Bodeneignung für Strapazierrasen / Sportrasen
Entsprechend der späteren Nutzung werden Rasenansaaten auf unterschiedlichen Bodenarten vorgenommen. Kräftiges und gesundes Gräserwachstum mit angemessener Wurzelbildung sind bei ausreichender Belastbarkeit des Bodens nur möglich, wenn für eine Reihe von Bodenkriterien günstige Werte vorliegen.
Zur Beurteilung eines Rasenbodens für die Anlage von Sportplätzen werden folgende Kriterien herangezogen:
- Korngrößenverteilung
Eine ausgewogene Abstufung von Fein-, Mittel- und Grobsand sorgt für eine gute Scherfestigkeit, ausreichende Tragfähigkeit und eine günstige Wasserdurchlässigkeit. - Porenvolumen
Zur Absicherung eines günstigen Gasaustausches für das Wurzelwachstum und zur Stimulierung der Mikroorganismen, sollte ein angemessenes Verhältnis von Fein-, Mittel- und Grobporen vorhanden sein. Im Idealfall ist ein Gesamtporenvolumen von ca. 50 Vol.-% anzustreben. - Wasserdurchlässigkeit
Die Bespielbarkeit eines Sportplatzes hängt maßgeblich von der Wasserführung im Boden ab. Grobporige Sandsubstrate gewährleisten die hohen Durchlässigkeitswerte, die in der Sportrasen-Norm DIN 18035, Bl. 4 gefordert werden. Im Extremfall sollte eine Niederschlagsmenge von 60 l / m² pro Stunde (60 mm) verkraftet werden. - Wasserspeicherung
Für das gesunde Wachstum der Gräser ist eine angemessene Wassermenge im Boden erforderlich. Durch die sachgerechte Abstufung der Körnungszusammensetzung in der Rasentragschicht werden die notwendigen Fein- und Mittelporen für die Wasserspeicherung ausgebildet. Ergänzend kommen Bodenhilfsstoffe zur Wasserspeicherung zum Einsatz.
Beim Prinzip der bodennahen Bauweise wird der anstehende Boden für die Wasserreserven mit einbezogen. - Lagerungsdichte
Die Ausbildung eines dichten Wurzelwerkes ist die Grundlage für eine belastbare Rasennarbe. Aus diesem Grunde kommt der Lagerungsdichte eine große Bedeutung für die Durchwurzelungsintensität zu. Eine Zunahme der Lagerungsdichte führt schließlich zu Verdichtungen, die von den Wurzeln nicht mehr überwunden werden können. Bei Verdichtungen > 1,8 g/cm³ wird ein Schwellenwert erreicht, bei dem eine Lockerung erforderlich wird. - Bodenreaktion
Der pH-Wert in der Bodenlösung spiegelt den Säuregrad wider.
Er beeinflusst einerseits die Nährstoffverfügbarkeit im Boden, andererseits hat er Auswirkungen auf die Artenzusammensetzung, da die Gräser unterschiedliche pH-Optima haben.
Für die Gräser des Sportrasens (Lolium perenne und Poa pratensis) liegt der optimale pH-Bereich bei ca. pH 6,0 - 6,8. - Sorptionsvermögen
Die Nährstoffspeicherung und -nachlieferung hängt vornehmlich von der Austauschkapazität (KAK =Kationenaustauschkapazität) des Rasenbodens ab. Mineralische und organische Kolloide (Ton und Humusteilchen) beeinflussen die Speicherkraft, wobei diese bei sandreichen Rasentragschichten der Sportplätze besonders niedrig ausfällt.
Grafik: Schematische Darstellung des Prinzips eines Ton- Humuskomplexes. Nachlieferung der Nährstoffe aus der Bodenlösung zur Gräserwurzel.
Bodenaufbau für Sportrasen
Damit die hohen Anforderungen an die Bespielbarkeit einer Sportrasenfläche erfüllt werden, sind entsprechende Vor- und Kontrolluntersuchungen der Tragschichtmischung und des anstehenden Bodens dringend zu empfehlen.
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Verschiedene Konstruktionsvarianten nach DIN 18035, Bl.4 bzw. Systembauweisen ermöglichen es, standörtlich angepasste Bauprinzipien zu wählen. Daraus abgeleitet ergeben sich spätere Unterschiede bei den Pflegemaßnahmen. Für alle Varianten ergibt sich im oberen Horizont eine durchlässige Rasentragschicht, die in der Stärke von 10 cm bis 15 cm variieren kann.
Beispielhaft kann eine Rasentragschicht (RTS) folgendermaßen zusammengesetzt werden:
- Gerüstbaustoffe
- ca. 20 Vol.-% sandiger Oberboden
- ca. 65 Vol.-% gewaschener Sand, (Körnung 0 - 2 mm)
- ca. 15 Vol.-% Lavasand (Körnung 0 - 3 mm)
- Zuschlagstoffe
- zur Wasserspeicherung (z.B. Qualitäts-Kompost / Schaumstoffe)
- zur Nährstoffspeicherung (z. B. Kolloide / org. Materialien)
- Grunddüngung mit NPK Düngern (vorteilhaft sind Dünger mit Sofort- und Langzeitwirkung)
Abb.: Wechselwirkung zwischen Bodenaufbau (RTS) und Rasen-Mischung (RSM) bestimmt die Spielfunktion beim Rasensportplatz.
