Seit 1989 existiert die Greenkeeper-Fortbildung in Deutschland für die Verantwortlichen der Golfplatzpflege. Inzwischen sind auf den Golfanlagen geprüfte Greenkeeper (Fachagrarwirt Golfplatzpflege) im Einsatz sind. Die zweijährige Modul-Fortbildung basiert auf der Grundlage einer Ausbildung im grünen Fachbereich. In Deutschland bieten die DEULA-Lehranstalten Bayern und Rheinland diese Fortbildung an.
Den größten Pflegeaufwand auf einer Golfanlage macht das Mähen aus. Die unterschiedlichen Teilflächen sind gerade durch die verschiedenen Schnitthöhen charakterisiert.
In den folgenden Übersichten sind die fachgerechten Schnitthöhen auf der Golfanlage dargestellt.
Tab.: Schnitthöhen und Schnitthäufigkeit für Teilflächen der Golfanlage.
Grafik: Abstufung der Schnitthöhen einer Spielbahn bis zum Hard-Rough.
Quelle GVD: Infoblatt_2011_Rasenschnitt.pdf
Die Herausforderungen und Erwartungen bei der Golfplatzpflege sind vielfältig und differieren aufgrund unterschiedlicher Standortbedingungen (Klima, Boden) und den Qualitätsansprüchen für den Spielbetrieb.
Eine Reihe von Arbeiten lässt sich jedoch als Standardpflegemaßnahmen bezeichnen, die dann in der Intensität der Ausführung variieren.
Zur Erreichung dieser Anforderungen führt der Greenkeeper in verschiedenen Intensitätsstufen die notwendigen Pflegemaßnahmen durch.
Folgende Pflegeschritte zählen beispielsweise zur Optimierung der Grünsqualität:
- Täglicher Tiefschnitt von 3 bis 5 mm mit dem Spindelmäher.
- Groomer-Einsatz zur Ausdünnung des Bestandes.
- Vertikutieren zur Verringerung von Rasenfilz.
- Aerifizieren zur Optimierung des Bodengasaustausches.
- Topdressing mit Sand zur Verbesserung der Oberflächenglätte.
- Walzen (Smooth Rolling) zur Erhöhung des Green Speeds.
- Düngung zur Förderung des Gräserwachstums.
- Beregnung zur Erhaltung der Vitalität der Gräser
Die Grünsqualität wird durch Narbendichte, Homogenität, Farbaspekt und insbesondere durch das „Green Speed“ (Ballrollstrecke) definiert.
Eine deutliche Abgrenzung zur unmittelbaren Umgebung, dem „Collar“, gelingt durch exakte Mähkonturen und die Auswahl geeigneter Gräserarten und –sorten.
Tab.: Intensitätsstufen für die Pflege von Golfrasen.
Als Standardfläche einer jeden Spielbahn gilt der Abschlag oder auch Tee genannt. Bedingt durch unterschiedliche Spiellängen für Damen und Herren werden in der Regel jeweils eine Standard-Abschlagszone für Herren (gelb) und eine Standardmarkierung für Damen (rot) ausgewiesen. Weitere Abschläge sind nach dem DGV-Course Rating System möglich und werden mit entsprechenden Farbmarkierungen gekennzeichnet.
Der Golfer erwartet auf diesen Flächen eine besondere Standsicherheit. Das Greenkeeping erfüllt durch regelmäßiges Mähen die Erwartungen an eine angemessene Schnitthöhe von 10 bis 17 mm. Eine besondere Aufgabe stellt die Ausbesserung der Divots dar; dabei sorgt der Greenkeeper regelmäßig für einen Bodenausgleich mit Substrat und eingemischtem Saatgut, um die ausgeschlagenen Rasenstücke (Divots) zu ersetzen.
Wiederholtes Vertikutieren und Topdressing (leichtes Besanden) fördern in der Saison den Filzabbau und verhindern so eine zu hohe Elastizität der Rasenoberfläche.
Spielbahnen sind die Bereiche zwischen Abschlag und Grün. Sie stellen in der Regel die größte gepflegte Rasenfläche der Golfanlage dar.
Der Golfer rechnet in den Landezonen mit einem fairen Ausrollen des Balles und wünscht sich klare Mähkonturen zur deutlichen Wahrnehmung der Spielrichtung.
Die hohe Anforderung an die Narbendichte erfüllt der Greenkeeper durch entsprechende Förderung der Gräservitalität. Ein zeitiger Vegetationsstart kann durch eine angemessene Frühjahrsdüngung gefördert werden. Ebenso lässt sich ein möglicher Sommerstress bei eingeschränkter Beregnungsmöglichkeit durch sachgerechte Nährstoffversorgung verringern.
