Rasenthema: November 2014
Autor: © Prof. Martin Bocksch, Verbandsreferent Deutscher Rollrasen Verband e.V. (DRV)
400 Rollrasenerzeuger aus 32 Ländern kamen zur größten Rasenveranstaltung auf deutschem Boden
Vanmac lud ein
Weite, grüne Rasenflächen, bunte Zelte, viele Großmaschinen und noch mehr Menschen kamen zum „Vanmac-Vorführtag“ am 26. September 2014 nach Karlskron bei Ingolstadt auf die Rollrasenflächen der Fa. Schwab. Wieder einmal hatte die Fa. Vanmac aus Holland ihre zahlreichen Rollrasenkunden aus ganz Europa eingeladen. Nach zwei Veranstaltungen in Luxemburg nun erstmalig nach Deutschland. Über 400 Teilnehmer folgten dieser Einladung.
Abb. 1: Platzübersicht am Morgen der Vorführung - Gute Stimmung ist überall spürbar.
(Foto: M. Bocksch)
Nicht oft haben Rollrasenerzeuger die Gelegenheit sich mit Kollegen auf europäischer Ebene auszutauschen. Rollrasentechnik ist auf den großen Messen für Landwirtschaft und Gartenbau in der Regel unterrepräsentiert. Vor diesem Hintergrund ist der Vorführtag besonders attraktiv. Die Veranstaltung wurde am Vortag ergänzt und abgerundet mit dem „European Turf Production Seminar“ der Firma Barenbrug.
„European Turf Production Seminar“
Größte Aufmerksamkeit erhielt der „Poa annua-Vortrag“ von Dr. James H. Baird von der University of California. Baird ist landwirtschaftlicher Berater und seit 2008 Rasenspezialist der Universität. Ganz allgemein ging er in seinem Vortrag zunächst auf das Unkrautmanagement ein, bevor er zur Poa annua kam.
Besonders interessant war seine Beschreibung des Keimungsverlaufes dieses Grases. Demnach liegt der Keimungsschwerpunkt im Spätsommer und nur zu einem geringen Teil im Frühjahr. Er gab die Zahl keimfähiger Samen pro Pflanze und Jahr mit 80 Samen an. Sie keimen sofort oder nach einer Abkühlungsphase. Nicht unerheblich sein Hinweis, dass sich Poa annua auch über Schösslinge und Ausläufer erfolgreich und effektiv ausbreiten kann.
In Bezug auf kulturtechnische Möglichkeiten des Poa annua-Managements war der Vortrag leider wenig aussagekräftig. Der Hinweis auf „sauberes“ Saatgut und eine gute Reinigung von Pflegegeräten fehlte selbstverständlich nicht. Bei der Poa annua-Bekämpfung funktioniert bisher das Bakterium Xanthamonas campestris leider nur im Labor
Weiterhin nannte er zur Poa annua-Vermeidung folgende Faktoren:
- ein niedriger pH-Wert,
- ein niedriger Phosphorgehalt im Boden,
- wenig Bodenbearbeitung und
- wenig Wasser.
Poa annua reduzierend wirken danach auch ein hoher Eisen- und Schwefelgehalt. Zudem kommt der Auswahl der für einen Standort optimal geeigneten Grasart und Sorte eine zentrale Bedeutung zu.
Chemische Poa annua Kontrolle mit neuen Wirkstoffen
Danach kam er rasch auf verschiedene Verfahren des chemischen Poa annua-Managements zu sprechen. Viele davon waren jedoch nur für „warm-season-grasses“ zutreffend bzw. die Wirkstoffe und Mittel sind in Europa nicht erhältlich bzw. einsetzbar.
Daher soll hier nur auf ein von ihm vorgestelltes Produkt eingegangen werden. Das neue Poa annua-Mittel „PoaCure“, mit dem Wirkstoff Methiozolin. Es wurde in Korea entwickelt und 2014 dort und in Japan zugelassen. Der Wirkstoff ist aus der ganz neuen Familie der Isoxazoline. Es wirkt im Vor- wie im Nachauflauf und erfasst neben Poa annua auch Poa trivialis, Fingerhirse und Klettenlabkraut. Die wichtigsten C3 und C4 Gräser sind gegenüber dem Wirkstoff tolerant.
Möglicherweise ist für Methiozolin sogar die Einstufung als Wirkstoff mit reduziertem Risiko möglich. In den USA hat „PoaCure“ in diesem Jahr die Versuchszulassung bekommen.
