Rasenthema: September 2010
Autor: © Dr. Klaus Müller-Beck, Vorsitzender Deutsche Rasengesellschaft e.V.Nachsaat von geschädigten Rasenflächen noch vor dem Winter durchführen
Viele Hausrasenbesitzer interessiert derzeit eine Frage: „Was kann ich tun, um wieder einen schönen Rasen zu haben, denn in diesem Sommer haben die Gräser wohl sehr gelitten?“
Nach der Sommertrockenheit wurden gerade die Rasenflächen mit schwach wurzelnden Gräsern wie die Jährige Rispe (Poa annua) besonders intensiv geschädigt. Diese Gräser sind braun und abgestorben und können sich nicht aus dem Bestand regenerieren. Da im Boden jedoch zahlreiche Samen dieser Art vorhanden sind, kommt es bei ausreichenden Niederschlägen zur spontanen Wiederergrünung, wie man durchaus auf manchen Rasenflächen beobachten kann.
Abb. 1: Abgestorbener Altrasen kann mit dem Vertikutierer oder einem Eisenrechen bearbeitet werden. Das Pflanzenmaterial muss vor der Nachsaat von der Oberfläche entfernt werden.
Für die Entwicklung eines schönen, nutzbaren Rasens ist jedoch eine Nachsaat mit einer geeigneten Rasenmischung aus dem Fachmarkt (z.B. „Nachsaatmischung“ oder „Strapazierrasenmischung“) besonders sinnvoll.
Die beste Grasart zur Wiederherstellung geschädigter Rasennarben ist das Ausdauernde Weidelgras (Lolium perenne), auch Englisch Raigras oder Deutsches Weidelgras genannt, das in den genannten Mischungen überwiegend enthalten sein sollte(Angaben auf grünem Saatgut-Etikett an der Packung beachten).
Es keimt innerhalb von wenigen Tagen auch unter schwierigen Bedingungen und kann sich besser als alle anderen Rasengräserarten gegen die Konkurrenz durchsetzen. Es verträgt den Tritt und Schnitt sehr gut, einige neue Sorten sind sogar bei Tiefschnitt bis 6 mm einsetzbar. Es regeneriert sich bei mechanischer Schädigung und nach Wachstumsstörungen durch Krankheiten oder nach Trockenzeiten verhältnismäßig schnell.
Der alte Restbestand des Rasens muss für eine Nachsaat nicht umgegraben werden und die Einarbeitung von Kompost ist nicht ratsam, da ein älterer Rasen in der Regel einen ausreichenden Vorrat an organischer Substanz durch abgestorbene Wurzeln im Boden gebildet hat.
Abb. 2: Die Bearbeitungsfläche wird vor dem Ausbringen der Nachsaatmischung mit dem Rasenmäher auf der tiefsten Einstellung gemäht, damit der Restbestand der Gräser in der Konkurrenzkraft geschwächt wird und sich die jungen Keimlinge besser durchsetzen können.
Der Einsatz eines Vertikutierers zur scharfen Bearbeitung der abgestorbenen Rasenoberfläche ist eine gute Maßnahme zur Vorbereitung eines Saatbettes für die Nachsaat. Das herausgearbeitete Pflanzenmaterial muss von der Oberfläche entfernt werden, hierzu eignet sich der Rasenmäher mit Fangkorb.
Es folgt die gleichmäßige Verteilung des Saatgutes am besten mit einem geeigneten Streuwagen oder Hand-Rotationsstreuer. So lässt sich die richtige Saatmenge einhalten, damit Über- oder Unterdosierungen verhindert werden. Bei zu viel Saatgut pro Flächeneinheit behindern sich die Gräser gegenseitig in der Entwicklung und es kommt sehr häufig zu Pilzkrankheiten, die die Gräser zerstören. Im Allgemeinen ist eine Saatgutmenge von 20 bis 25 g/m² für die Entwicklung eines dichten Rasens absolut ausreichend.
Abb. 3: Die bearbeitete Schadfläche des Rasens wird nach dem Ausbringen der Nachsaat-mischung mit einem „Topdress-Material“ z.B. „Rasenerde“ abgedeckt.
Durch leichtes Einharken(1 cm) des Saatgutes soll ein guter Bodenkontakt hergestellt werden. Das Saatgut lässt sich auch mit einer Rasenerde (in Gartenfachmärkten erhältlich) leicht abdecken. Die Rasenprofis nennen diesen Vorgang „Topdressing“, die Samen sind so vor Vogelfraß, Wind und Sonne geschützt. In jedem Falle muss für die Keimung und die anschließende Entwicklungsphase für eine regelmäßige Feuchtigkeit gesorgt werden, die Oberfläche darf nicht austrocknen. Bodentemperaturen von ca. 8°- 10° C sind Voraussetzung für die Keimung. Unter diesen Gesichtspunkten ist die Zeit von September bis Mitte Oktober als Nachsaattermin durchaus geeignet.
Abb. 4: Nach etwa sieben bis zehn Tagen laufen die jungen Gräser auf. Die Bodenoberfläche sollte feucht gehalten werden, da die Wurzeln noch schwach ausgebildet sind.
Eine Nachsaat kann nur erfolgreich sein, wenn die aufgelaufenen Jungpflanzen auch mit Nährstoffen und Wasser gut versorgt werden. Die Konkurrenz durch die Wurzeln des Altbestandes kann sehr hoch sein. Die jungen Gräser müssen sich erst entwickeln und brauchen zum Start eine Extraportion Dünger. Hier kann ein Starterdünger eingesetzt werden, im Oktober wäre auch die Verwendung eines Herbstdüngers möglich.