Rasenthema: Dezember 2008
Autor: © Dr. Klaus Müller-Beck, Vorsitzender Deutsche Rasengesellschaft
„The Future of Greenkeeping“; Leitthema des Messe-Kongress „Golfplatz & Service“ in Oldenburg
Ein erster Einstieg in die neue Golf-Messe „Golfplatz & Service“ wurde am 26. und 27. November in Oldenburg vollzogen. Der Regionalverband Greenkeeper Nord e.V. hatte sich gemeinsam mit dem Veranstalter Weser-Ems Halle Oldenburg auf diese Veranstaltung verständigt. So lag es nahe, die übliche Greenkeeper-Herbsttagung in diesem Falle in Form einer offenen Kongressveranstaltung anzubieten. Inhalt und Organisation wurden diesem Anspruch durchaus gerecht; denn während der beiden Messetage referierten internationale Fachleute aus den USA, aus Großbritannien und aus Dänemark sowie aus Deutschland.
Überschaubares Messeangebot mit Pflegegeräten, Beregnungseinrich-tungen, Düngemitteln oder Einrichtungsgegenstände für die Golfanlage.
Foto: K. Müller-Beck
Das Ausstellungsangebot der Messe „Golfplatz & Service“ war mit ca. 50 Ausstellern in einer Messehalle zusammengefasst. Die großen Maschinenanbieter ließen sich durch ihre regionalen Vertretungen bei dieser Messe repräsentieren.Als Zielgruppe waren insbeson-dere die Greenkeeper sowie die Golfmanager und Golfplatz-betreiber angesprochen worden. In einem gesonderten Forum „Wirtschaftsfaktor Golfanlage - Qualitätsoffensive“, wurden die Belange der Betreiber und Ma-nager behandelt.
Die Thematik „The Future of Greenkeeping” wurde insbesondere von den Referenten aus den USA vertieft. Als „Urgestein“ in der Greenkeeping-Beratung kann man Stan J. Zontek, den USGA-Director of Agronomy, einstufen. Er ging auf einige Aspekte des Klimawandels ein und unterstrich die Bedeutung des Wassers als wichtige Resource für das Gräserwachs-tum. Nach seiner Aussage nutzen in den USA bereits 50 % der Golfanlagen Brauchwasser (waste water) zur Beregnung.
Foto rechts: Gast-Referenten aus den USA: Prof. John C. Sorochan Ph.D., University of Tennessee; Prof. Douglas Karcher Ph.D., Universi-ty of Arkansas; Stanley Zontek, USGA; Prof. Dr. Bernd Leinau-er, New Mexico State University (v.li.). Fotos: K. Müller-Beck
„Reduced Irrigation Use“ lautet dann die Thematik von Doug Karcher, University of Arkan-sas. Möglichkeiten der Wassereinsparung und der Erhöhung der Beregnungseffizienz stan-den im Mittelpunkt seiner Ausführungen. Als Strategie empfahl er den Greenkeepern, den Feuchtegehalt des Wurzelhorizontes regelmäßig zu prüfen und zu dokumentieren, geeignete Wetting Agents einzusetzen und möglichst trockenheitsresitente Sorten auszuwählen.
|
Sorte Geronimo mit 2% Grünaspekt |
Abbildungen: Vergleich von zwei Poa pratensis Sorten zur Trockenheitsverträglichkeit nach 50 Tagen ohne Bewässerung
Quelle: D. Karcher, 2008, Vortrag-Manuskript „Reduced Irrigation Use“ ; Oldenburg
Aus seinen weiteren Versuchsergebnissen konnte Karcher die Schlussfolgerungen ziehen, dass eine über Feuchtesensoren gesteuerte Beregnung deutlich zur Optimierung des Wasserhaushaltes beiträgt. Darüber hinaus führte der Einsatz von Wetting Agents zu einer signifikanten Verringerung der Beregnungsmenge bei höchsten Ansprüchen an die Rasenqualität.
Mit der Thematik: “Mowing Height and Frequency on Golf Course Putting Greens”
beschäftigte sich John Sorochan, von der University of Tennessee. Grundsätzlich unterstrich er zunächst die Bedeutung der Blattmasse für die Photosyntheseleistung der Gräser. Je größer der Energiegewinn ist, umso geringer fällt die Stresswirkung beim Mähen aus.
Besonders interessant waren dann die Untersuchungen zum Vergleich von Mähen in Kombination mit Walzen (smooth rolling). Es wurden die Varianten „Mähen“, „Mähen +Walzen“ und „Mähen abwechselnd Walzen“ gerade unter Sommerbedingungen getestet.
Die Schlussfolgerung lautete: Bei Sommerbedingungen verbesserte sich die Grünsqualität bei der Variante „Mähen abwechselnd Walzen“!
|
Schnitthöhe 4,0 mm, Algenbefall in % (1,8) |
Abbildung: Bewertung der Narbenqualität bei unterschiedlichem Schnittregime + walzen. Anteil des Algenbefalls (%) auf einem Agrostis-Grün in Abhängigkeit von der Schnitthöhe.
Quelle: J. Sorochan, 2008, Vortrags-Manuskript “Mowing Height and Frequency on Golf Course Putting Greens”, Oldenburg
Bernd Leinauer, New Mexico State University, rundete das Vortragsangebot der US-Referenten mit dem Thema: „Technologies for Monitoring Stress in Turf“ ab.
Der Einsatz von neuartigen Sensoren und die Ausweitung der digitalen Erfassung bestimmter Rasenaspekte erhöht zukünftig die Qualität im Pflegemanagement. Problematisch bleibt die Differenzierung der Stressauslöser; denn braunes Gras kann beispielsweise durch Trockenheit oder durch erhöhte Salzkonzentrationen entstanden sein. Der Fachmann vor Ort bleibt also weiterhin gefragt, damit die geeigneten Pflegemaßnahmen eingeleitet werden können. Farbsensoren am Gerät oder für den Handbetrieb können frühzeitig Veränderungen in der Rasennarbe aufdecken, so dass der Greenkeeper rasch reagieren kann
In seiner Schlussbetrachtung sieht Leinauer für die Zukunft eine breitere Anwendung der vorhandenen Mess- und Sensortechnik zur Erfassung von Stress-Situationen im Rasen, wie beispielsweise Nährstoffmangel oder Trockenschäden in Problemzonen, so dass durch die Früherkennung mögliche Schäden schneller verhindert werden können.
Moderator und Initiator der Kongressveranstaltung, Michael Paletta, Vorsitzender des Greenkeeper Nord e.V.
Durch das Tagungsprogramm der Kongressveranstaltung führten Herr Tönnies und Herr M. Paletta, Greenkeeper Nord e.V.
Im Rahmen der GVD-Weiterbildungs-Zertifizierung konnten sich die Teilnehmer am Info-Stand der Greenkeeper Nord für die Vergabe der Weiterbildungspunkte registrieren lassen.
Weitere Informationen zum zweiten Kongresstag werden in der nächsten Ausgabe des „Greenkeepers Journal“ Nr. 04-2008 veröffentlicht