Empfohlene PoaCure Anwendungen mit 0,5 – 0,8 kg a.i. / ha alle 2 – 4 Wochen in der Hauptkeimphase auf Grüns und 1 – 2 kg a.i. / ha alle 2 – 4 Wochen im selben Zeitraum auf höher geschnittenen Rasen. Normalerweise seien mindestens drei Anwendungen notwendig.
Bei Nachauflaufanwendungen und erwünschter Wurzelaufnahme sind höhere Wasseraufwandmengen notwendig. Anwendungen im Herbst seien erfolgreicher als im Frühjahr. Erfahrungen liegen nach seiner Auskunft bisher in erster Linie von Grüns vor.
Danach kann es bei Agrostis stolonifera gelegentlich zu einer Ausdünnung kommen. Die Gräser erholen sich aber wieder. Wolliges Honiggras und Rotes Straußgras seien sehr empfindlich gegenüber dem Wirkstoff. Die neue Flechtstraußgras-Sorte „Pure Distinction“ weist eine extreme Toleranz auf, genauso wie die meisten Kriechpflanzen.
Auch von PoaCure kann man keine sofortige Poa annua-Befreiung sondern nur eine langfristige Bekämpfung erwarten. Geduld ist nötig und muss durch kulturtechnische Maßnahmen der Agrostis- bzw. Festuca-Pflege ergänzt werden.
Abb. 2: Mäheinheiten und Saugwagen für den Großflächeneinsatz. (Foto: M. Bocksch)
Vanmac-Vorführtag
Bei herrlichem Sonnenschein in Bofzheim bei Karlskron standen die Technik und deren praktische Vorführung auf den Flächen der Firma Schwab Rollrasen im Vordergrund. Beginnend bei der Bodenbearbeitung wurden Planiergeräte und Sämaschinen gezeigt. Damit bildete die Anlage von Rollrasenflächen den ersten Schwerpunkt. Alle Vorführungsblöcke wurden von ausführlichen Pausen abgelöst um sowohl an den Geräten nachzufragen als auch die zahlreichen Aussteller auf der Fläche und im zentralen Zelt zu besuchen.
Die gut erreichbaren Rasenflächen der Firma Schwab waren nach den starken Regenereignissen der letzten Tage und Wochen gerade wieder ausreichend abgetrocknet um Geräte und Menschen zu tragen.
Es folgte ein großer Block unterschiedlicher Mähgeräte und Saugwagen aus dem Vertrieb von Vanmac. Diese Geräte fanden großes Interesse, was an den Menschenmengen, die die Vorführung begleiteten, zu beobachten war. In einem geradezu „babylonischen“ Sprachgewirr wurden die Beobachtungen von den internationalen Gästen diskutiert.
Bei holländischem Kaffee und anderen Spezialitäten stärkte man sich zwischendurch immer wieder, um auch die weiteren Blöcke genauso aufmerksam verfolgen zu können.
In der direkten Folge waren das verschiedene Verlegemaschinen für Großrollen, die von der Firma Schwab entwickelt worden sind.
Erntemaschinen – Höhepunkt und Abschluss
Höhepunkt jeder Rollrasenveranstaltung ist die Präsentation der unterschiedlichen Erntemaschinen. Hier konnten die Besucher alle Größen und Abmessungen für Soden besichtigen. Es wurden Halb- und Vollautomaten der Hersteller Trebro, Kesmac und Magnum präsentiert. Aus der Sicht des Berichterstatters wären ein paar direkte Erläuterungen und Daten zu den Geräten während der laufenden Vorführung für die Informationsvermittlung sehr hilfreich gewesen. Hier sollte sich Vanmac bis zum nächsten Mal eine Lösung einfallen lassen.
Abb. 3: Dicht umringt - Erntemaschinen in Aktion. (Foto: M. Bocksch)
Der Vorführtag an sich bot eine großartige Gelegenheit, Rollrasenerzeuger aus den verschiedensten Ländern kennenzulernen. Interessant war, dass es keinen richtigen Schwerpunkt gab sowohl Südeuropa als auch Benelux waren gut vertreten, aber auch Osteuropa und Skandinavien. Dass die Geschäftsführerin der TPI extra aus den USA angereist war und sich die Zeit für die zwei Tage in Ingolstadt genommen hatte, spricht für die wachsende Bedeutung der Rollrasenerzeugung in Europa.
Am späten Nachmittag ging ein interessanter Tag zu Ende. Mit einem holländischen Tulpengruß wurden alle Teilnehmer des Vorführtages verabschiedet.