  • Mulch-Mähdecks möglich (Schnittgut wird zerkleinert),
  • Roboter-Mäher mit ausreichender Flächenleistung,

Sichelmäher

Schnitt ohne Gegenmesser (Sensenschnitt)

Beregnung

Bedingt durch die Bauweise von normgerechten Sportrasenplätzen ist eine Zusatzbewässerung während der Vegetationsperiode unumgänglich.
Beim Bau von intensiv genutzt Sportanlagen werden leistungsstarke Beregnungssysteme (Versenkregneranlagen) eingebaut.

Daneben kommen mobile Beregnunganlagen mit meist geringerer Kapazität zum Einsatz.
Zur Ermittlung des geeigneten Beregnungszeitpunktes bedarf es einer aufmerksamen Beobachtung vor Ort. Grundsätzlich sollte die natürliche Niederschlagsmenge erfasst werden. Daneben liefert ein Ausstich des Bodenprofils gute Hinweise auf den Feuchtegehalt.

Sobald in Trockenperioden die Fußabdrücke im Rasen über einen längeren Zeitraum sichtbar bleiben, sollte die Beregnung gestartet werden. Als spätester Termin gilt der Beginn der Rasenwelke. Eine optimale Terminbestimmung erfolgt durch im Boden eingebaute Feuchtemesser (z.B. Tensiometer). Inzwischen werden mobile Feuchtemesser mit digitaler Erfassung angeboten, sodass bei Bedarf eine engmaschige Prüfung der Feuchtegehalte in der Rasentragschicht möglich ist.

Starke Sonneneinstrahlung und kräftiger Wind verringern die Beregnungseffizienz durch Verdunstung und Abdrift. Die sehr frühen Morgenstunden haben sich in der Praxis als Termin bewährt. Durch ein gezieltes Beregnungsregime lässt sich die Artenzusammensetzung eines Rasenbestandes nachhaltig beeinflussen. In der nachfolgenden Tabelle wird der relative Wasserbedarf verschiedener Gäserarten in einem Ranking dargestellt.

Einstufung des Wasserbedarfs der wichtigsten Rasengräser-Arten
Tab.: Einstufung des Wasserbedarfs der wichtigsten Rasengräser-Arten

Zur Ermittlung der Beregnungsmenge gilt die Regel, dass der Wurzelhorizont durchfeuchtet sein sollte. Je nach Bodenart und Aufbaustärke ergibt sich daraus je Applikation eine Wassermenge von 15 - 25 l/m².
Aus der Tabelle Wasserbedarf nach Standort ergibt sich eine durchschnittliche Wassermenge, die zur Bewirtschaftung eines Rasensportplatzes erforderlich ist.

Ermittlung des Wasserbedarfs für die Beregnung (in l/m²/Jahr)
Tab.: Ermittlung des Wasserbedarfs für die Beregnung (in l/m²/Jahr). Zu- und Abschläge nach Nutzungs- und Standortbestimmungen möglich. (Quelle: Bundesinstitut für Sportwissenschaft)

Der tägliche Wasserbedarf eines ausreichend versorgten Rasensportplatzes steht in einem engen Verhältnis zur Verdunstungsrate in Abhängigkeit von der Tagestemperatur. Moderne Beregnungsanlagen benutzen die ermittelten Werte für die Evapotranspiration (ET-Werte) eines Rasens zur Festlegung der Zusatzberegnung.

Bei Temperaturen von 20 bis 25 °C liegt der mittlere Wasserverbrauch bei ca. 2,5 l /m² /Tag, er kann jedoch bei Temperaturen von 30 °C auf über 5 l / m² / Tag ansteigen.
Aus dieser Situation ergeben sich für die Praxis während der Sommermonate variable Beregnungsintervalle von 3 - 14 Tagen.

Düngung

Die Notwendigkeit zur Düngung von Rasensportplätzen ist unter fachlichen Gesichtspunkten unumstritten. Bei der Festlegung des jeweiligen Düngeplanes spielen jedoch eine Reihe von Faktoren eine wichtige Rolle; damit eine angemessene Nährstoffversorgung der Gräser gewährleistet ist.

Bodenuntersuchung zur Festlegung der Nährstoffmenge

Bei der gleichmäßigen Anlieferung der Nährelemente an die Gräserwurzeln spielt der Boden eine ausgleichende Rolle. Je nach Speicherkapazität (Kationenaustauschkapazität KAK) des Substrates sollten entsprechende Mengen der Hauptnährstoffe in pflanzenverfügbarer Form vorliegen. Der Boden wird somit zum Nährstoff-Pool.

