Rasenthema: Juli 2016
Autor: Dr. Klaus Müller-Beck, Ehrenmitglied Deutsche Rasengesellschaft e.V.
Ausstellerinformationstag bei IGA 2017 Berlin bietet Gärtnern einen guten Geländeüberblick
Treffpunkt „Alte Börse Marzahn“
Für den 18. Juni 2016 hatte die DBG (Deutsche Bundesgartenschau Gesellschaft) nach Berlin-Marzahn eingeladen, um den Gärtnern und verantwortlichen Verbandsfunktionären den Stand der Vorbereitungen zur IGA 2017 Berlin vorzustellen. In der Alten Börse Marzahn präsentierte zunächst der DBG-Geschäftsführer, Jochen Sandner, die wichtigsten Daten zum Ausstellertag. So berichtete er, dass sich über 350 Teilnehmer aus allen gärtnerischen Bereichen aus ganz Deutschland angemeldet haben. Das sei rekordverdächtig und ein starkes Zeichen für die bevorstehende IGA! In seiner Grußadresse machte der ZVG-Präsident, Jürgen Mertz, deutlich, dass Gartenschauen lebenswerte Räume in der Stadt schaffen. Eine Übersicht zu den grundlegenden Ideen bezüglich der Planungen vermittelte die Geschäftsführerin, Katharina Langsch, in ihrem Referat. Zum Stand der Arbeiten im Gelände und zu den gärtnerischen Aufgaben für die kommenden Monate bis zur Eröffnung im April 2017, informierte die Ausstellungsbevollmächtigte Renate Behrmann. Das Motto lautet: „Ein Mehr aus Farben!“
Abb. 1: Renate Behrmann, Ausstellungsbevollmächtigte DBG und Jochen Sandner, Geschäftsführer DBG bei der Abstimmung ihrer Begrüßungsansprachen zum Ausstellerinformationstag der IGA 2017 Berlin.
(Alle Fotos: K.G. Müller-Beck)
Abb. 2: Der Geländeplan zur IGA 2017 Berlin mit den Teilen: „Gärten der Welt“, „Kienberg“, „Gartenband“ und „Wuhletal“.
Quelle: IGA, www.iga-berlin-2017.de/iga-orte/
Die Zukunft des Gärtnerns liegt in Berlin; denn ab 13. April 2017 findet hier ausgehend von Marzahn-Hellersdorf die Internationale Gartenausstellung Berlin 2017 statt. Inmitten einer der größten Plattenbausiedlungen Europas dreht sich dann alles um grüne Stadträume und Kultur in unterschiedlichster Dimension und Gestalt.
Der Rundgang im Gelände
Insgesamt ca. 100 Hektar umfasst die IGA-Ausstellungsfläche in Berlins östlichstem Stadtbezirk. Das IGA-Gelände, das die bereits bestehenden „Gärten der Welt“, das weitläufige Wuhletal mit dem Kienberg und die markante Marzahner Hochhaussilhouette miteinander verbindet, bietet beste Voraussetzungen, um Gartenkunst, Landschaft und grüne Kultur vielfältig und überraschend zu gestalten.
Ein Parcours aus Stadt, Landschaft und Natur ist Kulisse und Ideenschmiede für Groß und Klein, Alt und Jung. Die IGA wird in mehrfacher Hinsicht nachhaltig sein: Es gilt, Naturräume zu erhalten und zu bereichern und rund um den Kienberg und im Wuhletal neue attraktive Erholungsangebote zu schaffen.
Abb. 3: Rasenflächen im Bereich „Gärten der Welt“.
Abb. 4: Rasenflächen mit Übergangzonen zur Wiesennutzung.
Wuhletal
Mit dem Wuhletal betritt man den längsten zusammenhängenden Grünzug Berlins. Entstanden ist das Tal aus einer eiszeitlichen Schmelzwasserrinne vor rund 10.000 Jahren. Es säumt die Wuhle von ihrer Quelle in der brandenburgischen Barnimer Feldmark bis zu ihrer Mündung in die Spree nahe des S-Bahnhofs Köpenick. Drei Erhebungen – die Ahrensfelder Berge, der Kienberg und die Biesdorfer Höhen – formen eine für das Berliner Flachland spannungsreiche Topografie im Tal.
Abb. 5: Wuhleteich mit neu angelegten Sitzterrassen (Hintergrund).
Abb. 6: Rundgang im Gelände mit Blick auf den 280 Meter langen Wuhlesteg.
Als Natur-Erlebnisraum wird die Internationale Gartenausstellung Berlin 2017 einen Teil des Wuhletals, außerhalb des IGA-Kernbereichs, mit einbeziehen. Das Areal ist geprägt von abwechslungsreichen Auen- und Wiesenlandschaften und kleineren, überwiegend künstlich angelegten Gewässern wie dem Wuhleteich, dessen Uferbereiche allerdings zu starker Erosion neigen. Schwebstoffe, die aus dem nur zum Teil offengelegten Regenwasserkanal des Biesdorf-Marzahner Grenzgrabens in den Teich gelangen, beeinträchtigen die Wasserqualität, zudem hemmen Betonplatten in Teilen der Uferzone die ungehinderte Sicht aufs Landschaftsbild.