Die gewählte Schnitthöhe (10-20 mm) sollte vom jeweiligen Pflanzenbestand
abhängig gemacht werden.
Insbesondere auf den Fairways sorgt eine angemessene Bodenbearbeitung mit geeigneten Geräten (z. B. Vertidrain, Terra Spike, Schlitzgeräte.) zur Lockerung von Verdichtungen und damit zur Förderung des Wurzelwachstums. Hier sind passende Zugfahrzeuge erforderlich.
Abb.: Autonomes Mähen auf dem Fairway.
Ein etwa drei bis fünf Meter breiter Übergangsbereich zwischen Spielbahn und Rough-Fläche bildet das Semi-Rough. Der Golfer erhofft von dieser Sicherheitszone, dass ausrollende Bälle abgefangen werden und durch eine akzeptable Balllage das Weiterspielen ermöglicht wird.
Für das Greenkeeping bedeutet dies eine deutlich differenzierte Schnitthöhe zur Spielbahn (28-35 mm). Dabei sollte die Rasennarbe ausreichend dicht und wüchsig sein, damit der Ball entsprechend getragen wird. In der Regel werden hier Spindelmäher eingesetzt.
Diese nicht direkt in das Spiel einbezogenen Flächen dienen als Gestaltungs- und Gliederungselemente zwischen den Spielbahnen oder als ökologische Ausgleichsfläche. Standortgerechte Pflanzenbestände, die bei der Neuanlage berücksichtigt wurden, können durch den Greenkeeper bei extensiver Pflege (z.B. 1-2 Reinigungsschnitte pro Jahr) weiterentwickelt werden.
Ein angemessener Übergangsbereich kann bei einem 14-tägigen Mährhythmus auf eine Schnitthöhe > 10 cm gemäht werden, damit der Golfer in diesen Zonen seinen Ball möglichst nicht verliert.
Strategisch positionierte Sandbunker dienen der Gestaltung und der Steigerung der Attraktivität einer Golfanlage. Aus diesem Grunde zählt die regelmäßige Bunkerpflege zu den Aufgaben des Greenkeepings. Zur Verringerung des Zeitaufwandes werden maschinelle Bunkerrechen eingesetzt. Dabei ist darauf zu achten, dass der Sand nicht zu sehr aufgelockert wird. Das Ein- und Ausfahren in den Bunker erfolgt möglichst an flachen Stellen, sodass die Kanten nicht beschädigt werden.
Die Belastbarkeit, das Regenerationsvermögen und die Pflanzenvitalität lassen sich nur mit entsprechender Nährstoffversorgung der Gräser aufrechterhalten.
Düngerformen
Die Düngemittelindustrie bietet eine umfangreiche Palette von Düngemitteln an.
Für den Golfrasen mit seinen sandreichen Tragschichtsubstraten für Grüns und Abschläge (hohe Wasserdurchlässigkeit und geringe Nährstoffspeicherung), sollten bevorzugt Langzeitdünger in Granulatform verwendet werden, um die Gefahr der Auswaschungsverluste zu minimieren. Ergänzend zu der Grundversorgung bietet sich dann ein Düngungskonzept auf der Basis von Flüssigdüngern an, sodass eine bedarfsgerechte Gräserversorgung gewährleistet ist.
Bei der Neuanlage sollten gemäß den Spezifikationen angemessene Nährstoffgehalte in die Rasentragschicht eingearbeitet werden, um so eine rasche Etablierung nach der Einsaat zu gewährleisten.
Düngeplan
Für die Jahresversorgung wird ein Düngeplan mit Düngemengen und Ausbringungsterminen erarbeitet, dabei sind folgende Kriterien zu berücksichtigen:
- Gräseransprüche beachten;
- Agrostis spec.
- Festuca rubra
- Poa annua
- Bodenuntersuchungsergebnisse berücksichtigen;
- Nachlieferungsvermögen bewerten,
- Bodenart und Schnittgut;
- Standortbedingungen richtig einschätzen,
- Alter und Zustand der Anlage,
- Klimagebiet;
- Benutzungsintensität, Anzahl der Runden;
- Auswahl geeigneter Rasendünger vornehmen,
- Nährstoffgehalte (Formel)
- Qualitätseigenschaften Sofort- und Langzeitwirkung.
Tab.: Beispiel für die Berechnung eines Düngeplans.
