Rasenthema: Februar 2010
Autor: © Dipl. Agr. Biologe Martin Bocksch, Echterdingen
Die Verwendung von Rollrasen
Bald wird sie beginnen - die neue Rasensaison 2010. Dann geht es wieder los mit dem Mähen, Düngen, Bewässern oder Renovieren alter Rasenflächen und auch dem Anlegen neuer Flächen.
Rollrasensaison ist lang
Die Saison beginnt beim Rollrasen nicht nur früher als die Ansaatperiode, sie endet auch später. Immer mit dem gleichen, guten Ergebnis: einer dichten, gesunden und funktionstüchtigen Rasenfläche. Nur einer, von vielen Vorteilen, die der Rollrasen seinen Anwendern bietet.
Fotos: K.G. Müller-Beck
Was ist ein Rollrasen?
Beste Gräserarten und Sorten wurden gewählt und angesät, anschließend wurde der junge Rasen mehrmals wöchentlich gemäht, optimal mit Nährstoffen versorgt und bei Bedarf gewässert. Damit der Kunde zufrieden ist, haben zunächst die Produzenten den Rollrasen mit großer Sorgfalt über Monate gepflegt und gehegt.
Bei der schonenden Ernte wurde die feste Sode als „Fertigrasen“ vom Boden abgehoben und aufgerollt. Unter den strengen Blicken der Produzenten werden nur die besten Rasenflächen geerntet. Eine spezielle Behandlung vor der Ernte macht die Gräser stressresistenter und damit u.a. besser transportfähig. Dabei achtet der Erzeuger auch auf Details wie die Tageszeit bei der Ernte: Am Morgen geschälte Rasenflächen haben noch die Feuchtigkeit der Nacht gespeichert und sind kühler. Auch dies trägt zum Erhalt ihrer Vitalität bei.
Vielzahl von Rasentypen und Rollengrößen verfügbar
Rollrasen gibt es heute in einer Vielzahl von Rasenmischungen – angepasst an unterschiedliche Standorte und Nutzungsformen. Hersteller und die Fachbetriebe des Garten- und Landschaftsbaus leisten hier eine gute Unterstützung bei der Auswahl. Daneben ist Rollrasen in den verschiedensten Rollengrößen erhältlich. Je nach Größe, Gestalt und auch der Zugänglichkeit der zu begrünenden Fläche kann man die optimale Größe auswählen. Von der Standartrolle 2,5 m x 0,4 m oder der ebenso handlichen Quadratmeterrolle 1,75 m x 0,55 m über 12 m x 0,9 m bis hin zu 15 m x 2 m bieten deutsche Rollrasenerzeuger ihren Rasen an.
Rollrasen – ein vitales Erzeugnis
„Just in time“ - Bestellung und Lieferung der Ware ist heute eine Selbstverständlichkeit im Garten- und Landschaftsbau. Bei einem lebendigen Produkt wie dem Rollrasen ist dies eine Voraussetzung für den erfolgreichen Einbau einer schönen, neuen Rasenfläche und damit zufriedene Kunden. Frühmorgens geerntet, abgeholt und ausgeliefert und am Mittag bereits verarbeitet.
Bis hierhin hatte der Produzent noch Einfluss auf seinen Rasen. Von nun an hängt es vom Geschick und Können des Gartenbaubetriebes und seiner Mitarbeiter oder auch dem des Gartenbesitzers selbst ab, ob es ein schöner, nutzbarer Rasen wird an dem man sich lange erfreuen kann.
Bodenvorbereitung für den Erfolg
Grundvoraussetzung für den Erfolg ist die Vorbereitung des Bodens. Dieser muss fest sein. Ist er frisch bearbeitet und noch weich, setzt er sich spätestens dann, wenn nach dem Verlegen durchdringend bewässert wird. Ungleichmäßige Setzungen führen jedoch zu Unebenheiten, die das gesamte Rasenleben über bestehen bleiben.
