Rasenthema: März 2008
Autor: © Dr. Gabriela Schnotz, Dr. Michael Schlosser, JULIWA-HESA GmbH, Heidelberg
Klimawandel – auch ein Thema für die Rasenpflege?
Das Wort Klimawandel ist neuerdings in aller Munde. Ob nun vom Menschen verursacht oder nicht – Tatsache ist eine zunehmende Erwärmung der Atmosphäre. In den letzten hundert Jahren stiegen die Jahresmitteltemperaturen in Deutschland um 0,8°C, bis 2080 wird von Klimaforschern ein weiterer Temperaturanstieg von 1,8 bis 3,6°C prognostiziert. Das mag wenig erscheinen, es handelt sich aber bei einer angenommenen Mitteltemperatur von 7,5 – 8°C bei 0,8°C um eine prozentuale Erhöhung von ca. 10%. Insbesondere die warmen Winter führen zu Problemen hinsichtlich Krankheits- und Schädlingsbefall bei den Rasenflächen, aber auch die Verbreitung bestimmter Grasarten oder unerwünschter Arten ändert sich.
Allerdings hat sich nicht nur die Temperatur verändert, auch das Niederschlagsverhalten ist beeinflusst. Die Vegetationszeit ist zunehmend geprägt von extremen Niederschlagsereignissen, oft verbunden mit Stürmen, unterbrochen von Hitze- und Trockenperioden. Während z.B. der Sommer 2007 stellenweise sehr nass ausfiel, hatten unsere Rasenflächen untypischerweise bereits im April mit Trockenheit und Hitze zu kämpfen.
Abbildung: Spätsommer 2003 (Der „Jahrhundertsommer“) – mit deutlichen Unterschieden bei verschiedenen Grasarten
Fo – Festuca ovina
Fa – Festuca arundinacea
Pp – Poa pratensis
Fragen nach der richtigen Grasart
Können wir in einigen Jahren auch in Mitteleuropa Baumwolle und Soja anpflanzen?
Stellen wir unsere Rasenbestände auf die sogenannten „warm season grasses“ um, die momentan innerhalb Europas nur im Süden verbreitet sind?
Es werden sicher auch einige der „cool season grasses“ mehr in den Vordergrund rücken wie z.B. Festuca arundinacea, der Rohrschwingel, der mit seinem ausgeprägten Wurzelsystem in der Lage ist, auch längere Trockenperioden zu überstehen. Auch unsere Züchter sind gefordert bei der Selektion trockenheitstoleranter Typen.
Angepasste Rasenpflege
Hitzeperioden führen dazu, dass Gräser weniger Reservestoffe einlagern können und damit in ihrer Regenerationskraft eingeschränkt sind. Damit verbundene hohe Bodentemperaturen bewirken auch direkte Schäden an den Wurzeln und hemmen die Wurzelneubildung. Das führt grundsätzlich zu einer reduzierten Widerstandskraft der Gräser, auch im Hinblick auf Krankheitsbefall. In solchen Stresssituationen sollte auch auf mechanische Bearbeitung wie vertikutieren oder aerifizieren verzichtet werden.
Wärmere Herbste und Winter führen zu geringerer Reservestoffeinlagerung bzw. verhindern eine Winterruhe. Dies müssen wir unbedingt bei der Nährstoffversorgung berücksichtigen. Wenn der Rasen bis Weihnachten wächst und gemäht wird, reicht es nicht mehr aus, Anfang Oktober zu düngen, die Termine für Düngungen müssen nach hinten verschoben werden bzw. sogar eine zusätzliche Düngung eingeplant werden.
Gestiegene Temperaturen führen aber auch zu Problemen bei Ansaaten und Nachsaaten. So haben die verschiedenen Hirsearten, die früher nur im milden Klimabereich der südlichen Rheingegend bekannt waren, mittlerweile ihren Siegeszug über ganz Deutschland angetreten. Allen diesen Arten ist es gemein, dass sie nur bei relativ hohen Bodentemperaturen keimen. Allerdings wurden 2007 bereits im April so hohe Bodentemperaturen erreicht, dass die Neuansaaten häufig nesterweise oder ganzflächig mit Hirsen durchsetzt waren.
Generell gilt, dass alle Hirsearten nicht winterfest sind, d.h. sie erfieren bei Frösten. So hat man wenigstens im darauffolgenden Frühjahr die Chance, für einen schnellen Bestandesschluss zu sorgen und das erneute Auftreten damit zu verhindern.
Aber – wie wird das sein, wenn unsere Winter weiterhin so mild sind?
Zukünftige Probleme
Krankheiten und Schädlinge machen weitere Probleme. Letztere haben bei milden Wintern bessere Überlebenschancen, es muss örtlich mit massivem Auftreten einzelner Arten gerechnet werden.
Einzelne Krankheiten wie Wurzelfäule (Pythium spec.) oder Blattflecken werden in ihrem Auftreten noch ansteigen, durch wachsende Anpassungsfähigkeit der Erreger wird außerdem deren Spektrum bezüglich Wirtspflanzen und äußeren Klimabedingungen erweitert.
Wir müssen daher besonderen Wert auf die richtige Rasenpflege legen. Natürlich ist der Rasen als „Lebewesen“ der Umwelt- und sonstigen Einflüssen ausgesetzt und bekommt auch mal einen „Schnupfen“. Die Einhaltung der Grundpflege mit richtiger Düngung, Wässerung und regelmäßigem sauberen Schnitt kann einiges im positiven Sinne bewirken.
Tipps hierzu finden Sie in früheren Beiträgen auf dieser Homepage. z.B. 05/2007 oder 10/2005.