RASENTHEMEN SEIT 1999

Rasenthema: Juli 2011

Autor: © Dr. agr. Harald Nonn, Rasenforschung EUROGREEN

 

Sanierung alter Rasenflächen ohne Umgraben

An vielen älteren Rasenflächen hat der Zahn der Zeit genagt: Sie sind optisch wenig ansprechend, vermoost, verunkrautet, fleckig und lückig. Eine Sanierung der Rasenfläche ist angesagt. Aber wie?
Viele Rasenbesitzer zögern leider immer noch bei der Sanierung der o.a. "Rasen"-flächen, da Sie den hohen Aufwand des Umgrabens/Umfräsens fürchten. Zudem ist in manchen Gärten ein Umgraben aufgrund der Wurzeln der den Rasen umgebenden Bepflanzung nicht möglich. In beiden Fällen ist die Sanierung des Rasens ohne Umgraben eine Lösung.

 

Vorher: Vermooster, verunkrauteter „Rasen“
Abb. 1: Vorher: Vermooster, verunkrauteter „Rasen“

 

Die fünf Schritte der Rasensanierung

Der günstigste Zeitraum für die Sanierung ist, wie auch bei der Neueinsaat, zwischen Mai und September. Falls die Fläche stark verunkrautet oder mit Ungräsern durchsetzt ist, empfiehlt sich etwa eine Woche vor Durchführung der Maßnahme der Einsatz eines flüssigen Totalherbizids mit dem Wirkstoff Glyphosat. Hiermit werden alle lebenden Gräser und Unkräuter, auch die sogenannten Problemunkräuter wie z.B. Ehrenpreis-Arten, wirksam bekämpft. Selbstverständlich sind bei der Auswahl und dem Einsatz des Mittels die behördlichen Auflagen und Anwendungshinweise sehr genau zu beachten. Vor allem muss eine rasche Nachsaat nach Einsatz des Mittels möglich sein.

Entscheidend für den Erfolg der umbruchlosen Rasensanierung sind

  • das genaue Einhalten der Arbeitsschritte
  • die Verwendung von Qualitäts-Rasensaatgut
  • die gute Nährstoffversorgung der jungen Gräser.

 

1. Tiefschnit

Den alten Rasen in der niedrigsten Schnitteinstellung des Rasenmähers heruntermähen. Dies schwächt den Altbestand und gibt den neuen Rasengräsern bessere Startchancen. Das Mähgut wird restlos entfernt.

 

Der alte Rasen wird skalpiert
Abb. 2: Der alte Rasen wird skalpiert

 

2. Vertikutieren

Der kurze Rasen wird nun gründlich vertikutiert, und zwar mehrmals in Längs- und in Querrichtung. Je gründlicher das geschieht, umso besser, denn nur so bekommt der neue Rasensamen überall Bodenkontakt und hat gute Keim- und Entwicklungsbedingungen. Vor allem alter Rasenfilz muss restlos beseitigt werden. Natürlich wird auch das Vertikutiergut mit dem Rasenrechen von der Fläche entfernt.

Nach der Bearbeitung der Fläche können, falls notwendig, auch noch kleinere Korrekturen der Bodenoberfläche durch Auf- oder Abtrag von Oberboden vorgenommen werden.

 

Gründliches Vertikutieren ist die Basis für den Erfolg
Abb. 3: Gründliches Vertikutieren ist die Basis für den Erfolg

 

3. Starter-Dünger und Saatgut streuen

Nun werden der phosphorbetonte Starter-Dünger und das Rasensaatgut nacheinander gleichmäßig auf der vorbereiteten Fläche verteilt. Mit einem Streuwagen erfolgt die Ausbringung sehr gleichmäßig. Fehlstreuungen werden vermieden, indem der Dünger in Längs- und der Samen in Querrichtung ausgebracht werden. Möglich ist auch der Einsatz eines Schleuderstreuers.

Alternativ zur Einsaat kann natürlich auch ein Fertigrasen verlegt werden. Dann ist die Fläche innerhalb weniger Stunden wieder grün und nach dem Verwurzeln der Gräser, Dauer etwa zwei bis drei Wochen, voll nutzbar. Hierbei entfallen auch die Schritte vier und fünf und es folgen direkt die weiteren Pflegemaßnahmen.

 

Saatgut und Dünger gleichmäßig ausbringen oder direkt Fertigrasen verlegen
Abb. 4: Saatgut und Dünger gleichmäßig ausbringen oder direkt Fertigrasen verlegen

 

4. Abdecken

Für einen guten Bodenschluss des Saatgutes wird nun Torf oder ein anderes ungedüngtes Substrat gleichmäßig maximal 0,5 cm dick auf die eingesäte Fläche mit dem Rechen verteilt. So wird das Saatgut geschützt. Außerdem zeigt Torf, wenn er hell wird an, dass die sanierte Fläche wieder beregnet werden muss. Sand ist zur Abdeckung nicht geeignet.

 

Eine dünne Schicht Torf schützt das Saatgut
Abb. 5: Eine dünne Schicht Torf schützt das Saatgut

 

5. Beregnen

Die Keimung der verschiedenen Rasengräser in einer Mischung verläuft unterschiedlich lang. Während Ausdauerndes Weidelgras (Lolium perenne) innerhalb von gut einer Woche keimt, benötigt Rotschwingel (Festuca rubra) fast zwei Wochen und Wiesenrispe (Poa pratensis) sowie Lägerrispe (Poa supina) gut drei Wochen. In dieser Zeit können die Keimlinge ihren hohen Wasserbedarf noch nicht durch ein perfektes Wurzelsystem decken, dieses muss sich erst noch ausbilden. Daher ist in diesen ersten drei bis vier Wochen nach der Aussaat eine geregelte Wasserversorgung entscheidend für den Erfolg. Die obere Bodenschicht muss stets genügend Feuchtigkeit enthalten, damit die empfindlichen feinen Rasenkeimlinge nicht austrocknen.
In der Praxis sieht dies so aus: Bei trockener Witterung vier- bis fünfmal täglich für ca. zehn Minuten beregnen. Bereits nach vier bis sieben Tagen erscheinen die ersten zarten, grünen Hälmchen. Trotzdem muss jetzt die Bewässerung kontinuierlich weitergeführt werden.

 

Ständiges Feuchthalten sichert die Keimung und Etablierung
Abb. 6: Ständiges Feuchthalten sichert die Keimung und Etablierung

 

Weitere Pflegemaßnahmen

Damit der so sanierte Rasen prächtig gedeiht und dauerhaft schön bleibt, muss er weiterhin fachgerecht gepflegt werden.

  • Ab der 4. Woche wird der Rasen wöchentlich geschnitten. Schnitthöhe ca. 4 cm. Zumindest im ersten Jahr wird das Schnittgut aufgenommen.
  • Etwa sechs Wochen nach der Sanierung erfolgt eine Düngung mit einem speziellen Rasenlangzeitdünger. Diese Nährstoffzufuhr ist sehr wichtig für die jungen Rasengräser, damit sie sich weiter bestocken, Blattmasse bilden und den Rasen dicht machen.
  • Bei anhaltender Trockenheit wird der Rasen wurzeltief beregnet, d.h. relativ selten und dann aber mit größerer Wassermenge.

Nach etwa acht Wochen: das Ergebnis einer erfolgreichen Rasensanierung
Abb. 7: Nach etwa acht Wochen: das Ergebnis einer erfolgreichen Rasensanierung
(Fotos: Dr. Harald Nonn)

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