RASENTHEMEN SEIT 1999

Rasenthema: März 2009

Autor: © Dr. Klaus Müller-Beck, Vorsitzender Deutsche Rasengesellschaft e.V.

 

Rasenmischungen für dauerhaften Rasen

Jetzt beginnt wieder die Zeit, in der viele Gartenbesitzer einen neuen Rasen anlegen oder den alten Rasen durch eine Nachsaat verbessern möchten. Als Verbraucher steht man vor dem Regal und der Frage; wie wähle ich die richtige Rasenmischung aus. Wohlklingende Mischungsnamen liefern nur selten eine Aussage zu den tatsächlichen Qualitätseigenschaften.

Einige Hinweise und Tipps zur Beurteilung von Rasenmischungen sollen dem Rasenliebhaber helfen, die richtige Wahl zu treffen.

 

Das vielfältige Angebot von Rasenmischungen
Abb: Das vielfältige Angebot von Rasenmischungen ist für den Hobby-Rasenbesitzer oft nur schwer durchschaubar. Wichtige Informationen zur Zusammensetzung und Sortenauswahl enthalten die kleinen, grünen Etiketten, meist auf dem Boden der Packungen angebracht

 

Wenige Arten sind geeignet

In einer Mischung sind in der Regel verschiedene Gräserarten und Sorten enthalten, die sich ergänzen und somit die Eigenschaften des jeweiligen Rasentyps bestimmen. Je nach Verwendungszweck der Mischung (Zierrasen – Gebrauchsrasen -Strapazierrasen - Landschaftsrasen) werden die jeweiligen Anteile der geeigneten Grasarten in mehreren Sorten vom Produzenten zusammengefügt. Auf diese Weise nutzt man die unterschiedlichen Eigenschaften der Rasengräser für die örtlichen Standortbedingungen.

Gräserzuchtgarten mitEinzelpflanzen

Gräserzuchtgarten mit Einzelpflanzen

Vielfältige Grasarten mit unterschiedlichen  Eigenschaften
Vielfältige Grasarten mit unterschiedlichen  Eigenschaften
Gräsermischungen in Vergleichs-parzellen beim Produzenten
Gräsermischungen in Vergleichsparzellen beim Produzenten

 

Die charakteristischen Beschreibungsmerkmale für die wichtigsten Rasengräser in den Mischungen für den Hausrasen sind nachfolgend kurz zusammengefasst:

  • Ausdauerndes Weidelgras (Lolium perenne)
    kräftig; belastbar; raschwüchsig, regenerationsfreudig
  • Wiesenrispe (Poa pratensis)
    dicht; strapazierfähig; dunkelgrün, unterirdische Ausläufer
  • Rotschwingel (Festuca rubra commutata, Festuca rubra trichophylla)
    fein; anspruchslos; langsamwüchsig und tiefschnittverträglich
  • Rohrschwingel  (Festuca arundinacea)
    grobes, trockenheitsverträgliches Horstgras für Gebrauchsrasen
  • Schafschwingel (Festuca ovina)
    lockerhorstig; anspruchslos; pflegeleicht

Mischungen für edle, feine Zierrasen unterscheiden sich beispielsweise durch die Arten und deren Anteile im Vergleich zu einem Gebrauchsrasen der als Hausrasenfläche dient oder einem belastbaren Sportrasen für das Fußballspiel. Spezielle Nachsaatmischungen zur Renovation oder zum Ausbessern von lückigen, alten Rasenflächen enthalten in der Regel einen hohen Anteil der raschwüchsigen, regenerationsfreudigen Art Lolium perenne.

 

Zusammensetzung einer Gebrauchsrasenmischung gemäß FLL Regel-Saatgut- Mischung Typ RSM 2.3.
Grafik: Zusammensetzung einer Gebrauchsrasenmischung gemäß FLL Regel-Saatgut- Mischung Typ RSM 2.3. Die Arten Lolium perenne, Festuca rubra und Poa pratensis bilden ein ausgewogenes Verhältnis in der Mischung. Diese Rasenmischung ist vom Standort ohne Einschränkung einzusetzen, sie verträgt mittlere bis hohe Belastung und eignet sich demnach als Spiel- und Hausrasen.


