Rasenthema: Juni 2008
Autoren: © Dr. Klaus Müller-Beck, Vorsitzender Deutsche Rasengesellschaft
Schnitthöhe beeinflußt Rasenqualität
Je nach Rasentyp (Funktion und Nutzungsintensität) muss beim Mähen die Schnitt-verträglichkeit der Arten beachtet werden. Die Schnitttoleranz einzelner Gräserarten und Sorten sollte bekannt sein. Das Schneiden unterhalb, aber auch oberhalb der angegebenen Toleranzhöhe kann zu Problemen führen. Die Schnittmaßnahmen müssen regelmäßig und nicht nur sporadisch durchgeführt werden, damit sich die Gräser an eine Schnittlinie gewöhnen und somit eine entsprechende Narbendichte entwickeln können. Die so induzierte, höhere Photosyntheseleistung liefert ausrei-chende Reservestoffe zur Versorgung von Blatt, Stängel und Wurzelanteilen. Eine befürchtete Stresssituation kann auf diese Weise vermieden werden.
Eine Schnitthöhe von 40 mm fördert die Vitalität der Rasengräser und verringert die Stressbelastung bei Hitze und Trockenheit (Foto: Dr. K. Müller-Beck)
Der Rasenschnitt zählt zu den wichtigsten Pflegemaßnahmen zur Erreichung einer angestrebten Rasenqualität. Die Gräserarten reagieren unterschiedlich auf Schnitthöhe und Schnitthäufigkeit.
Zur Förderung der im Sportplatz erwünschten Arten Lolium perenne und Poa pratensis ergibt sich eine optimale Schnitthöhe von 30 – 40 mm. Da auch in den Gebrauchsrasenmischungen (Spiel- und Sportrasen) diese Arten neben einem Anteil von Festuca rubra (Rotschwingel) enthalten sind, gilt auch für den Hausrasen eine Schnitthöhen-Empfehlung von 35-45 mm.
Bei Unterschreiten dieser Schnittlinie werden die genannten Arten in der Entwicklung deutlich geschwächt und die unerwünschte Grasart Poa annua gewinnt höhere Anteile im Pflanzenbestand, da sie aufgrund ihrer Wuchsform tiefschnittverträglich ist (s.Tabelle).
Tabelle: Optimale Schnitthöhen für unterschiedliche Rasengräserarten
Grasart Botanischer Name |
Grasart Deutscher Name |
Schnitthöhe in mm
Toleranzbereich nach Turgeon |
Agrgstis stolonifera | Weißes Straußgras | 3 - 12 |
Festuca rubra | Rotschwingel | 25 - 40 |
Festuca arundinacea | Rohrschwingel | > 35 |
Lolium Perenne | Ausdauerndes Weidelgras | 30 - 45 |
Poa annua | Jährige Rispe | < 25 |
Poa pratensis | Wiesenrispe | 30 - 50 |
Fazit für den Profi-Sportrasen
Abgeleitet aus den Erfahrungen während der WM-2006, hier wurde eine einheitliche Schnittführung für alle Stadien von 28 mm mit entsprechender Streifenbildung festgelegt, diskutierten die verantwortlichen Greenkeeper der Bundesliga-Stadien dieses wichtige Thema.
Im Rahmen des DRG-Meetings „Stadion-Greenkeeper“ im März 2008 in Frankfurt einigten sich die Greenkeeper der ersten und zweiten Bundesliga auf die verbindliche Schnitthöhe von 28 mm für den Stadionrasen. Ein andauernder tieferer Schnitt würde eindeutig die bevorzugten Gräser Lolium perenne und Poa pratensis nachhaltig schwächen und Poa annua mit kurzen Wurzeln und geringer Scherkraft fördern.
Eine temporäre Anpassung der Schnitthöhe bei besonderen Turnieren, wie beispielsweise der UEFA-EM 2008, hier wird auf 23 mm geschnitten, birgt gerade bei extremen Bedingungen auch Gefahren der Rasenschädigung, wenn es zu einem Sodenaustausch wie in Basel kommt.
Die Regenerationskraft der Gräser entsteht durch Photosyntheseleistung, die von der Sonneneinstrahlung und der verfügbaren Blattfläche abhängig ist. So bedeutet jeder mm Zuwachs eine Vergrößerung des Chlorophyllgehaltes und damit eine bessere Ausnutzung der Lichteinstrahlung. In Abhängigkeit von diesem Energieangebot wird auch das Wurzelwachstum gefördert.
„Drittel-Regel“ bestimmt das Schnittregime:
Beim Schnitt wird jeweils nur 1 Drittel des Aufwuchses entfernt, das bedeutet bei einer Schnitthöhe von 40 mm muss bereits bei 60 mm wieder gemäht werden.
Kurzgemähte Rasenflächen müssen entsprechend häufiger geschnitten werden.„Drittel-Regel“ schont die Gräser; denn das Rasenmähen bleibt so für die Gräser stressfrei, da das Energieangebot im Stoffwechsel der Pflanzen auf einem angemessenen Niveau bleibt. (Gewöhnungseffekt)