Schematische Darstellung des Nährstoffangebotes
Grafik: Schematische Darstellung des Nährstoffangebotes (Zugang/Verbrach) im Boden.

Die anzustrebenden Gehaltsstufen werden durch Bodenanalysen ermittelt und anhand von Richtwerten für die jeweilige Bodenart eingestellt.
Die Tabelle bezieht sich auf Erfahrungswerte verschiedener Autoren und berücksichtigt die Bedingungen für natürliche Bodenaufbauten sowie die sandreiche Rasentragschicht nach DIN 18035. Bl.4 mit einer geringen Sorptionskapazität.

Empfehlung für die Grundversorgung mit Nährstoffen in Rasensportplätzen
Tab.: Empfehlung für die Grundversorgung mit Nährstoffen in Rasensportplätzen.

Stickstoff das Kernelement in der Rasendüngung

Der Hauptnährstoff Stickstoff (N) fördert nicht nur das oberirdische Blattwachstum sondern sorgt auch bei angemessener Dosierung für eine Erhöhung der Wurzelmasse und des Wurzelhaarbesatzes. Der N-Bedarf der Gräser ist abhängig von der Grasart. So liegt die Jahresmenge je nach Standortbedingungen (Vegetationszeit) für die Sportrasengräser Lolium perenne (Deutsches Weidelgras) und Poa pratensis (Wiesenrispe) bei etwa 25 bis 30 g Rein-N/m².

Gerade bei Rasensportplätzen spielt die Benutzungsintensität eine weitere Rolle bei der Festlegung der Jahres-Stickstoffmenge. In der Empfehlung des Bundesinstituts für Sportwissenschaften werden für die verschiedenen Belastungsstufen angepasste Jahres-Stickstoffmengen angegeben.

Stickstoff-Regelbedarf für Rasensportplätze
Tab.: Stickstoff-Regelbedarf für Rasensportplätze in Abhängigkeit von der Benutzungsintensität.
Angemessene Zuschläge sind möglich bei Rasen-Neuanlage, Rasen-Regeneration, Krankheitsbefall und Spätherbst-Düngung.

Gelegentlich geäußerte Bedenken bezüglich einer möglichen Gefahr der Nitratverlagerung durch Düngung sind unter Rasenflächen bei sachgerechter Anwendung unbegründet. Verschiedene Untersuchungen haben belegt, dass bei den genannten Aufwandmengen (bis 40 g Rein-N/m²) keine Gefahr besteht.
Ein wichtiger Einflussfaktor ist hier sicherlich die N-Form und der Düngungstermin.

Sicherheit mit Langzeitdüngern

Der Rasen als Dauerkultur benötigt während der Vegetationszeit eine weitgehend gleichmäßige Nährstoffversorgung. Der Bedarf lässt sich durch zahlreiche kleine Gaben mit Mineraldüngern und Flüssigdüngern oder durch spezielle Rasen-Langzeitdünger decken, die mit einem entsprechenden Anteil an N-Langzeitwirkung ausgestattet sind.

Bei diesen sogenannten Kondensationsprodukten liegt der Stickstoff zunächst in einer nicht pflanzenverfügbaren Form vor (z.B. Isodur, Crotodur, Methylenurea oder Ureaform).
Bei der Bewertung der Dünger kommt es auf den Anteil des wertbestimmenden Langzeit-Stickstoff an, der im Labor als heißwasserlöslicher, aber kaltwasserunlöslicher Stickstoff definiert wird.

Die zweite Gruppe der Langzeitdünger stellen die umhüllten Produkte dar. Hier wird die Freisetzung der Nährstoffe auf physikalischem Wege gesteuert. Qualitäts- und Wirkungsunterschiede sind von der jeweiligen Hüllsubstanz und dem Anteil der umhüllten Körner zu erwarten.
Grundsätzlich werden Schwefel umhüllte (SCU = sulphur coated urea) und Polymer umhüllte Dünger (PCU = polymer coated urea) unterschieden. Die Bewertung der Dauerwirkung erfolgt in der Regel über die Ermittlung der N-Freisetzungsraterate nach einer definierten Zeitspanne.

Bei der neuen Generation des Düngemitteltyps "teilumhüllter Dünger" nutzt man den hohen Qualitätsstandard der polymerumhüllten Produkte (semipermeabele Membran) wie sie aus dem Gartenbau bekannt sind, indem anteilmäßig umhüllte und nicht umhüllte Düngerkörner gemischt werden.

