RASENTHEMEN SEIT 1999

Rasenthema: März 2016

Autoren: © Dirk Fellenberg, Vorstandsmitglied Deutsche Rasengesellschaft e.V.

 

Öffentliches Grün - Rasenpflege im Frühjahr

Wirkung des Rasens im öffentlichen Grün

Eine schöne, grüne Fläche, alles sieht gleichmäßig aus: Das ist Rasen. Frisch geschnitten und gemäht wird ein gepflegter Eindruck erweckt. Rasenflächen sind quasi das  geeignet Passepartout für zeitgemäße Stadtbilder, die durch moderne  Architektur, Glaspaläste, Flächen aus Asphalt, Beton,  Naturstein und Kunststoff bisweilen steril wirken. Bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass sich dort öffentliches Leben und soziale Treffpunkte entwickeln, wo Rasen als lebendiges Element, versiegelte Flächen ergänzt. Neben der Sauerstoffproduktion und der Bindung von Kohlendioxid, kompensiert der Rasen steigende Temperaturen in den Ballungszentren, schluckt Staub und Partikel aus der Luft und nimmt ergiebige Niederschläge auf.

 

Gebrauchsrasen ein vielseitiger Naturbaustein

Was ist eigentlich ein Gebrauchsrasen? Nach FLL-Regelsaatgut-Mischung RSM 2.3 ist es eine Gräsermischung aus den Arten Deutsches Weidelgras (Lolium perenne), Rotschwingel (Festuca rubra) und Wiesenrispe (Poa pratensis). Bei dieser Mischung sind die Pflege, die Standortbedingungen, der  Bodentyp sowie die Nutzungsbedingungen vielfältig ausgerichtet. Aus diesem Grund ist der Gebrauchsrasen auch ein Allroundrasen. Die Verwendung im öffentlichen Grün ist vielseitig; der Rasen ist auf  Spiel- und Liegewiesen, Parkanlagen und Straßenbegleitgrün zu finden. Bei einer mittleren bis hohen Belastung ist eine durchschnittliche Pflege ausreichend. Je nach Lage, ob Großstadt, Kleinstadt oder Kurstadt,  sind unterschiedliche Pflegestandards maßgebend. Eine besondere Stärke des Gebrauchsrasens ist die schnelle Etablierung bei einer Neuanlage  als auch bei einer Nachsaat / Regeneration.

 

Gebrauchsrasen dient u.a. dem Freizeitangebot
Abb.1: Gebrauchsrasen dient u.a. dem Freizeitangebot sowie dem Fitnessparcours in Parkanlagen. (alle Fotos: Dirk Fellenberg)

 

Zunehmende Freizeitangebote wie Disc-Golfanlagen, Generationenparcours für Fitness, Hundetraining, Yoga, Tai Chi, Qi Gong – Kurse, Fußball, Minigolf und Grillmöglichkeiten, etablieren sich immer mehr auf den Gebrauchsrasenflächen. Sie bieten eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten und besitzen eine außerordentlich hohe Leistungsfähigkeit, somit werden sie den gesellschaftlichen Anforderungen am ehesten gerecht. Diese Flächen tragen  zum Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger bei und sind ein wichtiger Indikator für die Lebensqualität innerhalb einer Stadt. Aus Sicht der Städteplaner erfüllen Grünflächen darüber hinaus  auch die  zunehmenden  ästhetischen und ökologischen Anforderungen. Unterschiedlichste Einflussfaktoren, hierzu zählen  das Anspruchsdenken der Bürger, die Anzahl der Flächenbestände, die örtlichen Vegetations- und Witterungsverhältnisse sowie die den Kommunen zukommende Verkehrssicherungspflicht, lassen die Rasenpflege für die Verantwortlichen zu einer besonderen Herausforderung werden. Die Rasenpflege fordert ein hohes Maß an Umsicht im öffentlichen Grün. Hier sind spezielles Fachwissen und die Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte, unter steigendem finanziellem Kostendruck der Kommunen, gefordert.

 

Der Rasen ruht - das Frühjahr kommt

Das Wachstum der Gräser ist noch im Ruhemodus, der Stoffwechsel ist heruntergefahren. Der Gebrauchsrasen  erfordert vom verantwortlichen Grünpfleger,  die notwendigen Pflegemaßnahmen im zeitigen Frühjahr auf den Flächen zu leisten! Um eine erfolgreiche Vegetationsperiode vorzubereiten, sind die notwendigen Rahmenbedingungen für den Rasen zu schaffen. Der „grüne Teppich“ fängt vieles auf. Während der vegetationsarmen Zeit zeigen sich häufig Begleiterscheinungen auf den Flächen, wie Vermüllungen, Äste, Zweige und Laubreste, Maulwurfsaktivitäten und unerwünschte Fahrspuren von Fahrzeugen. Durch das ausbleibende Wachstum der Gräser werden diese Erscheinungsbilder besonders sichtbar und sie erwecken den Eindruck der mangelnden Pflege. Nicht zu vernachlässigen ist darüber hinaus die Verunreinigung durch Hundekot und Urin, die auf Grund der zunehmenden Freizeitaktivitäten  auf den Flächen ein immer größeres Problem darstellen!

