Rasenthema: Oktober 2011
Autor: © Dr. Klaus G. Müller-Beck, Vorsitzender Deutsche Rasengesellschaft e.V.
Rasensaatgut wird knapp und teurer
Bereits seit einiger Zeit geht die Anbaufläche für die Produktion von Gräser Saatgut zurück. Die großen Saatgutproduzenten, wie Barenbrug, DFL Trifolium, die DSV oder die Saatzucht Steinach, konnten bisher einen gewissen Ausgleich durch entsprechende Lagerhaltung gewährleisten. Diese Bestände sind inzwischen weitgehend abgebaut, so dass der Bedarf am Markt direkt aus den erzeugten Erntemengen gedeckt werden muss. Diese Situation wird zu einer angespannten Versorgungslage sowohl bei den professionellen Anwendern als auch bei den Konsumenten für Hausrasenmischungen führen.
Abb. 1: Lagerhaltung von Gräser Saatgut erfordert definierte Bedingungen an Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
Abb. 2: Rasenmischungen enthalten eine vorgegebene Artenzusammensetzung, z.B. RSM Typ 2.3, mit unterschiedlichen Gräsersorten.
Aktuelle Vorträge zur Saatgut-Situation
Im Rahmen des 114.DRG-Raseseminars in Lahnstein wurde im September 2011 über die Produktion und die Entwicklung bei der Gräser Vermehrung berichtet. Generell steht der Vertragsanbau für Gräser Saatgut in Konkurrenz zu den starken Marktfrüchten wie Weizen oder zu Mais für die Beschickung von Biogasanlagen. Somit werden die Anbauflächen knapp und die Preise für die Pachtflächen steigen drastisch. Dies führt bei den Landwirten verstärkt zum Ausstieg aus der Gräser Vermehrung; denn die Ertragslage lässt sich mit anderen Fruchtfolgen besser absichern.
Hinzu kommt, dass die Vermehrung von Gräsern ein besonderes Fachwissen beim Landwirt erfordert. Dies konnte der Anbauberater der DSV, Herr Norbert Schenten, in seinem Referat sehr deutlich herausstellen.
(Das Vortrags-Handout steht für die DRG-Mitglieder zum Download im Login-Bereich zur Verfügung.)
Grafik 1: Die Vermehrung von Gräser Saatgut erfordert beim Landwirt ein hohes Maß an Fachkenntnis. Gerade die Erntbe-dingungen (Feuchtigkeit) können einen großen Einfluss auf die spätere Saatgutqualität ausüben.
Quelle: Vortrags-Handout N. Schenten, 2011
Auch im Rahmen der Globalisierung ist kaum mit einem Ausgleich zu rechnen. So wird zwar die Wiesenrispe vorrangig in den USA vermehrt, aber auch dort herrschen die gleichen Bedingungen bezüglich der „Flächen-Konkurrenz“.
Grafik 2: Die größten Vermehrungs- Flächen für Wiesenrispensaatgut liegen im Nordwesten der USA.
Quelle: Vortrags-Handout N. Schenten, 2011
In dem Vortrag: “Markt und Versorgungslage Rasengräser 2011 – 2015“ ging Holger Lürmann beim 114. DRG-Rasenseminar auf die derzeitige Situation und mögliche Entwicklungen beim Gräser Saatgut für Rasenmischungen in Europa ein.
In der gesamten EU wurden in den vergangenen Jahren durchschnittlich ca. 230 bis 250 Tsd. Tonnen Gräser Saatgut jährlich produziert.
Aus der Grafik 1 wird deutlich, dass Dänemark bei der Gräser Produktion in Europa eine führende Rolle einnimmt.
(Das Vortrags-Handout steht für die DRG-Mitglieder zum Download im Login-Bereich zur Verfügung.)
Grafik 3: Erntemengen (2009) für Gräser Saatgut in den wichtigsten europäischen Ländern.
Quelle: Vortrags-Handout, Holger Lürmann, 2011
Bei den bevorzugten Arten Lolium perenne und Festuca rubra gibt es in Dänemark bereits einen deutlichen Rückgang der Anbaufläche (siehe Grafik 4), aber auch in den übrigen Ländern sind ebenfalls Flächenreduzierungen für den Gräser Anbau vollzogen worden, in den Niederlanden z.B. etwa 10 bis 20% je nach Art und in Frankreich ca. 30% bei Lolium perenne.
Grafik 4: Veränderung der Anbauflächen (ha) für die wichtigen Gräser Arten zur Rasennutzung in Dänemark. (Größte Gräser Vermehrung in Europa).
Quelle: Vortrags-Handout, Holger Lürmann, 2011
Eine kurzfristige Veränderung der Anbau-Situation ist kaum möglich, da die meisten Gräser als Untersaat zur Getreidedeckfrucht angelegt werden und somit immer eine Verschiebung des Erntejahres nach der Getreideernte eintritt. Ansaaten aus 2011 werden somit frühestens in 2013 geerntet.
Grafik 5: Prognose zum Verlauf der Nachfragekurve und der erwarteten Produktion für Gräser Saatgut in der EU.
Quelle: Vortrags-Handout, Holger Lürmann, 2011
Selbst bei einer reduzierten Verbrauchsmenge bleibt für die nächsten Jahre ein deutliches Defizit bei der Versorgung, auch wenn die Prognose von einer Zunahme der Anbaufläche bis 2015 ausgeht (siehe Grafik 5).
Fazit
Diese Lage wird sich bei der Preisgestaltung für die Rasenmischungen auswirken. Gerade hochwertige Sorten, die in der Regel niedrigere Erträge liefern, dürften besonders knapp werden. Beim Preisvergleich sollte der Verwender noch stärker auf die Etikett-Angaben achten, damit er eine angemessene Qualitätsmischung erhält.
Grafik 6: Beispielhafter Ausschnitt aus „Beschreibende Sortenliste Rasengräser 2010“ zur Bewertung von Rasensorten.
Quelle: www.bundessortenamt.de/internet30/index.php?id=47