Beispiele für die zahlreichen Varianten des Düngemittelmarktes liefert die FLL-Düngemitteldatenbank, die für den Nutzer frei zugänglich ist.

https://duengemittel.fll.de/

Mit zahlreichen Selektionskriterien lassen sich für den jeweiligen Rasentyp die geeigneten Düngemittel auswählen.
Ein Mengenrechner erleichtert die Ermittlung der Düngermenge bei vorgegebenem Nährstoffgelt für die jeweilige Düngung.

FLL-Düngemitteldatenbank
Grafik: Screenshot zur FLL-Düngemitteldatenbank für die grüne Branche.

In Abhängigkeit von der geplanten N-Menge sollten die übrigen Hauptnährstoffe für den Sportrasen in einem angemessenen Verhältnis gedüngt werden. Sinnvollerweise wird hier das Nährstoffverhältnis aus der Blattanalyse eines vitalen Rasens zugrunde gelegt.

Bei Defiziten aus der Bodenanalyse wird der Bodenvorrat durch einen entsprechenden Zuschlag aufgefüllt.

Auf der Basis dieses Verhältnisses ergibt sich bei einer gewählten Jahres-Stickstoff-Menge von 25 g/m² folgende, rechnerische Menge für die übrigen Hauptnährstoffe:

Beispiel: Jahresmenge g/m² 25 N + 8 P2O5 + 20 K2O + 5 MgO

 

 Nährstoffverhältnis der Hauptelemente im Schnittgut eines vitalen Rasens
Grafik: Nährstoffverhältnis der Hauptelemente im Schnittgut eines vitalen Rasens.

Grundlagen für den Düngeplan

Bei der praktischen Umsetzung der Rasendüngung gewinnt der Düngetermin eine besondere Bedeutung. Zeitpunkte, Anzahl und Höhe der Düngung richten sich vorrangig nach Art, Nutzung und Ansprüche an die Rasenqualität. Darüber hinaus sollte der biologische Wachstumsrhythmus der Gräser berücksichtigt werden.

Je nach Standortbedingungen verschieben sich die exakten Termine für die Startdüngung im März / April sowie die Erhaltungsdüngungen im Juni und August innerhalb einiger Wochen.

Beispiel eines Düngeplanes für den Rasensportplatz
Tab.: Beispiel eines Düngeplanes für den Rasensportplatz auf der Basis von ca. 25 g Rein-N / m²/Jahr in vier Applikations-Terminen.

Bei diesem Plan wird die größere N-Menge in der ersten Jahreshälfte verabreicht.
Ausgleichsdüngungen mit Kali und Magnesium können im Frühjahr oder Spätsommer appliziert werden. Eine mögliche Spätherbstdüngung mit einem Kali betonten Dünger kann an geeigneten Standorten (geringe Schneeerwartung) durchaus ab Mitte Oktober bzw. Anfang November erfolgen.

Nährstoffmangel führt zu Rasenschäden

Ein guter Rasensportplatz zeichnet sich durch einen hohen Deckungsgrad mit einer entsprechenden Narbendichte aus. Für die Erhaltung der Leistungsfähigkeit der Gräser spielt gerade die Nährstoffversorgung eine dominante Rolle.

Mangelsituationen führen längerfristig zu Qualitätseinschränkungen des Sportrasens.

  • Abnahme der Narbendichte,
  • Verringerung des Regenerationswachstums,
  • Einschränkung der Scherfestigkeit,
  • Veränderung der Artenzusammensetzung,
  • Zunahme der Verunkrautung.

Jährlicher Bedarf an Hauptnährstoffen für Sportrasenflächen in Abhängigkeit von der Belastungsintensität
Tab.: Jährlicher Bedarf an Hauptnährstoffen für Sportrasenflächen in Abhängigkeit von der Belastungsintensität.

Hinweise:

  • Neue Sportplätze haben in den ersten Jahren einen um 10 - 20 % erhöhten Dünger-Bedarf, da das Tragschichtsubstrat keine Nachlieferung besitzt.
  • Eine Volldüngung mit den Hauptnährstoffen N-P-K-Mg und einem angemessenen Spurennährstoff-Anteil verhindert Wachstumsstörungen.
  • Langzeitdünger vermeiden ein Überangebot an Stickstoff in der Bodenlösung und sorgen so für ein gleichmäßiges Gräserwachstum.

 

Erhaltungs-Pflege für den Sportplatz

Erhaltungdpflege
Grafik: Bei Spielbetrieb wird eine Erhaltungs-Pflege erforderlich.