Als Basis für den Düngeplan gilt generell die Festlegung eines Zielwertes für den Stickstoff-Bedarf. Dieser orientiert sich an den Grasarten und den Anforderungen für die
Platzqualität.
Die Festlegung des Düngungs-Niveaus (N-Basis) ist:
- abhängig von Gräserarten,
- abhängig von Belastungsstufen,
- abhängig von Bodenart,
- FLL /USGA oder natürl. Boden,
- abhängig von Wasserschutzgebiet,
- abhängig von Alter (Fairway).
Aufgrund der Nutzung und Artenzusammensetzung ergeben sich für die Teilflächen der Golfanlage unterschiedliche Orientierungswerte für die N-Versorgung.
Grün und Vorgrün (FLL-/USGA-/DIN-Aufbau)
abhängig von Artendominanz u. Bodenaufbau
- Festuca rubra -> 12-16 g/m² Rein-N
- Agrostis spec. -> 16-23 g/m² Rein-N
- Poa annua -> 20-25 g/m² Rein-N
Abschlag
abhängig von Artendominanz
- Lolium perenne
- Poa pratensis -> 18 - 23 g/m² Rein-N
Spielbahn
abhängig vom Alter -> 0 - 10 g/m² Rein-N
Die nachfolgenden Angaben für die jährliche Nährstoffversorgung von Golfrasen dienen als allgemeine Orientierungshilfe. Sie basieren auf langjährigen Erfahrungen.
Nach den Empfehlungen von BEARD (1998) werden je Vegetationsmonat ca. 1,0 bis 3,0 g Rein-N/m² auf dem Golfgrün appliziert.
Für eine individuelle Düngeplanung sollten im Sinne einer nachhaltigen Düngung Qualitätsanforderungen, Nutzungsintensitäten und die standörtlichen Eigenschaften des Bodens sowie die Artenansprüche der Gräser berücksichtigt werden.
Teilflächen |
N in g/m² |
Phosphat in g/m² |
Kali in g/m² |
Grüns Dränschichtbauweise |
15 - 23 |
10 - 15 |
15 - 20 |
Abschläge Dränschichtbauweise |
18 - 25 |
5 - 10 |
10 - 15 |
Spielbahnen |
0 - 10 |
3 - 5 |
8 - 12 |
Tab.: Angaben zur jährlichen Nährstoffversorgung der Teilflächen einer Golfanlage.
Forschung und Entwicklung
Die aktuelle Entwicklung zur optimalen Bestimmung des erforderlichen N-Bedarfs von Golfgrüns, wird in einem Beitrag von den Autoren Qiyu Zhou und Douglas J. Soldat zum Thema: „Auswertung von Entscheidungshilfe-Tools für ein präzises Stickstoffmanagement auf Agrostis stolonifera Greens“ beschrieben.
Quelle: ZHOU, Q. and D.J. SOLDAT, 2022: „Evaluating Decision Support Tools for Precision Nitrogen Management on Creeping Bentgrass Putting Greens“. www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpls.2022.863211/full
Die umfassende Studie untersuchte die zukünftige Möglichkeit und Eignung eines auf maschinellem Lernen (ML) basierenden Rasenwachstumsmodells in Verbindung mit dem Random-Forest-Algorithmus (RF) (ML-RF-Modell) zur Verbesserung des Pflegemanagement von Agrostis stolonifera Greens durch Schätzung des kurzzeitigen Schnittgutertrags.
Diese Methode (ML-RF-Modell) wurde mit drei alternativen N-Anwendungsstrategien verglichen:
- Das PACE Turf Wachstumspotenzial Modell (GP).
- Eine erfahrungsbasierte Methode für die Ausbringung von N-Dünger (erfahrungsbasierte Methode).
- Das NDRE-Verfahren, eine erfahrungsbasierte Methode, die sich an einem vegetativen Index orientiert, dem Normalized Difference Red Edge NDRE-Verfahren.
Das ML-RF-Modell wurde auf der Grundlage einer Reihe von Variablen erstellt, darunter 7-Tage-Wetter, Evapotranspiration (ET), Belastungsintensität, Bodenfeuchte, N-Düngerate, NDRE und RTS-Wurzelzonentyp.
Die Handhabung und Interpretation des Modells für die Praxis bleibt abzuwarten.
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf Golfplätzen ist stark abhängig von der artgerechten Pflege und dem daraus resultierenden Gesundheitszustand der Pflanze.
Die gesetzlichen Vorgaben limitieren die Verwendung von geeigneten Präparaten, sodass die Auswahl nur durch sachkundiges Fachpersonal erlaubt ist.
