Rasenthema: September 2013
Autor: © Dr. Klaus Müller-Beck, Vorsitzender Deutsche Rasengesellschaft e.V.
Fertigstellungspflege: Eine wichtige Leistung bis zur Abnahme des Rasens
Einleitung
Zur Erreichung des abnahmefähigen Zustandes eines Rasens ist die Fertigstellungspflege nach DIN 18917: 2002-08 und DIN 18035, T.4 vorgesehen.
Dabei ist das Ziel, einen Entwicklungszustand zu erreichen, bei dem durch die folgenden Pflegemaßnahmen nach DIN 18919: 2002-08 eine Etablierung des Rasens gewährleistet ist. In der Fertigstellungspflege sind alle Leistungen zu erbringen, die zur Erreichung des abnahmefähigen Zustandes erforderlich sind.
Abb. 1: Abnahmef ähiger Zustand einer Golf-Abschlagfläche sowie Semirough-Fläche nach ca. vier Monaten.
Foto: K. G. Müller-Beck
Abnahmefähiger Zustand
Nach DIN 18917 ist ein abnahmefähiger Zustand erreicht, wenn bei der Ansaat von Zier-, Gebrauchs- und Strapazierrasen ein gleichmäßiger Bestand in Wuchs und Verteilung erreicht ist. Dieser muss im gemähten Zustand eine projektive Bodendeckung > 75 % aus Pflanzen der geforderten Saatgutmischung aufweisen, dabei darf der letzte Schnitt vor der Abnahme nicht länger als eine Woche zurückliegen.
Beim Landschaftsrasen (Extensivrasen) ist eine projektive Bodendeckung von > 50 % für die Abnahme zu erzielen. Bei höchstens 30 % der Fläche reicht ein Deckungsgrad von mindesten 40 % aus Pflanzen der gewünschten Saatmischung. Der letzte Schnitt vor der Abnahme darf nicht länger als zwei Wochen zurückliegen.
Bei besonderen Begrünungszielen auf extremen Standorten, wie Halden oder Trockenrasen, können abweichende Pflegemaßnahmen und Festlegungen für den Deckungsgrad getroffen werden.
Abb. 2: Verkürzte Zeit bis zur Abnahme bei der Verwendung von Fertigrasen.
Foto: K. G. Müller-Beck
Für Fertigrasen gilt der abnahmefähige Zustand, wenn der Rasen nach dem Verlegen gleichmäßig und nicht abhebbar mit der Vegetationsschicht verwurzelt ist.
Beim Sportrasen gelten nach DIN 18035, T.4 strengere Abnahmebedingungen.
Der gleichmäßiger Bestand des Ansaatrasens muss im gemähten Zustand eine projektive Bodendeckung der geforderten Arten aus der Saatmischung von > 90 % bei 70 % der Schätzwerte aufweisen. Fertigrasen muss so verwurzelt sein, dass er sich nicht mehr anheben lässt. Die Mähhöhe liegt bei 35 bis 40 mm, wobei der letzte Schnitt vor der Abnahme nicht länger als drei Tage zurückliegen darf.
Die Wasserinfiltrationsrate der Rasenfläche muss mindestens 60 mm/h betragen. Die Prüfung erfolgt als Feldmessung mit der Doppelring-Infiltrometermethode.
Artenzusammensetzung
In der Fertigstellungspflege soll die gewünschte Artenzusammensetzung des Rasens gemäß der gewählten Mischungsvariante durch geeignete Pflegemaßnahmen gefördert werden. Hierzu zählen folgende Arbeiten:
- Regelmäßiger Schnitt mit typgerechter Schnitthöhe;
- angemessene Bewässerung;
- ausgeglichene Nährstoffversorgung;
- Ausbesserung von Fehlstellen durch Nachsaat oder Fertigrasen;
- Ausgleich von Unebenheiten durch Topdressing/Besandung.
Leistungen im Regelfall
Der Umfang und die Intensität der Pflegemaßnahmen sind abhängig vom Herstellungstermin (Frühjahr/Herbst) und vom Witterungsverlauf.
Zusätzlich spielen die Beschaffenheit und der Nährstoffgehalt der Rasentragschicht (RTS) bzw. der Vegetationsschicht eine wesentliche Rolle.
Beregnen
Zur Keimung des Saatgutes und zur Entwicklung der Gräser in der Keimphase ist ein ausreichender Feuchtezustand des Vegetationshorizontes erforderlich.
