RASENTHEMEN SEIT 1999

Rasenthema: Mai 2018

Autor: © Dr. Klaus Müller-Beck, Ehrenmitglied Deutsche Rasengesellschaft e.V.

Sorteneigenschaften prägen Rasenqualität

Für den Qualitätsanspruch einer Rasenmischung sind die Anteile der jeweiligen Gräserarten und die Leistungen der ausgewählten Gräsersorten von größter Bedeutung.

 

Sortenunterschiede bei Rasengräsern in Farbe, Narbendichte oder Blatt-Textur, hier Lolium perenne Sortiment
Abb.1: Sortenunterschiede bei Rasengräsern in Farbe, Narbendichte oder Blatt-Textur, hier Lolium perenne Sortiment. (Foto: K.G. Müller-Beck)

 

Als wichtiges Hilfsmittel zur Beurteilung der Sorten, kann die „Beschreibende Sortenliste Rasengräser“ des Bundessortenamtes (BSA) herangezogen werden. Die aktuelle Ausgabe 2017 steht zum kostenlosen Download  als pdf-Datei zur Verfügung.
www.bundessortenamt.de/internet30/fileadmin/Files/PDF/bsl_rasengraeser_2017.pdf

Die Sortenliste enthält eine Vielzahl an Prüfparametern, wie beispielsweise Narbendichte, Narbenfarbe, Unkrautfreiheit, Vegetationsaspekt oder Krankheitsanfälligkeit, die somit Auskunft über die Qualität einer Rasensorte liefern.
Die Einstufung der Sorteneigenschaften erfolgt anhand einer Skala von 1 (sehr geringe Eignung/ unerwünschte Merkmalsausprägung) bis 9 (sehr gute Eignung/ gewünschte, beste Merkmalsausprägung). Mit diesen Noten lassen sich die angebotenen Regenerations-Mischungen (RSM 3.2) oder Mischungen für die Neuansaat eines Sportrasens (RSM 3.1), bzw. eines Gebrauchsrasens (RSM 2.3) gut vergleichen.

 

Anzahl der Sorten und Häufigkeit der Eignungsnoten für die Rasentypen
Tab.1: Anzahl der Sorten und Häufigkeit der Eignungsnoten für die Rasentypen „Gebrauchsrasen“ (RSM 2.3) und „Strapazierrasen“ (RSM 3.1 + RSM 3.2) nach Sortenliste Rasengräser 2017. (Quelle: Bundessortenamt)

 

Nachsaat zur Narbenverbesserung

Zur Verbesserung des Pflanzenbestandes und zur Förderung der Narbendichte bei lückigen Sportplätzen, nutzen die Greenkeeper im Profifußball verstärkt die Nachsaat mit einer Regenerationsmischung RSM 3.2 als regelmäßige Pflegemaßnahme in der laufenden Saison. In zahlreichen Stadien werden dabei Sondermischungen mit der Grasart Lolium perenne (Deutsches Weidelgras) und Top-Sorten der Eignungsnote 9 eingesetzt.

 

Saatgutettiketten für Sondermischungen mit Lolium -Sorten Saatgutettiketten für Sondermischungen mit Lolium -Sorten Saatgutettiketten für Sondermischungen mit Lolium -Sorten

Abb.2 a,b,c: Saatgutettiketten für Sondermischungen mit Lolium -Sorten Eignungsnote 9
( Fotos: K.G. Müller-Beck)

 

Beim Deutschen Weidelgras (Lolium perenne) werden darüber hinaus Sorten des tetraploiden Gräsertyps angeboten. Diese zeichnen sich durch eine sehr rasche Keimung auch bei niedrigen Temperaturen (ab 4 °C) aus. Beim Profirasen spielt der Faktor Zeit oft eine wichtige Rolle.
Für die Nachsaaten während der Winterspielperiode nutzen eine Reihe von Stadion-Greenkeepern verstärkt die Regenerationsmischungen mit Lolium multiflorum (z.B. die SOS-Mischung), da durch die Bodenheizung im Stadionrasen die Mindesttemperaturen für die Keimung erreicht werden können.

Saattechnik entscheidet

Wichtig für den Erfolg der Nachsaat auf dem Sportplatz ist die Art der Saattechnik. Es reicht nicht aus, das Saatgut mit dem Streuwagen oder von Hand auf die offenen Flächen zu streuen. In der Praxis haben sich spezielle Schlitznachsaatgeräte, Perforationsgeräte und insbesondere Spikeseeder bewährt. Vorteilhaft für die Keimentwicklung sind dabei der Bodenschluss und die damit verbundene, gleichmäßige Feuchtigkeit, die über entsprechende Beregnung vorgegeben wird. Nachsaaten sollten in der Sportplatzpflege zur jährlichen Routine zählen, da nur auf diese Weise die stark strapazierten Teilbereiche des Platzes mit einem Gräserbestand erhalten werden können. Nachsaaten dienen auch der Bestandsveränderung zu Lasten der unerwünschten Art Poa annua.

 

Spikeseeder für die flächige Nachsaat von Rasenflächen
Abb. 3: Spikeseeder für die flächige Nachsaat von Rasenflächen (Foto: K.G. Müller-Beck)

 

Doppereihiges Schlitzsaatgerät für die Rasennachsaat
Abb. 4: Doppereihiges Schlitzsaatgerät für die Rasennachsaat. (Foto: K.G. Müller-Beck)

 

Rasenstriegel mit pneumatischer Saateinrichtung
Abb. 5: Rasenstriegel mit pneumatischer Saateinrichtung. (Foto: Hatzenbichler)

 

Universalgerät „Terra Float Air“ zur Rasenregemneration mit pneumatischer Saattechnik.
Abb. 6: Universalgerät „Terra Float Air“ zur Rasenregemneration mit pneumatischer Saattechnik. (Foto: Wiedenmann)

 

Beim „Terra Float Air“ Gerät lässt sich für die Rasenregeneration die Werkzeugwalze wahlweise mit Igel- oder Sternsegmenten ausrüsten, sodass je nach Werkzeugbesatz bis zu 1.500 Löcher/m² oder 500 Schlitze/m² erzielt werden. Das sorgt für eine schonende Öffnung des Bodens und für eine perfekte Saatbettvorbereitung für die pneumatische Saattechnik.

Fazit

Die Nachsaat von Sportrasenflächen wird zu einem maßgeblichen Instrument bei der Erhaltung der Narbenqualität für ein regelgerechtes Fußballspiel. So spielt diese Maßnahme nicht nur auf den Rasenflächen der Stadien eine wesentliche Rolle sondern gerade bei der Vielzahl der Trainingsanlagen sind regelmäßige Nachsaat-Konzepte dringend erforderlich, um die Benutzungsintensität auf einem angemessenem Niveau zu halten.
Eine besondere Herausforderung für den Platzwart bzw. Greenkeeper stellen zusätzliche Veranstaltungen wie Konzerte, Freiluftaktivitäten oder Turnier-Wochenenden auf dem Rasen dar. Überstrapazierung erfordert in der Regel eine Regenerationsmaßnahme mit Lockerungsarbeiten in Verbindung mit einer Nachsaat zur Wiederherstellung der angemessenen Platzqualität.

 

Trainingsplatz mit Hybridrasen und regelmäßiger Nachsaat.
Abb. 7: Trainingsplatz mit Hybridrasen und regelmäßiger Nachsaat. (Foto: K.G. Müller-Beck)

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