Nach derzeitigem Stand der Rasenforschung sind für die Anwendung im Hausrasenbereich die Arten Festuca rubra, Lolium perenne und Poa pratensis als Standardmischung besonders geeignet.
Das Einmischen weiterer Gräserarten ist nur unter speziellen Bedingungen zur Begrünung von Sonderstandorten wie beispielsweise in Schattenlagen sinnvoll. Hier sind  dann Arten wie Poa nemoralis (Hainrispe) und Poa trivialis (Gemeine Rispe) oder Deschampsia cespitosa (Rasenschmiele) zu nennen, Eine besondere Eignung als Schattenrasen zeigen Mischungen mit der Art Poa supina (Lägerrispengras).

Eine wichtige Eigenschaft einer Rasenmischung wird zukünftig durch die Hitze- und Trockentoleranz der jeweiligen Gräserarten bestimmt. Vor diesem Hintergrund sind Mischungen mit der tief wurzelnden Art Festuca arundinacea  (Rohrschwingel) entwickelt worden. In einer Variante des Rasentyps RSM 2.2

ist eine Mischung mit 70 % der Art Festuca arundinacea aufgeführt. Spezielle Mischungen sind im Fachhandel erhältlich.

 

Zusammensetzung einer Gebrauchsrasenmischung –Trockenlagen gemäß FLL Regel-Saatgut-Mischung Typ RSM 2.2
Grafik: Zusammensetzung einer Gebrauchsrasenmischung –Trockenlagen gemäß FLL Regel-Saatgut-Mischung Typ RSM 2.2 mit der dominierenden Grasart Festuca arundinacea (Rohrschwingel) für mittlere bis hohe Belastungen.

 

Sorten bestimmen Rasenaspekt

Ein besonderes Qualitätsmerkmal stellen die jeweiligen Sorten der oben genannten Grasarten in den Mischungen dar.  Die Eignungskriterien für die Rasenanwendung werden bei der Sortenzulassung durch das Bundessorten ermittelt und in einer beschreibenden Sortenliste veröffentlicht. Die besten Sorten erhalten die Höchstnoten 8 -9, schwache Sorten (z.B. krankheitsanfällig, lückig) werden mit der Boniturnote 4 -5 eingestuft.

Hersteller von guten Rasenmischungen weisen deshalb auf die Zusammensetzung nach „RSM“ hin und nutzen in der Regel Sorten mit den besten Eigenschaften. Der Qualitätsstandard von RSM-Rasentypen wird jährlich überprüft und in der FLL-Broschüre „Regel-Saatgut-Mischungen Rasen“ veröffentlicht. Die Deutsche Rasengesellschaft und das Bundessortenamt sind maßgeblich in diesem FLL-Arbeitskreis vertreten.

Der Anbau und die Ernte der hochwertigen Rasensorten ist aufwendiger und der Samenertrag ist in den meisten Fällen geringer, so dass der Preis für diese Qualitätssorten deutlich höher liegt. Der Mehrpreis für diese Mischungen lohnt sich in der Regel; denn die Basis für einen guten Rasen wird mit dem Saatgut gelegt. Landwirtschaftliche Sorten werden für die Biomassen-/ Futterproduktion gezüchtet und angebaut, Rasengräser-Sorten werden bevorzugt für die Narbendichte entwickelt.

Leider werden auch heute noch landwirtschaftliche Futtergräser statt guter Rasensorten in Billigmischungen eingemischt; wie z.B. Einjähriges Weidelgras (Lolium multiflorum),  Welsches Weidelgras (Lolium westerwoldicum)  oder Wiesenschwingel (Festuca pratensis).
Derartige Mischungskomponenten führen zwar zu einer sehr schnellen Ergrünung nach der Aussaat, sie sind jedoch für eine gute, nachhaltige Rasenqualität eher abträglich; denn sie sind weniger schnittverträglich und dienen lediglich dazu, die Rasenmischung billig zu machen.
Eine mögliche vordergründige Einsparung beim Kauf der Rasenmischung wird dann später durch die minderwertige Rasenqualität teuer bezahlt (hoher Schnittgutanfall, geringe Narbendichte, breite Blätter).

 

Kennzeichnung der Rasenmischung lesen

Nach dem Saatgutverkehrsgesetz müssen alle Rasenmischungen mit einem Etikett  (grün am Boden der Packung) zur Deklaration der Zusammensetzung in Gew.-% der Arten gekennzeichnet sein. Bei den Schlauchbeutelpackungen werden diese Mischungsangaben (Anteile, Arten und Sorten) auf die Folie gedruckt.