Bei der Benutzung eines Rasenplatzes durch Trainings- und Punktspielbetrieb reicht die Grundpflege nicht mehr aus. Hier wird der Einsatz von mechanischen Maßnahmen zur Optimierung der Rasennarbe in der Stufe 2 erforderlich.
Mit dem Vertikutieren entfernt man abgestorbene Pflanzenteile, die sich zum Rasenfilz auf der Bodenoberfläche angereichert haben.
Der Gasaustausch im Boden wird durch Aerifizier-Maßnahmen gefördert, gleichzeitig lässt sich bei bindigen Bodenarten ein Bodenaustausch vorbereiten.
Die Stabilisierung der Rasentragschicht (RTS) durch geeignete Besandungs-Maßnahmen zählt zu den regelmäßigen Erhaltungsmaßnahmen in der Stufe 2.

 

Vertikutieren

Mit dem Vertikutieren entfernt man abgestorbene Pflanzenteile, die sich zum Rasenfilz auf der Bodenoberfläche angereichert haben. Filz (Thatch) besteht aus Ausläufern, flachstreichenden Wurzeln, Stängelteilen und abgestorbenen Blattresten. Es entsteht ein meist brauner Horizont zwischen Boden und Sprossteilen der Graspflanzen.

Als Ursachen für Rasenfilz gelten folgende Parameter:
  • Stoffproduktion der Gräser ist größer als Stoffabbau (Mineralisation),
  • Grasarten mit hohem Ligningehalt werden langsamer abgebaut
    B. Festuca rubra,
  • fehlende pH-Kontrolle im Rasenboden, saure Bodenreaktion verringert Mikroorganismen-Aktivität,
  • geringe mechanische Pflege und schlechte Durchlüftung,
  • überhöhte N-Düngung führt zu Stoßwachstum bei Gräsern,
  • kaltes und feuchtes Wetter bedeutet geringere Zersetzung (Mineralisation).
Auswirkungen eines Filzhorizontes:
  • abnehmende Wasserdurchlässigkeit, ausgetrockneter Rasenfilz wird hydrophob,
  • verminderter Gasaustausch, Sauerstoff-Gehalt im Boden nimmt ab, Kohlendioxid-Gehalt nimmt zu,
  • geringere Scherfestigkeit der Rasennarbe, flacheres Wurzelsystem,
  • erhöhte Infektionsgefahr, die Sporen der Krankheitserreger überdauern leichter,
    problematische Schädlingskontrolle (Wirkstoff wird teilweise absorbiert),
  • es entsteht eine weiche, "schwammige" Rasenoberfläche, die zu Unebenheiten führt
    (spieltechnisch ungünstig, mähtechnisch ungünstig),
  • Verschiebung der Artenanteile im Gräserbestand, Vorteile für Flachwurzler wie Poa annua.
  • leichte Filzbildung liefert Schutz in Sommermonaten, Verdunstung aus dem Boden wird reduziert.
Maßnahmen zur Rasenfilzkontrolle:
  • Mikroorganismentätigkeit optimieren, pH-Wert (5,5-6,5), Feuchtigkeit, Belüftung,
  • bedarfsgerechte Düngung vornehmen, Stoßwachstum vermeiden, saure Düngung vermeiden,
  • bedarfsgerechte Beregnung einstellen, Ergänzung mit Wetting Agent,
  • mechanische Bearbeitung des Filzhorizontes,
  • regelmäßig vertikutieren und gezielt aerifizieren, Sauerstoff regt Mikroorganismen an,
  • Schlitzen fördert Gasaustausch,
  • Besanden und Topdressen strukturiert die Filzschicht.
Wann wird vertikutiert?

Rasen kann während der gesamten Vegetationsperiode vertikutiert werden (in der Regel von April bis September). Bei wüchsigem Wetter regeneriert der Rasen schneller durch intensive Bestockung . Im Frühjahr wirkt eine Startdüngung vor dem Vertikutieren (10 Tage) günstig auf die Narbenbildung

Wie wird vertikutiert?

Die Arbeitswerkzeuge (Messer oder Zinken) greifen vertikal in die Rasennarbe ein. Dabei sollte die maximale Tiefe bis an die Bodenoberfläche reichen. Die Werkzeuge durchschneiden den Filz und ritzen den Boden an.

Schematische Darstellung der Arbeitstiefen für vertikal schneidende Werkzeuge                           	zur Pflege der Rasennarbe
Grafik: Schematische Darstellung der Arbeitstiefen für vertikal schneidende Werkzeuge zur Pflege der Rasennarbe (geändert nach TURGEON, 2010).

Aerifizieren

Intensiver Spielbetrieb, aber auch der Einsatz von Pflegegeräten bei ungünstigen Witterungsbedingungen verursachen Verdichtungszonen im oberen Wurzelhorizont. Die Grobporen nehmen ab, sodass die Wasserführung und der Lufthaushalt beeinträchtigt werden. Durch Aerifizier-Maßnahmen wird der Gasaustausch im Boden gefördert, gleichzeitig lässt sich bei bindigen Bodenarten ein Bodenaustausch vorbereiten.
Gute Arbeitsqualität liefern Geräte mit einer Hohlstachelausstattung (Spoons).