Zur Optimierung der Nutzungsintensität bei Sportrasen werden in jüngerer Zeit Hybridrasen-Systeme bzw. Hybridtragschichten eingesetzt. Hierbei handelt es sich um die Armierung der RTS mit verschiedenartigen eingemischten Kunststofffasern bzw. um die zusätzliche Armierung der Rasenarbe durch vertikale Kunststofffasen.
Die Expertenkommission Rasen der Deutschen Fußballiga (DFL) hat Hybrid-Sportrasensysteme für Sportrasen (Armierungssysteme) wie folgt definiert:
„Hybrid-Sportrasensysteme sind Rasenflächen, die aus Rasengräsern gebildet und bei denen zur Optimierung der Nutzungseigenschaften die Rasentragschicht und/oder die Rasennarbe teil- oder vollflächig armiert werden.“
Quelle: DFL QUALITÄTSSICHERUNG FÜR STADIONRASEN,
Arbeitsbuch für das Greenkeeping 2018.
Armierungssysteme können die Rasentragschicht durch eingemischte Materialien (z. B. starre oder elastische Fasern) sowie die Grasnarbe durch in sie hineinragende Kunststofffasern zusätzlich festigen. In Abhängigkeit vom jeweiligen Armierungssystem werden vor allem die Ebenflächigkeit, die Scherfestigkeit und der Erhalt der Narbendichte positiv beeinflusst.
Die Anlage des Rasens erfolgt durch Ansaat einer geeigneten Mischung für Strapazierrasen oder durch das Verlegen eines Fertigrasens für die Sportplatznutzung.
Im Rahmen der möglichen Mischungsvarianten stehen Gräserarten wie Lolium perenne und Poa pratensis sowie Festuca rubra oder Festuca arundinacea zur Auswahl. Neuere Entwicklungen bieten auch Kombinationen mit Poa supina u.a. Arten (s. Kap. Mischungen / FLL RSM).
Zur Ansaat werden Spezialgeräte zur Reihen- oder Flächensaat eingesetzt.
Eine Saatstärke von 20 g/² reicht bei der Wahl der Mischung Typ RSM 3.2 ; denn bei dem Regelwert werden ca. 50 000 Samen (Spelzfrüchte) pro Quadratmeter ausgebracht. In der Regel reichen 30. 000 keimfähige Samen für eine gute Startphase des Rasens.
Wichtig für die erfolgreiche Etablierung der Saat, ist der Bodenschluss, damit eine gleichbleibende Feuchtigkeit gewährleistet ist. Hierzu ist gerade bei sandreichen Tragschichtgemischen der Einsatz einer Beregnungsanlage während der Keimentwicklung dringend erforderlich. Während dieser Zeit ist der Boden ständig feucht, aber nicht zu nass zu halten. Ein Austrocknen des Bodens muss unbedingt vermieden werden, da die Keimlinge sonst absterben würden.
Zur raschen Entwicklung einer dichten Rasennarbe benötigen die Gräser in der Anfangsphase ausreichende Nährstoffe, sodass in diesem frühen Stadium eine Startdüngung mit einem NPK-Dünger erfolgen sollte (ca. 4 - 6 g Rein-N/m²).
Damit die Bestockung frühzeitig angeregt wird, erfolgt der erste Schnitt bei einer Aufwuchshöhe von 6 - 8 cm.
Ein abnahmefähiger Zustand ist dann bei einer Narbendichte von 90 % projektiver Bodendeckung erreicht.
Gerade der Zeitfaktor spielt bei der Entscheidung für den Fertigrasen eine wichtige Rolle. Wenige Wochen nach dem Verlegen kann auf dem Rasen gespielt werden. Manchmal sind es auch nur wenige Tage nach dem Verlegen, wenn nämlich eine sogenannte "Dicksode" zum Einsatz kommt, z.B. Strafraumausbesserung im Stadion oder ein kompletter Rasentausch nach einer Großveranstaltung auf dem Stadionrasen.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Qualität der Narbenzusammensetzung im Vorfeld bonitiert werden kann.
Durch den Einsatz verschiedener Sodengrössen und die Bereitstellung geeigneter Verlegemaschinen, lassen sich Sportrasenflächen in wenigen Tagen
begrünen. Als Voraussetzung dient eine entsprechend vorbereitete RTS, die zum besseren Anwachsen mit Nährstoffen und Bodenhilfsstoffen vor dem Verlegen an der Oberfläche angereichert wird. Auch hier gehört das richtige Einwässern zu den Erfolgsfaktoren für sicheres Anwachsen.