Rasenthema: Mai 2006
Autor: © Dr. Klaus Müller-Beck, Vorsitzender Deutsche Rasengesellschaft
Frischer WM-Rasen 2006 hat die Stadien erreicht
Mit der Verlegung des speziellen WM-Rasens war in der19. KW in Kaiserslautern und Stuttgart, begonnen worden. Alle Stadionbetreiber hatten sich gegenüber der FIFA verpflichtet, zum Start vor der Fußball-WM 2006 einen neuen Rasen nach Vorgabe des FIFA-Rasenkompetenzteams zu verlegen. Nach einem festen Zeitplan wurde jetzt am Standort Hannover als letztes Stadion am 23. Mai die letzte Großrolle des WM-Rasens ausgerollt.
Der WM-Rasen wird als Charakterrasen bezeichnet, weil er vornehmlich von der Wiesenrispe (Poa pratensis) gebildet wird. Es wurden schmalblättrige Sorten in einer mittelgrünen Farbausprägung für die Mischung ausgewählt. Die zweite Komponente des Rasens, Lolium perenne (Ausdauerndes Weidelgras) sollte maximal 25 % im Pflanzenbestand ausmachen.
Für den WM-Rasen standen eigentlich nur vier Grasarten mit immerhin ca. 300 Sorten zur Auswahl. Die endgültige Entscheidung fiel schließlich auf die zwei genannten Arten mit insgesamt 14 Sorten.
Logistische Meisterleistung
In der Regel wurden für die Verlegearbeiten drei Tage pro Stadion benötigt. Dabei arbeiteten mehrere Teams Hand in Hand, so dass am ersten Tag der alte Rasen ausgefräst wurde und an den beiden folgenden Tagen die Verlegung und Bearbeitung der neuen Sode durch Spezial-Teams der Produzenten-Firmen erfolgte.
Ausrollen der Dicksode mit Spezialverlegegerät
Einbau des neuen WM-Rasens in der Allianz Arena München im Mai 2006.
Auch einige Trainingsplätze erhielten in diesen Wochen einen neuen Fertigrasen für das Turnier damit die Gast-Mannschaften angemessene Trainingsbedingungen vorfinden.
Neuer Rasen auch für einige Trainingsplätze der WM-Mannschaften, hier die Verlegung der Großrolle in Öhringen für die australische Mannschaft.
Begrüßung der WM-Gast-Mannschaften an den Standorten der Trainingslager, hier Billerbeck im Münsterland
Neu verlegter Rasen für den Trainingsplatz der englischen Nationalmannschaft in Bühlertal
Rasenmischung europäisch
Die Frage nach der Herkunft des WM-Rasens wurde vielfach diskutiert.
Die verwendeten Gräsersorten werden von deutschen und niederländischen Züchtern bereitgestellt. Dabei handelt es sich um die derzeit am besten geeigneten Sorten aus dem Artenspektrum Poa pratensis (Wiesenrispe) und Lolium perenne (Ausdauerndes Weidelgras).
Die Produktion des Fertigrasens erfolgte nach einer Ausschreibung bei den Fertigrasen-Produzenten in Deutschland an der Bergstraße (Fa. Büchner) und in den Niederlanden bei der Fa. Hendriks.
Die Ernte der so genannten Dicksode (35 mm Stärke) wird mit einer Spezialschälmaschine in einer Breite von 120 cm vorgenommen.
Mit einem Radlader werden die Rasenrollen (ca.1.000 kg) dann auf den Lkw verladen und mit ca 20 Fahrzeugen pro Stadion an den Bestimmungsort transportiert.
Die Rasensode für die WM-Stadien rollt per Lkw an die Stadien und per Spezialgerät auf die Rasentragschicht.
Qualitätssicherung für WM-Rasen
Bezüglich der Qualität des WM-Rasens wurden auch Kriterien für die Bodeneigenschaften definiert. So wurde der Anzuchtboden im Feld nach Vorgaben mit Sand abgemagert und im Labor geprüft. Die Gräser-Mischungen wurden beim Bundessortenamt vorgeprüft und mit den Eigenschaften der Beschreibenden Sortenliste verglichen. Während der Rasenanzucht im Feld fanden in zeitlichen Abständen gezielte Kontrollprüfungen mit entsprechenden Bonituren statt.
WM-Rasen im Blickfeld
Jetzt geht es darum, den frisch verlegten Rasen in den Stadien einzupflegen und auf die Fußballspiele der WM 2006 in Deutschland vorzubereiten. Auch hierbei sind für die Greenkeeper der Stadien Empfehlungen des FIFA-Rasenkompetenzteams und Vorgaben der FIFA einzuhalten. So sind beispielsweise die Farbmarkierungen, das Schnittmuster und die Schnitthöhe von 28 mm während des Turniers exakt einzuhalten.
Beim Rasen wurde nichts dem Zufall überlassen. Auf die Ergebnisse der Spiele dürfen wir gespannt sein.
Fotos:
Norbert Baumgartner, COMPO-Fachberater
Ralf Burger, COMPO-Fachberatung
Dr. Klaus Müller-Beck, COMPO-Fachberatung
Thomas Pfaff, COMPO-Fachberater