Rasenthema: März 2011
Autor: © Dr. Klaus G. Müller-Beck, Vorsitzender Deutsche Rasengesellschaft e.V.
Tipps für die Rasenpflege im Frühjahr
Abgestorbene Rasenteile nach dem Winter
In den Fällen, bei denen der Rasen im Winter durch starke Schneelast oder durch Winterkrankheiten gelitten hat und abgestorben bzw. „verklebt“ erscheint, kann als erste Maßnahme eine leichte Behandlung mit dem Laubbesen oder einem Straßenbesen vorgenommen werden, damit die Winterreste entfernt und verklebte Rasenteile gelöst werden. Unmittelbar danach folgt dann die Frühjahrsdüngung wie unten beschrieben.
Eine Düngung zu diesem frühen Termin, bereits ab Mitte März, unterstützt die Triebkraft der Gräser und sorgt für eine nachhaltige Wiederergrünung des Rasens.
Der erste Schnitt kann ebenfalls schon sehr zeitig im Frühjahr durchgeführt werden. Oft präsentiert sich die Rasennarbe nach dem Winter in einem „unruhigen“ Aspekt, da einige Gräserarten auch im Winter bei milden Temperaturen einen leichten Zuwachs entwickelt haben. Etwa eine Woche bzw. 10 Tage nach der Düngung kann der Schnitt erfolgen, wobei
die Schnitthöhe bereits auf 35 bis 45 mm als Regelwert für den Gebrauchsrasen eingestellt wird.
Abgestorbenes Pflanzenmaterial und verklebte Gräserblätter werden im Frühjahr mit dem Laubrechen bearbeitet. (Fotos: K.G. Müller-Beck)
Der erste Rasenschnitt nach dem Winter dient der Säuberung der Oberfläche. Einige Blattspitzen werden bereits eingekürzt, so dass der Rasenaspekt insgesamt gleichmäßiger wirkt.
Rechzeitige Startdüngung im Frühjahr
Während der Wintermonate reduzieren die Rasengräser den Stoffwechsel so stark, dass in der Regel kaum oberirdischer Zuwachs entsteht. Ältere Blätter sterben in dieser Zeit ab, und verursachen so einen eher braunen bis grauen Farbaspekt in der Rasennarbe.
Damit der Rasen möglichst rasch wieder ergrünen kann, sollten die Gräser im zeitigen Frühjahr ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden. Rasengräser werden durch Sonneneinfluss und Temperaturentwicklung in den ersten Wochen des Jahres wieder stimuliert, das Wachstum aufzunehmen. Dies gilt im Frühjahr besonders für die Wurzelentwicklung.
Aus Untersuchungen ist bekannt, dass bei Erreichen einer bestimmten Tages-Temperatursumme, ausgehend von Anfang Januar, eine aktive Aufnahme von Nährstoffen einsetzt. Bereits bei einer Temperatursumme von 150° C, die je nach Standort und jahreszeitlichem Verlauf im Februar bis März erreicht wird, kann also die Startdüngung zum Frühjahr verabreicht werden. Zu diesem Termin eignen sich etwa 30 g/m² eines stickstoffbetonten Rasendüngers, die jetzt verstärkt in den Fachmärkten angeboten werden.
Der richtige Zeitpunkt zum Vertikutieren
Viele Rasenbesitzer betrachten das Vertikutieren als Startpflegemaßnahme im Frühjahr, doch ein zu früher Einsatz kann eher zu Schäden führen.
Eine Bearbeitung mit dem Vertikutierer (Handbetrieb, Motor- oder Elektroantrieb) bedeutet nämlich für die Gräser zunächst einen massiven Eingriff in die Pflanzenentwicklung; denn es werden durch den senkrechten Schnitt eine Reihe von Blatt- und Stängelteile abgetrennt und entfernt. Nach der Winterruhe führt dies zu einer weiteren Schwächung der Gräser. Durch den mechanischen Reiz werden andererseits die Gräser dazu angeregt, neue Triebe und Blätter zu bilden, diesen Vorgang nennt man Bestockung.
Die Anregung zur Bildung von neuen Seitentrieben gelingt aber nur bei entsprechenden Wachstumsbedingungen mit der nötigen Temperatur und einer ausreichenden Nährstoffversorgung.
Prinzipiell sollte deshalb vor dem Vertikutieren, etwa 10 bis 14 Tage im Voraus, die erste Düngung ausgebracht werden. Mit der Aufnahme der Nährstoffe werden Stoffwechsel und Wüchsigkeit der Gräser stimuliert. Derartig vorbereitete Gräser können sich somit rasch bestocken, so dass die „Schäden“ nach dem Vertikutieren deutlich schneller verheilen. Je früher diese Startdüngung ausgebracht werden kann, dies ist abhängig vom jährlichen Witterungsverlauf, desto zeitiger kann mit dem Vertikutieren begonnen werden.
Starke Rasenfilzbildung bei einem bindigen, wenig durchlüfteten Boden. (Fotos: K.G. Müller-Beck)
Auf einer Welle angeordnete vertikal schneidende Messer eines Motorvertikutierers.
Muss man jedes Jahr Vertikutieren?
Die mechanische Bearbeitung des Rasens mit dem Vertikutierer sorgt dafür, dass abgestorbene Pflanzenreste und die angewachsene Rasenfilzschicht entfernt werden. Durch das Vertikutieren wird überschüssiges Pflanzenmaterial wirksam beseitigt und der Rasen kann wieder „atmen“.
Je nach Pflanzenbestand kann diese Arbeit jährlich notwendig werden. Ein kleiner Bodenausstich gibt eine gute Information zur Narben- und Filzdicke. Wenige Millimeter Rasenfilz (< 5 mm) können akzeptiert werden; denn die Mikroorganismen des Bodens sorgen für den kontinuierlichen Abbau.
Gerade im Frühjahr sollte der Rasen nicht zu scharf bearbeitet werden. Auch wenn die Fläche nach dem Vertikutieren ramponiert aussieht, so schließen die Gräser durch Bestockung und Regenrationswachstum sehr bald die entstandenen Lücken.
Fazit: Rasen erst düngen und ca. 10 bis 14 Tage wachsen lassen, dann Vertikutieren!
Das Vertikutiergut muss von der Fläche entfernt werden und kann zur Kompostierung genutzt werden. Zur Glättung der Oberfläche wird der Rasen nach dem Vertikutieren zusätzlich zum regelmäßigen wöchentlichen Schnitt gemäht.