Eine Altnarbe muss nicht immer zwingend entfernt werden. Kürzlich haben Versuche wieder gezeigt: Verlegt man den neuen Rasen auf die gemähte und ebene Altnarbe, wächst der Rasen sogar besser und schneller an, als auf frisch bearbeitetem und künstlich rückverdichtetem Boden. Es genügt bei intaktem Untergrund völlig, den alten Rasen zu mähen, Unebenheiten auszugleichen (Erhebungen abtragen und Senken auffüllen) und darauf den neuen Rasen zu verlegen. Muss der alte Rasen abgetragen werden, ist darauf zu achten, dass in den oberen Bodenhorizont ein Stickstoffdünger mit eingebracht wird und die Fläche anschließend gut rückverfestigt wird.
Viele Hersteller leihen Arbeitsgeräte aus. Beispielsweise Handwalzen oder Schälgeräte. Damit kann die Altnarbe schnell und einfach abgeschält werden. Es entsteht eine glatte, ebene, feste Fläche. Der ideale Untergrund für den neuen Rasen, wenn die Bodenstruktur in Ordnung ist. Hier sollte die Oberfläche nur ganz flach aufgeraut und der Stickstoffdünger eingeharkt werden.
Verlegen ist kein „Hexenwerk“
Beim Verlegen selbst ist darauf zu achten, dass zwischen den Bahnen keine Lücken bleiben oder entstehen können. Der Untergrund muss vollständig bedeckt sein, die einzelnen Bahnen sind daher dicht an dicht zu verlegen. Im Anschluss folgt die durchdringende Bewässerung. Das ist nötig da den Graspflanzen ein Teil ihrer Wurzeln fehlt und weil sich ansonsten die Sode schlicht zusammenzieht und somit schrumpft. In der Folge entstehen an den Enden und den Verbindungsstellen zur nächsten Bahn Ritzen, die den Untergrund freigeben. Hier kommt es zur Verdunstung und einer Austrocknung von Untergrund und Sode mit irreparablen Schäden. Die Sode wird nicht mehr anwurzeln.
Fotos: K.G. Müller-Beck
Wichtig ist es, nachdem der Rasen auf der Fläche liegt, die neuen Soden fest an den Untergrund zu drücken, am besten mit einer Handwalze. Nur wenn die Soden Bodenkontakt haben können sie das Wasser aus dem Untergrund aufnehmen und sicher anwachsen.
Was passiert eigentlich mit dem alten Rasen unter der neuen Rasennarbe?
Durch den Lichtabschluss wird das Gras gelb und stirbt rasch ab. Blätter und auch die Wurzeln verrotten. Regenwürmer und Mikroorganismen verarbeiten diese Substanz und schließen die enthaltenen Nährstoffe wieder auf. Diese können von den neuen Gräsern sogleich wieder genutzt werden. Die alte Narbe wird somit zur Nährstoffquelle für den neuen Rasen. Aber noch viel entscheidender ist, was aus den alten Wurzeln wird: sie sterben ab. Da der Boden aber nicht bewegt wurde, bleiben die Röhren, die sie im Boden gebildet haben, mit den absterbenden Wurzeln darin zurück. Diese werden nun ihrerseits von den jungen Wurzeln des neuen Rasens genutzt; denn sie wachsen darin rasch und problemlos in die Tiefe und können zudem die Nährstoffe ihrer abgestorbenen Vorgänger aufnehmen.
Schutz vor Regenwürmern und Maulwürfen ist möglich
Apropos Regenwürmer: die Verlegung eines neuen Rollrasens bietet die einmalige Gelegenheit in einem Privatgarten dieses Problem nachhaltig und umweltverträglich zu lösen. Es gibt stabile Kunststoffgeflechte – gröbere um sich vor Maulwürfen zu schützen und feinere, die sogar Regenwürmer verhindern – die unter den neuen Rasen verlegt werden können. Für die Wurzeln stellen diese Geflechte kein Hindernis dar, wohl aber für die Tierchen. Die gelangen so nicht mehr an die Bodenoberfläche um ihre Kothäufchen abzusetzen oder Maulwurfshaufen aufzustoßen. Sie müssen dafür ausweichen oder bleiben in tieferen Bodenschichten.
Dann kann die Rasensaison ja beginnen. Einen optimalen Zeitpunkt für die Verlegung eines neuen Rollrasens gibt es übrigens nicht. Lediglich die Verarbeitung bei Frost und bei größter Sommerhitze, wenn keine ausreichende Wasserzufuhr möglich ist, verbietet sich von selbst.
Weitere Infos unter: www.rollrasen-verband.de