 

Erläuterungen zu den Angaben auf einem Saatgut-Etikett:

Saatgut-Etikett
  • Packungseinheit >2kg/< 10kg
  • Kenn-Nr. des Mischbetriebes
  • Behördl. Registrierte Mischungs-Nr.
  • Verwendungszweck
  • Rasentyp
  • RSM-Typ
    „Gebrauchsrasen-Spielrasen“
  • Gew.-%
  • Grasart
  • Grassorte
  • Packungsinhalt

Abb: Saatgutetikett nach Saatgutverkehrsgesetz für die Kennzeichnung von Rasenmischungen, bei Schlauchbeuteln sind diese Angaben aufgedruckt

Bei Verwendung von Regelsaatgutmischunen (RSM) hat man eine Gewähr für die Qualität des Saatgutes. In diesen Mischungen werden gute Sorten jeder Art verwendet und die Mindestkeimfähigkeit ist meist höher als gesetzlich gefordert.

Das richtige Saatgut ist der entscheidende Faktor für einen schönen Rasen. Im Saatgut sind die Eigenschaften und das Leistungsvermögen genetisch festgelegt. Vollmundig klingende Namen wie "Berliner Tiergarten, „Englischer Rasen“ oder“ Fürst Pückler" u.a. sind keine Gewähr für gute Rasenmischungen. Das „grüne Etikett“ gibt dem Verwender die echte Auskunft.

 

Billigmischung  „Tiergarten“  (Gartencenter)

Anteil in Gew.-% Grasart Sorte RSM Note Gebrauchsra.
35 % Lolium perenne Prana ./.
25 % Lolium perenne Nui ./.
35 % Festuca rubra rubra Reverent ./.
5 % Alopecurus pratensis    

 

Qualitätsmischung „Strapazierrasen“ (Gartencenter)

Anteil in Gew.-% Grasart Sorte RSM Note Gebrauchsra.
30 % Lolium perenne Lorettanova 9
30 % Lolium perenne Loretta 8
15 % Festuca rubra c. Trophy 8
10 % Festuca rubra trichophylla Samanta 7
10 % Poa pratensis Miracle 8
5 % Poa pratensis Cynthia 7

 

Qualitätsmischung „Nachsaatmischung“ (Baumarkt)

Anteil in Gew.-% Grasart Sorte RSM Note Gebrauchsra.
20 % Lolium perenne Barrage 7
20 % Lolium perenne Bargold 9
20 % Lolium perenne Bartwingo 7
20 % Lolium perenne Romance 7
10 % Festuca rubra trichophylla Smirna 8
10 % Poa pratensis Conni 8

 

Billigmischung „Fürst Pückler“ (Baumarkt)

Anteil in Gew.-% Grasart Sorte RSM Note Gebrauchsra.
30 % Lolium perenne Belinda ./.
25 % Lolium perenne Taya 7
35 % Festuca rubra genuina Bondolin ./.
5 % Festuca rubra commutata Tatjana ./.
5 % Poa pratensis Opal 7

 

Tabelle: Beispiele für Angebote unterschiedlicher Rasenmischungen aus dem Gartencenter oder Baumarkt
(* Die RSM-Note ist der Broschüre „Regel-Saatgut-Mischung 2009“ entnommen. Bezugsquelle: Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. FLL, Colmantstr. 32; 53115 Bonn www.fll.de )

 

Gute Mischungen mit einem hohen Anteil an Rotschwingel (Festuca rubra) und Wiesenrispe (Poa pratensis), benötigen ausreichend Zeit für die Keimung  und Entwicklung. Hier ist Geduld vom Rasenliebhaber gefordert. Lolium perenne (Ausdauerndes Weidelgras) keimt rasch, ist regenerationsfreudig und ist deshalb für den Strapazierrasen ganz besonders für die Nachsaat geeignet.

Gütesiegel auf den Verpackungen
Abb: Gütesiegel auf den Verpackungen bestätigen die Qualitätseigenschaften von Rasenmischungen wie beispielsweise die Artenzusammensetzung, Keimfähigkeit oder Sorteneignung.

 

Fazit

Der Preis für eine Qualitätsrasenmischung ist meistens gerechtfertigt. Bei sehr günstigen Angeboten sollte man einen Blick auf die verwendeten Gräserarten und Sorten werfen, die auf der Packung genannt sein müssen.

Mit dem grünen Etikett und einem aussagefähigen Gütesiegel wird die Beschaffung einer geeigneten Rasenmischung gelingen.

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