Mit der IGA Berlin 2017 sollen die ökologischen Qualitäten des Wuhletals weiterentwickelt und Naturräume erfahrbar gemacht werden. Was bislang meist nur aus der Ferne betrachtet werden konnte, soll mit der IGA Berlin 2017 an ausgewählten Orten zum aktiven Erlebnis werden. Zudem gilt es, das Wuhletal und die angrenzenden Wohnquartiere stärker zu verbinden und so die Zugänglichkeit zu diesem grünen Erholungsraum zu erhöhen, ohne Schützenswertes zu beeinträchtigen. Was in städtischen Räumen sonst kaum möglich ist, bietet das IGA-Gelände insbesondere mit dem Wuhletal: Natur in der Großwohnsiedlung und Umweltbildung direkt vor der Haustür. Das Ziel der IGA Berlin 2017 ist es, an diesem Ort eine hohe Aufenthaltsqualität mit einem Nebeneinander von Freizeit, Erholung und Naturerleben zu schaffen.
Abb.7: Seilbahn zum Kienberg. | Abb. 8: Baumpflanzungen. | Abb. 9: Brückenbau Wuhlesteg. |
Kienberg
Heute ist das circa 30 Hektar umfassende Gelände dicht bewachsen. Im Laufe der Jahre ist der Kienberg an vielen Stellen z.T. sogar zugewachsen. Aufgrund mangelnder Pflege haben sich vor allem die schnell wachsenden Neophyten verbreitet, standortheimische Pflanzen verdrängt und damit auch die Biodiversität verringert. Durch die ökologische Weiterentwicklung des Kienberges mit einem „Stadtwaldprojekt“ sollen im Rahmen der IGA Berlin 2017 zukünftig Offenlandflächen aufgebaut und so die Struktur- und Artenvielfalt erhöht werden.
Während des Aufstiegs auf den Berg blitzen zwischen den Wipfeln immer wieder die Kronen der Stadt – wie etwa die Dachkanten der Hochhäuser in Hellersdorf – hervor. Ein im Jahr 2005 angelegter Rundweg führt entlang des dichten Baumbewuchses, an Sträuchern, Staudenfluren und nur noch rudimentär vorhandenen Wildwiesen vorbei auf den Gipfel.
Um markante Sichtachsen zu ermöglichen, möchte die IGA Berlin 2017 zukünftig die Vielfalt dieser grünen und urbanen Stadtlandschaft im 360-Grad-Panorama erfassbar machen und den Kienberg als eine Landmarke und echten „Hochpunkt“ mit landschaftsgestalterischen, waldökologischen aber auch künstlerischen Mitteln sowie integrierten Aktivitätsangeboten für die Besucherinnen und Besucher in Szene und „in Bewegung“ setzen. Hierfür ist unter anderem eine Erhöhung des Kienberges mithilfe einer Aussichtsplattform, dem "Wolkenhain", geplant.
Gärten der Welt
Ein ungewöhnliches gärtnerisches Arrangement erwartet die Besucher der IGA Berlin 2017: Ab Mitte der 1990er Jahre entstanden in Marzahn-Hellersdorf die Gärten der Welt, in denen derzeit auf rund 25 Hektar Fläche neun Themengärten mit internationaler Gartenkunst aus Asien, dem Vorderen Orient und Europa zu sehen sind.
Die spirituelle Bedeutung und Symbolik der Pflanzen, die Architektur des Gartens und seine Gestaltungsdetails sind jedoch in allen Kulturkreisen anders und die Originalität dieser Gartenanlagen, deren Planung und Bau von internationalen Landschaftsarchitektinnen und -architekten und dem Bauhandwerk übernommen wurde, macht die Besonderheit des Ortes aus. 2010 wurden zwei Erweiterungsflächen erworben, mit denen sich der Park im Rahmen der IGA Berlin 2017 um weitere 22 Hektar vergrößert und sich im Eröffnungsjahr in seiner Vollendung präsentiert. Hier wird mit dem geplanten zehnten Garten der Welt, einem Englischen Landschaftsgarten, die Parklandschaft um eine weitere zentrale europäische Tradition der Gartenkunst bereichert. Die derzeit noch fehlende ideelle Verbindung, in der die verschiedenen Kulturen der internationalen Gartenkunst in Dialog miteinander treten können, soll mit der IGA Berlin 2017 erlebbar gemacht werden.
Abb. 10: Neupflanzungen im Bereich Gärten der Welt.
Weiterführende Freizeitangebote sowie Spielplätze für Kinder und Jugendliche verschiedener Altersgruppen oder generationenübergreifende „Aktionsflächen“ und Bewegungsangebote sind noch nicht in ausreichendem Maß vorhanden und sollen mit der IGA Berlin 2017 ausgebaut werden. Damit werden die Gärten der Welt und die umgebende Parklandschaft zu einer nachhaltigen Parkerlebnislandschaft, mit der auch die Freizeit- und Naherholungsangebote an das wachsende Besucherinteresse angepasst und aufgewertet werden.
Die derzeit noch fehlende direkte Anbindung mit dem öffentlichen Personennahverkehr vom Stadtzentrum zu den Gärten der Welt soll zukünftig mit der Verbindung über den U-Bahnhof „Neue Grottkauer Straße“ gestärkt werden. Dies könnte zusätzlich durch die Inbetriebnahme der Seilbahn, die vom „Auftakt Hellersdorf“ über den Kienberg direkt in die Gärten der Welt führen soll unterstützt werden.
Abb. 11: Aufstieg zum Kienberg ist demnächst mit der Seilbahn möglich.
Quellen:
www.iga-berlin-2017.de
www.iga-berlin-2017.de/iga-orte/