Wann wird aerifiziert?

In der Wachstumszeit von April bis September wirkt die Bodenbelüftung besonders günstig auf die Rasenentwicklung. Im Frühjahr und im Spätsommer wird auf diese Weise das Wurzelwachstum zusätzlich stimuliert.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass eine monatliche Belüftung eines strapazierten Sportrasens optimales Gräserwachstum fördert.

Wie wird aerifiziert?

Hohlstachelgeräte sollen den Hauptwurzelhorizont bis zu einer Tiefe von 5 - 8 cm bearbeiten. Damit eine flächige Wirkung im Rasen entsteht, sind in Abhängigkeit vom Durchmesser der Hohlspoons ca. 250 bis 400 Loch /m² anzustreben.

Aerifizierung
Besandung

Die Stabilisierung der Rasentragschicht (RTS) durch geeignete Besandungs-Maßnahmen zählt zu den regelmäßigen Erhaltungsmaßnahmen.
In Verbindung mit dem Aerifizieren kann auf bindigen Böden im Laufe von mehreren Jahren ein stetiger Bodenaustausch vorgenommen werden. Durch regelmäßiges Besanden entsteht eine Minitragschicht.

Sandmenge

Vorteilhaft sind häufige, kleinere Sandgaben von 1 - 3 Liter /m², damit der Rasenfilz strukturiert und die Bodenoberfläche durchlässig bleibt.
Das Besanden verbessert das Abtrocknen des oberen Horizontes nach Niederschlägen. Bei der Verteilung des Sandes durch ein Schleppnetz oder mit einer speziellen Rasenbürste werden kleine Bodenunebenheiten ausgeglichen. Dies führt zu einer Verbesserung der Spieloberfläche des Sportrasens.

Angemessene Sandmengen für die Besandung des Sportplatzes
Tab.: Angemessene Sandmengen für die Besandung des Sportplatzes in Abhängigkeit von den Bearbeitungs-Maßnahmen.

Sandausbringung

SandausbringungFür die exakte Verteilung der vorgewählten Sandmengen stehen zahlreiche Sandstreuer für die Praxis zur Verfügung. Weit verbreitet sind inzwischen Tellerstreuer mit einem bzw. zwei Streutellern, die hydraulisch angetrieben werden. Durch die Parameter Fahrgeschwindigkeit, Tellerdrehzahl und Öffnung am Schieber lassen sich die Streumengen in Abhängigkeit von der Sandkörnung in einem weiten Bereich von 0,2 bis 10 Liter/m² einstellen.

Bei der Besandung von Sportplätzen werden Bürstenstreuer mit einem Rollboden bevorzugt, da sie in der Regel ein hohes Fassungsvermögen besitzen und verhältnismäßig große Sandmengen in einem Arbeitsgang verteilt werden (3 – 7 Liter/ m²).

Sandqualität

Bei der Beschaffung des geeigneten Sandes sollten eine Reihe von Qualitätskriterien beachtet werden. An erster Stelle ist auf die geeignete Korngrößenverteilung zu achten, dabei liefert das vorhandene Tragschichtmaterial die Ausgangsdaten.
Eine Körnungsanalyse zeigt mögliche Defizite bei der Abstufung des RTS-Materials auf, sodass bei der Wahl des Besandungssandes direkt darauf reagiert werden kann.

Für Rasensportplätze ist eine Sandkörnung von 0- 2 mm als Basiswert sinnvoll. Dabei sollte jedoch der Gehalt an abschlämmbaren Teilen < 8 M.-% und das Überkorn > 20 mm auf 10 M.-% begrenzt werden, sodass in der Regel gewaschene Sande zum Einsatz kommen.
An Hand der Körnungskurve lässt sich weiterhin die Kornabstufung für Fein-, Mittel- und Grobsand ablesen, die möglichst gleichmäßig ausfallen sollte.

Bei der Kornform haben sich kantengerundete Sande für die Ausbringung auf Sportrasenflächen bewährt. Sofern scharfkantiges, gebrochenes Material (Quarzsand / Lavasand) benutzt wird, so ist unbedingt darauf zu achten, dass die angemessene Menge in die Rasennarbe eingeschleppt oder eingebürstet wird.
Der ausgewählte Sand sollte kalkarm sein (< 5 % CaCO3) sowie verwitterungs- und verschleißfest sein.

 

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