Rasenthema: März 2010
Autor: © Dipl.-Ing. hort. Susanne Gürtler und Dr. Hermann Freudenstein, Bundessortenamt
Leistungen von Rasengräsern unter Winterbelastung
Ganzjährige Bespielbarkeit gefordert
Während der Wintermonate herrschen auf vielen Trainingsplätzen und in Sportstadien ungünstige Wachstumsbedingungen für Rasengräser. Lichtmangel und niedrige Temperaturen führen zu geringen Wachstumsraten, die Gräser befinden sich in einer natürlichen Winterruhe.
Verschiedenste Stressfaktoren wie beispielsweise wechselnde Temperaturen, langanhaltende Feuchtigkeit, eine zu hohe Stickstoffversorgung im Herbst, zu starke mechanische Verletzungen oder auch durch Niederschläge verursachte Staunässe, machen den Pflanzen im Winter mehr zu schaffen als in der Hauptwachstumsperiode und fördern das Auftreten und die Anfälligkeit gegenüber Pilzerkrankungen. Eine unschöne lückige Grasnarbe bis hin zum Totalausfall kann dann die Folge sein. Trotz dieser erschwerten Bedingungen für den Rasen ist jedoch insbesondere im Profisport eine ganzjährige Bespielbarkeit und Belastbarkeit von Sportflächen gefordert.
Unerlässlich sollte es daher sein, die Widerstandsfähigkeit der Rasengräser und damit gesundes Pflanzenwachstum während der Hauptvegetationszeit durch optimale Pflegemaßnahmen wie z. B. einer angepassten Düngung oder auch entsprechender Schnitthäufigkeit zu fördern.
Abb. 1: Die Abbildung zeigt belastete (links) und unbelastete Parzellen (rechts) verschiedener Sorten von Wiesenrispe (Poa pratensis). Deutlich zu erkennen sind hier die Unterschiede in der Belastbarkeit zwischen den Sorten (s. Parzelle in der Bildmitte und Parzellen im Vordergrund).
Fotos: S. Gürtler
Sortenunterschiede bei Belastung
Neben einem auf die Bedürfnisse der Rasengräser abgestimmten Pflegekonzept sollte man jedoch nicht den Blick auf die Pflanze selbst vernachlässigen.
So lassen sich in den Rasenversuchen des Bundessortenamtes große Qualitätsunterschiede zwischen Rasengräsersorten unter Belastung während der Wintermonate feststellen. Bewertet wird hierbei der visuelle Gesamteindruck jeder Parzelle u. a. hinsichtlich Narbendichte, Unkrautbesatz, Krankheitsbefall oder auch der Narbenfarbe in den Monaten Oktober bis März. Die Belastung der Rasenparzellen mit einer Stollenwalze wird dabei analog zur ’Bespielbarkeit’ des Platzes, also witterungsabhängig auf frost- und schneefreiem sowie abgetrocknetem Boden durchgeführt.
Abb. 2: Im Bildvordergrund sind zwei Sorten von Lolium perenne mit deutlich unterschiedlicher Krankheitsanfälligkeit im normalen Gebrauchsrasen zu sehen. Der Einfluss der Krank-heitsanfälligkeit auf die Belastbarkeit der Sorte lässt sich an den dahinter liegenden belasteten Parzellen erkennen. Die Narbe der durch Fäulnispilze geschwächten Sorte ist auffällig lückiger.
Boniturnoten für Gräsersorten
Die Spanne der erreichten Bewertungsnoten bei den bedeutsamsten Arten des aktuell zugelassenen Rasengräsersortiments reicht auf einer Bewertungsskala von 1 (sehr schlechter Gesamteindruck) bis 9 (beste, gewünschte Ausprägung) bei Ausdauerndem (Deutschem) Weidelgras von Note 4 bis Note 7 und bei Wiesenrispe von Note 3 bis ebenfalls Note 7.
Im Vergleich dazu liegen die Sorten beider Arten für die normale Gebrauchsrasennutzung ohne Belastung vor allem im Bereich von 5-7.
Graphik 1: Gebrauchsrasen
Die beiden Graphiken zeigen eine Übersicht bezüglich der Entwicklung der zugelassenen Sortimente über einen Zeitraum von 20 Jahren.
Dargestellt ist die prozentuale Verteilung der zugelassenen Sorten von Ausdauerndem (Deutschem) Weidelgras und Wiesenrispe innerhalb der Bewertungsskala 1-9 im Merkmal „Gesamteindruck/ Aspekt im Winter“ in den Jahren 1988, 1998 und 2008 in der Nutzungsrichtung Gebrauchsrasen (Graphik 1) und unter Belastung (Graphik 2). Die Daten für die Auswertung entstammen der „Beschreibenden Sortenliste Rasengräser“ des Bundessortenamtes der jeweiligen Jahre.
Graphik 2: Sport-/Strapazierrasen
In beiden Nutzungsrichtungen ist über den betrachteten Zeitraum von 20 Jahren eine deutliche Verbesserung der Züchtungsleistung zu erkennen. Der Anteil von Sorten im Wertungsbereich 6 und 7 hat deutlich zugenommen. Dennoch sind vor allem bei der Wiesenrispe große Unterschiede in der Belastungstoleranz zu erkennen. 60% der Sorten bewegen sich im unteren bis mittleren Notenbereich. Um eine auch im Winter qualitativ hochwertige, belastbare Grasnarbe zu halten, empfiehlt sich die Verwendung von Rasenmischungen, die Sorten mit entsprechend hoher Eignungsnote enthalten. Diese zeichnen sich durch eine dichtere, unempfindlichere sowie auch optisch ansprechendere Narbe aus. Entstandene Lücken können im Frühjahr schneller wieder geschlossen werden und reduzieren die Notwendigkeit von Nachsaatmaßnahmen. Einzelheiten dazu können der jeweiligen aktuellen Ausgabe der ’Beschreibenden Sortenliste Rasengräser’ entnommen werden.
Die Belastbarkeit von Rasenflächen, vor allem während der Wintermonate, aber auch die Regenerationsfähigkeit im Frühjahr, hängen demnach neben möglichst optimierten Pflegemaßnahmen auch ganz entscheidend von der Sortenwahl ab.