RASENTHEMEN SEIT 1999

Rasenthema: Mai 2008

Autoren: © Maurus Senn, Gärtnermeister, 71655 Vaihingen

 

Unkraut im Rasen – verhindern und bekämpfen

Die allermeisten Grünflächen in Hausgärten dienen dem unbeschwerten Aufenthalt für Spiel, Spaß und Freizeit. Ein Statussymbol für Wohlstand und Ordnung soll auch erkennbar sein. Eine solche Fläche wird als Rasen bezeichnet und wird für diesen Zweck  auch entsprechend gepflegt. Und Unkraut? Nichts gegen die Vielfalt von Pflanzen im Garten, aber je weniger Fremdpflanzen im Rasen sind, desto stabiler und strapazierfähiger ist er.

 

Ehrenpreis
Ehrenpreis
Braunelle
Braunelle

 

Einen schönen, unkrautfreien Rasen zu haben ist kein Hexenwerk, sondern die Umsetzung von Fachwissen in die Tat. Es ist gut sichtbar, dass fast alle Rasenunkräuter niedrigwachsend oder kriechend sind. Damit sie gedeihen können, brauchen sie viel Licht und das ist nur vorhanden, wenn der Rasen ständig zu niedrig gemäht wird. Deshalb sollte der Rasen, vor allem im Sommer nicht unter 4 bis 5 cm geschnitten werden. Unkräuter, vor allem die sonnenhungrigen, werden dann wegen Lichtmangel unterdrückt. Wird der Rasen vor allem bei hohen Temperaturen zu niedrig gemäht, trocknet er schneller aus und die Unkräuter mit wesentlich tieferem Wurzelwerk gewinnen die Oberhand.

Fazit: Die richtige Schnitthöhe ist also die erste Unkrautverhinderung.

 

Was tun, wenn das Unkraut da ist?

Wenn im Rasen die Unkräuter dominieren und eine rasche Änderung erwünscht wird, hilft allein das Einhalten der richtigen Schnitthöhe nicht mehr. Dann ist eine sorgfältige, chemische Behandlung die einzig wirksame Alternative. Mit dem Kauf eines Präparates ist der Erfolg aber noch nicht gesichert. Für die richtige Anwendung ist es notwendig zu wissen, wie die chemische Unkrautbekämpfung überhaupt funktioniert und was alles zu beachten ist.

Die Wirkstoffe der Rasenunkrautvernichter, egal ob flüssig oder mit Dünger kombiniert, sind sogenannte Wuchsstoffmittel (Herbizide). Sie veranlassen die behandelten Pflanzen, ohne Unterbrechung bis zu ihrem Absterben zu wachsen. Das wirkt aber nur bei zweikeimblättrigen bzw. breitblättrigen Pflanzen, also den typischen Rasenunkräutern. Die Rasengräser sind einkeimblättrig und werden deshalb verschont.

 

Hahnenfuß
Hahnenfuß
Gundermann
Gundermann

Wichtige Hinweise zur Anwendung

Damit sich die Pflanzen wirklich zu Tode wachsen können, muss eine warme und wüchsige Witterung herrschen, z.B. Anfang Mai bis Mitte Juni. Bei noch vorhandener Nachtfrostgefahr oder bei hohen Temperaturen sollte der Einsatz verschoben werden. Bei Neuanlagen sind für die Anwendung im Ansaatjahr unbedingt die Angaben der Produkthersteller zu beachten. Wenn sich nach der erfolgreichen Anwendung Kahlstellen bilden, kann nach ca. 8 Wochen nachgesät werden.

Der Rasen sollte für ein optimales Wachstum auch gut gedüngt sein. Die Aufnahme des Unkrautvernichters geschieht zu 90% über die Blattoberfläche, und zu 10% über die Wurzel. Manche Produkte wirken ausschließlich über das Blatt. Der Rasen darf deshalb nicht frisch und vor allem nicht zu tief gemäht sein, damit genügend Blattfläche zur Aufnahme vorhanden ist.

