Rasenthema: Februar 2008
Autor: © Dr. agr. Harald Nonn, Rasenforschung WOLF-Garten/EUROGREEN, Betzdorf
Versuchsergebnisse zur Aufwuchshöhe von Gebrauchsrasenmischungen
Gebrauchsrasen ist der am häufigsten angesäte Rasentyp in Privatgärten und im öffentlichen Grün. Die verwendeten Mischungen sollen einen ausdauernden, belastbaren und optisch ansprechenden Rasen bilden und dabei möglichst wenig Schnittgut produzieren. In einem gemeinsamen Projekt der WOLF-Garten/EUROGREEN Rasenforschung und dem Institut für Pflanzenbau der Universität Bonn wurden in einer zweijährigen Untersuchung Aufwuchshöhe bzw. Zuwachsraten, Schnittgutanfall, Narbendichte, Regenerationskraft und botanische Zusammensetzung von zwei handelsüblichen Rasenmischungen des Typs „Berliner Tiergarten“ mit Rasenmischungen auf Basis hochwertiger Rasenzuchtsorten verglichen. Im nachfolgenden Teil werden die Versuchsanlage und die Ergebnisse zu den Zuwachsraten vorgestellt. Die weiteren Ergebnisse sollen Inhalt späterer Beiträge sein. Die ausführlichen Ergebnisse der Untersuchungen sind in der DRG-Zeitschrift Rasen-Turf-Gazon publiziert 1).
Versuchsanlage Rasenmischungen im Winter des Ansaatjahres
(Foto: H. Nonn)
Versuchsanlage und Durchführung
Der Versuch wurde auf den Flächen der Versuchsstation Poppelsdorf des Instituts für Pflanzenbau der Universität Bonn angelegt. Die Einsaat der 6 handelsüblichen Rasenmischungen (Tabelle 1) erfolgte auf 15 m2 großen, randomisierten Parzellen in je 4 Wiederholungen (s. Abbildung).
Die Aufwuchshöhe wurde vor dem wöchentlichen Schnitt auf 4,5 cm Schnitthöhe gemessen. Die dargestellten Zuwachsraten ergeben sich aus der Differenz der Aufwuchshöhe minus Schnitthöhe.
Nr.1 Sportrasen 40 % Lolium perenne Kelvin |
Nr.4 Schattenrasen 20 % Lolium perenne Lorettanova |
Nr. 2 Spielrasen 30 % Lolium perenne Barrage |
Nr. 5 Berliner Tiergarten 1 31 % Lolium perenne Heraut |
Nr. 3 Strapazierrasen 20 % Lolium perenne Lorettanova |
Nr. 6 Berliner Tiergarten 2 31,5 % Lolium perenne |
Tabelle 1: Arten- und Sortenzusammensetzung der geprüften Rasenmischungen
Ergebnisse
- Zuwachsraten
Im ersten Versuchsjahr wiesen die Mischungen 1 bis 4 einen durchschnittlichen Zuwachs von 4,7 cm (Schattenrasen) bis 5,1 cm (Strapazierasen) pro Woche auf. Der Zuwachs der Mischungen Sportrasen sowie Spielrasen lag zwischen diesen beiden Werten. Die Mischungen Berliner Tiergarten zeigten deutlich stärkere Zuwachsraten mit einem Plus von 7,3 cm (BT 1) bzw. 8,4 cm (BT 2). Berliner Tiergarten 2 wuchs somit fast doppelt so schnell wie der Schattenrasen
Grafik. 1: Durchschnittliche w öchentliche Zuwachsraten (cm) im ersten Versuchsjahr (Schnitthöhe 4,5 cm)
Auch im zweiten Versuchsjahr konnten beim wöchentlichen Zuwachs teilweise signifikante Unterschiede zwischen den Mischungen festgestellt werden (Grafik 2). Den geringsten Zuwachs (2,0 cm) hatte der Schattenrasen mit 6,5 cm Aufwuchshöhe, gefolgt von Sport- und Strapazierrasen mit einem Zuwachs von 2,6 cm und dem Spielrasen mit 2,7 cm. Der mittlere wöchentliche Zuwachs der beiden Mischungen Berliner Tiergarten lag bei 3,6 cm bei BT 1 und 3,7 cm bei BT 2.
Grafik 2: Durchschnittliche w öchentliche Zuwachsraten (cm) im zweiten Versuchsjahr (Schnitthöhe 4,5 cm)
Bemerkenswert ist bei diesen Feststellungen, dass der Schattenrasen mit Poa supina (Lägerrsipe) neben der geringsten Aufwuchshöhe auch den geringsten Schnittgutanfall bei gleichzeitig höchster Narbendichte aufwies.
Fazit
Die Ergebnisse belegen, dass bei „Berliner Tiergarten“ im Ansaatjahr die Zuwachsraten um bis zu 40% und im Folgejahr um bis zu 30% über denen der hochwertigen Rasenmischungen liegen. Der Versuch beweist eindeutig, dass dies Unterschiede durch die genetische Qualität der Gräsersorten bestimmt werden. Die Schlussfolgerungen für die Praxis lauten:
- Die hohen Zuwachsraten bei „Berliner Tiergarten“ erfordern in der Vegetationszeit einen zweimaligen Schnitt pro Woche. Ansonsten wird zuviel Blattmasse auf einmal entfernt. Bei den hochwertigen Rasenmischungen genügt der wöchentliche Rückschnitt.
- Die Verwendung hochwertiger Rasenmischungen mit speziellen Rasenzuchtsorten reduziert die Mähhäufigkeit gegenüber „Berliner Tiergarten“ mit für Rasen ungeeigneten Gräsersorten.
1) Nonn, H. et al., 2006: Qualitätseigenschaften verschiedener Gebrauchsrasenmischungen. Teil 1: Versuchsanlage, Aufwuchshöhe und Schnittgutanfall. Rasen-Turf-Gazon 37, 135-141.