In dieser Zeit können die Keimlinge ihren hohen Wasserbedarf noch nicht durch ein tiefreichendes Wurzelsystem decken, denn dieses muss sich ja erst noch ausbilden. Daher ist in den ersten drei bis vier Wochen nach der Aussaat eine geregelte Wasserversorgung entscheidend für den Erfolg. Die obere Bodenschicht muss stets genügend Feuchtigkeit enthalten, damit die empfindlichen Rasenkeimlinge keine Trockenschäden erleiden.
Bei trockener Witterung muss vier- bis fünfmal täglich für etwa zehn Minuten beregnet werden. Bis zur Etablierung muss die Bewässerung kontinuierlich weitergeführt werden.
Abb. 3: Versenkregneranlage eines Rasen-Trainingsplatzes zur exakten Verteilung des Beregnungswassers.
Foto: K. G. M üller-Beck
Die Voraussetzungen für eine fachgerechte Beregnung sind insbesondere bei der Anlage von Sportrasen zu erfüllen. Bei der gleichmäßigen Wasserverteilung ist darauf zu achten, dass möglichst feine Tropfen ausgebracht werden.
Mähen
Für die Rasentypen Zier-, Gebrauchs- und Strapazierrasen sind in der Regel sechs Schnitte bis zur Abnahme vorzusehen. Der Schnitt erfolgt bei einer Wuchshöhe von 60 bis 90 mm, dabei darf die Mähhöhe nicht kürzer als 40 mm betragen.
Es ist dafür zu sorgen, dass beim Mähen keine bleibenden Spuren in der Rasenoberfläche entstehen. Das Schnittgut kann auf der Fläche verbleiben. Sofern die Witterung feucht ist und die Gefahr der Klumpenbildung besteht, muss das Schnittgut aufgenommen werden.
Der Landschaftsrasen (Extensivrasen) ist in der Fertigstellungspflege mindestens einmal zu mähen.
Abb. 4: Erster Schnitt bei einem neu angelegten Golfgrün-Rasen.
Foto: K. G. Müller-Beck
Beim Sportrasen gelten mit etwa acht Schnitten bis zur Abnahme höhere Anforderungen. Es ist bei einer Aufwuchshöhe von 60 bis 80 mm zu mähen. Dabei darf der Saatrasen nicht kürzer als 40 mm und der Fertigrasen nicht kürzer als 30 mmm geschnitten werden. Die Schneideinheiten des Rasenmähers müssen einen glatten Schnitt gewährleisten, dazu müssen die Messer des Mähers scharf sein; denn stumpfe Messer reißen die noch nicht fest verwurzelten Gräser aus dem Boden und hinterlassen ausgefranste Wundränder an den Blättern. Dies sieht unschön aus und lässt Krankheitserreger leichter in die Blätter eindringen.
Durch die Wahl der geeigneten Geräte sind Fahrspuren zu vermeiden. Bei Klumpen- und Schwadenbildung durch feuchte Witterung, muss das Schnittgut aufgenommen werden.
Düngung
Die Gräser müssen mit den richtigen Nährstoffen in ausreichender Menge versorgt werden. Zur Entwicklung des Rasens sind geeignete Düngergaben erforderlich. Damit der Rasen schneller dicht, grün und rascher nutzbar wird, brauchen die jungen Gräser nach der Aussaat neben Stickstoff und Kalium vor allem Phosphat, denn Phosphat fördert das Wurzelwachstum. Sogenannte Starter-Dünger enthalten die für den jungen Rasen notwendigen Nährstoffe in der richtigen Zusammensetzung. Der Dünger wird kurz vor der Aussaat entsprechend der Dosieranleitung mit einem Streuwagen gleichmäßig auf der Fläche verteilt.
Abb. 5: Förderung der Narbendichte durch eine ausreichende Düngermenge bei der Rasenneuanlage. Im Vordergrund fehlende Nährstoffversorgung .
Foto: K. G. Müller-Beck
Als Basisgröße eignen sich 5 g N/m² in Form eines NPK-Rasendüngers. Gerade beim Sportrasen sind die Nährstoffgehalte der Rasentragschicht sowie die jahreszeitliche Witterung bei der Festlegung der folgenden Applikationsmengen und der Häufigkeit zu berücksichtigen.
Zur Vermeidung von Verätzungen an den jungen Gräsern sind bevorzugt geeignete Rasen-Langzeitdünger auszuwählen.
Mechanische Bearbeitung
Unerwünschter Aufwuchs, der die Entwicklung des Rasens behindert, ist durch mechanische Maßnahmen (Schnitt und Ausstechen) zu entfernen.
Bei der Verwendung von Fertigrasen für den Sportplatz (DIN 18035, T.4) können bis zur Erreichung des abnahmefähigen Zustandes neben dem Mähen folgende Maßnahmen vereinbart werden: Vertikutieren, Aerifizieren, Besanden und Abschleppen.