Für die ideale Wirkung über das Blatt, sollte es mindestens 6 bis 8 Stunden nach der Behandlung nicht regnen. Damit der Wirkstoff auch nicht zu schnell am Blatt antrocknet, ist die Anwendung in den Abendstunden vorteilhaft. Wenn es etwa 1 bis 2 Tage nach der Anwendung regnet, gelangt der Wirkstoff in den Boden und kann seine Wurzelwirkung entfalten. Außerdem entsteht wieder ein gutes Wachstumsklima, welches die Wirkung fördert.

 

Anwendung von flüssigen Unkrautvernichtern

Flüssige Unkrautvernichter müssen in der richtigen Dosierung und mit der richtigen Wassermenge ausgebracht werden. Bei zu viel Wasser und nassen Blättern verdünnt sich der Wirkstoff und die Wirkung ist unzureichend.
Für eine gute Wirkung über das Blatt, muss es gut mit der Herbizidlösung benetzt werden. Dazu eignen sich besonders feine Gießbrausen oder Gießbalken. Werden Spritzgeräte verwendet, ist besondere Vorsicht geboten: Der feine Spritznebel wird vom Wind schnell weiter transportiert und kann andere zweikeimblättrige Gartenpflanzen schädigen.

Oft wird davon ausgegangen, dass mit einem Rasenunkrautvernichter alle Rasenunkräuter bekämpft werden können. In der Gebrauchsanweisung bzw. auf dem Beipackzettel ist vermerkt, welche Unkräuter sehr gut bis gut, weniger gut oder nicht ausreichend bekämpft werden können. Wichtig ist daher die Kenntnis, welche Unkräuter vorhanden sind und ob das Produkt ausreichend gegen diese wirkt. Durch die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Fachberatung beim Kauf eines Unkrautvernichters sollten Fehlanwendungen und eine unzureichende Wirkung ausgeschlossen sein.

 

Anwendung von Düngern mit Unkrautvernichter

Dünger mit Unkrautvernichter sind anwendungsfreundliche Produkte. Mit dem Doppeleffekt werden zum einen die Unkräuter bekämpft und die Rasengräser erhalten gleichzeitig eine Nährstoffgabe. Somit können die Gräser die Lücken schneller schließen. Anders als bei der flüssigen Unkrautbekämpfung, bei der das Blattwerk trocken sein soll, müssen die Blätter bei herbizidhaltigen Düngern taufeucht sein. Nur dann klebt der Wirkstoff am Blatt und kann in die Pflanze eindringen. Aber auch mit diesen Produkten können nicht alle Unkrautarten ausreichend bekämpft werden.

Gut bekämpft werden Löwenzahn, Weißklee, Gänseblümchen und Wegerich-Arten. Zu den allgemein schwer bekämpfbaren Unkräutern zählen: Ehrenpreis-Arten, Gundermann, Hornschoten-Sauerklee, Kriechender Günsel und Kriechender Hahnenfuß. Hierfür sind im Fachhandel entsprechende Herbizide für den Hausrasen erhältlich.

 

Zu guter Letzt

Für einen guten Erfolg ist es unabdingbar, die Gebrauchsanweisung der Hersteller genau zu beachten. Insbesondere die Hinweise für weitere Gefahren, z.B. Anwenderschutz, Gewässerschutz, Bienenschutz, Gerätereinigung, Wartezeiten, Entsorgung usw.
Landwirtschaftliche Herbizide, die in Grünland und Getreide angewendet werden, haben im Hausgarten keine Zulassung und dürfen hier auch nicht angewendet werden.
Obwohl von den Unkrautvernichtern bei sachgemäßer Anwendung keine Gefahr für Mensch und Tier ausgeht, sollten Kinder und Haustiere die behandelte Fläche für einige Tage nicht betreten.

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© Deutsche Rasengesellschaft e.V. (DRG)