 

Pflegearbeiten während der reduzierten Wachstumsphase des Rasens

  • Laub, Äste und Zweige entfernen;
  • Müll, Fremdgegenstände entfernen;
  • Fahrspuren auffüllen und beseitigen, mit geeigneter Nachsaat bearbeiten;
  • Abgestorbene Wurzel und Stubbenreste entfernen, Erdplanum mit Nachsaat herstellen;
  • Maulwurf und Wühlmaushügel einebnen;
  • Schatten werfende Gehölze auslichten;
  • Ausläufer treibende Gehölze entfernen;
  • Lichtraumprofil herstellen;
  • Wegekanten richten und mit geeignetem Bodenmaterial einebnen.

 

Kahlstellen nach Maulwurfaktivitäten, Laub und Äste.
Abb.2: Kahlstellen nach Maulwurfaktivitäten, Laub und Äste.

Unerwünschte Mangelerscheinungen im Rasen sowie Fahrspuren.
Abb.3: Unerwünschte Mangelerscheinungen im Rasen sowie Fahrspuren.

 

Gebrauchsrasenflächen wachsen überwiegend auf  bindigen, schweren und schlecht drainier- fähigen Böden. Die witterungsbedingte Feuchtigkeit aus der nassen,  kalten Jahreszeit lässt die Flächen schlecht abtrocken. Erst wenn die Areale befahrbar und begehbar sind, ist eine Frühjahrspflege mit geeigneten  Pflegemaschinen sinnvoll. Um das Rasenwachstum zu fördern  sollten Schatten werfende Gehölze, Strauch- und Baumgruppen  von Überhängen und wucherndem Zuwachs befreit werden. Dazu gehören Sämlinge und  Wildlinge von Gehölzen  wie Ahorn und Holunder sowie schnellwachsende, ausläufertreibende Pappeln und Weiden.

 

Material nach dem  Auslichten von Strauchgruppen auf Gebrauchsrasenflächen.
Abb.4: Material nach dem Auslichten von Strauchgruppen auf Gebrauchsrasenflächen.

 

Wachstumsstart beginnt bei den Wurzeln

Der Rasenfachmann beobachtet im zeitigen Frühjahr das Wurzelwachstum der Gräser. Zeigen sich in einer Tiefe von 5 - 10 cm weiße Wurzeln, dann beginnt die Startphase.  Für die Gräser ist es wichtig, im Frühjahr tief zu wurzeln, damit im heißen Sommer weniger Trockenstress ausgelöst wird.  Je nach Witterungsbedingungen startet das Wachstum der Rasengräser bei 5 bis 8 °C. Mit zunehmender Lichtintensität zeigen die Rasengräser  Zuwachs,  Vitalität und das bekannte frische Grün;  insbesondere das Deutsche Weidelgras startet mit dem Wachstum sehr frühzeitig. Eine häufig gestellte  Frage lautet deshalb, wann beginnt man wieder mit dem Mähen?

 

Rasenschnitt startet mit Gräserwachstum

Der erste Rasenschnitt kann bereits im Februar oder März notwendig werden; es hängt allerdings   vom Witterungsverlauf  und dem Entwicklungsstand ab.  Bei einer Aufwuchshöhe von  sieben bis neun Zentimeter empfiehlt es sich, höhengerecht den ersten Schnitt durchzuführen. Grundsätzlich ist  die Drittel-Regel bei der Schnitthöhe zu berücksichtigen, das bedeutet es sollte nicht  mehr als  ein Drittel des Aufwuchses entfernt werden. Mit dem ersten Schnitt erhält die Graspflanze das Signal, den weiteren Zuwachs für die Bestockung zu nutzen. Die hieraus resultierende  Narbendichte lässt lückige und offene Stellen  wieder zuwachsen.
Je nach Budget und Pflegestandard ist gerade jetzt eine Frühjahrsdüngung mit mineralischem Langzeitdünger sinnvoll.  Allerdings wird aufgrund der großen Flächenareale in der Praxis öfters darauf verzichtet. Das Vertikutieren, Striegeln oder Aufnehmen von Schnittgut ist ebenfalls budgetabhängig. Häufig sind es insbesondere repräsentative Teilflächen in den Städten, für die  angemessene Pflegestandards angewandt werden.

 

Verkehrssicherungspflicht bei Rasenschäden

Immer häufiger werden Gebrauchsrasenflächen für Events und Freizeitaktivitäten genutzt! Dabei besteht für den Eigentümer grundsätzlich die Verkehrssicherungspflicht,  unabhängig davon, welche Jahreszeit vorherrscht! Kontrollen sind deshalb nötig, denn ganggrabende Tiere wie Kaninchen, Fuchs, Wühlmaus, Maulwurf, aber auch Hunde können tiefe Löcher verursachen, die dann für die Nutzer der Rasenflächen erhebliche Verletzungsrisiken bergen. Durch Übernutzung, Vandalismus, Fremdnutzung  und leider auch zunehmende Müllbelastung entstehen zusätzliche Missstände, die den Pflegeaufwand für die öffentlichen Grünflächen der Kommunen belasten. Auch Pflegemaschinen leiden durch Erdaufwürfe, Löcher und starke Unebenheiten.  Aufmerksamkeit, Sensibilität im Umgang mit den Flächen und ein Mindestmaß an Fachkompetenz sind unverzichtbar für eine erfolgreiche Rasenpflege!

 

Grünflächen des öffentlichen Grüns, bilden die grüne Lunge der Städte, eine sachgerechte Pflege ist sinnvoll und notwendig.
Abb.5: Grünflächen des öffentlichen Grüns, bilden die grüne Lunge der Städte, eine sachgerechte Pflege ist sinnvoll und notwendig.

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