Die Möglichkeiten für die Anwendung von zugelassenen bzw. genehmigten Präparaten werden vom Greenkeeper Verband Deutschland e.V. in einer Tabelle aufgelistet und aktualisiert auf der GVD-Homepage veröffentlicht.
Eine gepflegte Golfanlage kommt heute ohne den Einsatz einer Beregnungsanlage nicht mehr aus. Unter den Gesichtspunkten der Funktionalität und dem Ressourcenschutz stellt sich schnell die Frage nach der Höhe des Wasserbedarfs und der Verteilung auf den einzelnen Funktionsflächen. Für viele Golfanlagen ist Wasser ein bedeutender Kostenfaktor, sodass die Wassereinsparung im Fokus steht.
Aus diesem Grunde besteht die Herausforderung einer sachgerechten Pflege darin, einen Ausgleich zwischen sportfunktionalen Anforderungen, den ökologischen Auswirkungen und den betriebswirtschaftlichen Effekten herbeizuführen.
Der DGV-Arbeitskreis Golfplatzbewässerung stellt demzufolge fachliche Anleitungen zur Umwelt und Ressourcen schonenden Beregnung von Golfanlagen auf der DGV-Homepage zur Verfügung.
www.golf.de/publish/dgv-services/umwelt/bewaesserung/60085757/bewaesserung-von-golfanlagen
Lage |
Durchschnittliche |
Beregnungswasserbedarf in mm/Jahr | ||
Grüns |
Abschläge |
Fairways |
||
Sehr trockene Lagen |
< 500 |
400 -600 |
250 - 400 |
200 - 300 |
Trockene Lagen |
500 - 700 |
300 - 400 |
200 - 250 |
150 - 200 |
Mittlere Lagen |
700 - 900 |
200 - 300 |
100 - 200 |
100 - 150 |
Niederschlagsreiche |
> 900 |
100 - 200 |
50 - 100 |
0 - 100 |
Tab.: Beregnungswasserbedarf für die Teilflächen einer Golfanlage in Abhängigkeit von Standortbedingungen (trockene bis niederschlagsreiche Lagen. Quelle: FLL-Richtlinie für den Bau von Golfplätzen, 2008
Beregnungsnotwendigkeit
Unter Berücksichtigung der aktuellen Wetteraufzeichnungen und Veröffentlichungen der Klimadaten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist der Klimawandel mit Zahlen und Fakten belegt und hat zukünftig mehr und mehr Einfluss auf die Bewässerung von Golf- und Sportrasenflächen.
Nach Angaben des DWD werden die Sommer trockener werden, während im Winter die Niederschlagsmengen zunehmen. Berücksichtigt man diese Erkenntnisse bei der Bewässerung von Golfplätzen, so sind für die Zukunft bei Neuanlagen mehr und mehr trockenheits- und stresstolerantere Gräser zu verwenden. Bei der Ermittlung des Wasserbedarfs sind quantitative Bedarfsschwankungen von bis zu 30 % zu berücksichtigen. Zur Überbrückung größerer Trockenperioden in der Hauptvegetationszeit sollten natürliche Niederschläge aus den Wintermonaten gespeichert werden.
Der richtige Zeitpunkt für die Bewässerung sowie die Intensität der einzelnen Beregnungsgaben sind jeweils vom Zustand der Gräser geprägt. Welkeerscheinungen im Rasen liefern ein ernsthaftes Zeichen für die Notwendigkeit einer Zusatzbewässerung.
Greens-Beregnung zur Erhaltung der Vitalität.
Übersicht zur Darstellung der Pflegearbeiten auf dem Golfplatz
Grundpflege:
- Mähen
- Düngung
- Beregnung
Erhaltungspflege:
- Einsatz des Groomers = Harken/"Kämmen“
- Einsatz von Rasenigel /Rasenstriegel
- Einsatz des Vertikutierers = vertikal schneiden
- Scharfes Vertikutieren = scarifying
- Schlitzen oder Spiken = slitting / fine slitting
- Einsatz des Aerifizierers = belüften / coring
- Leichtes Besanden = Topdressing
- Abschleppen / Bürsten
Regenerationspflege
- Tiefschlitzen = deep slicing
- Tiefenlockerung
- Vertidrain-Gerät, Terra Spike Gerät
- Besandung
- Nachsaat = overseeding /intraseeding
Sondermaßnahmen
- Walzen der Greens = Smooth Rolling
- Sperrung einzelner Greens
- Schäden / Boden in Ausbesserung
- Platzsperre
- Winterbedingung z.B. Raureif
- Nässe