Rasenthema: August 2014
Autor: © Dr. Harald Nonn, Rasenforschung Eurogreen
Rasengräser – züchterischen Fortschritt nutzen
Sommer 2014
Der Handel bietet den Verbrauchern ein breites Sortiment verschiedener Saatgutmischungen an. Sport- und Spielrasen, Strapazierrasen, Schattenrasen, aber auch Mischungen mit Fantasienamen, wie z. B. der bekannte „Berliner Tiergarten“, füllen die Regale und Stellplätze. Ein Blick auf die Saatgutetiketten oder Aufdrucke der im Handel befindlichen Saatgutpackungen gibt dem Käufer wichtige Informationen über die Zusammensetzung der Mischung. Neben dem prozentualen Anteil der einzelnen Gräserarten ist bei Verwendung von Zertifiziertem Saatgut auch die Angabe der Gräsersorte vorgeschrieben.
Abb. 1: Das amtlich vorgeschriebene Mischungsetikett gibt u. a. Auskunft über die enthaltenen Gräserarten und Gräsersorten.
Rasenmischungen sollten ausschließlich Zertifiziertes Saatgut von Sorten enthalten, die auf Raseneignung geprüft wurden. Neben den hohen technischen Qualitätsanforderungen (Reinheit und Keimfähigkeit) ist somit auch die Eignung für die Rasennutzung gesichert.
Zurzeit enthält die Beschreibende Sortenliste Rasengräser 238 Sorten mit einer guten bis sehr guten Eignung (Note 7 bis 9) für Gebrauchsrasen und 204 Sorten mit entsprechender Eignung für den Rasentyp Strapazierrasen.
Warum immer noch Sorten mit minderer oder fehlender Raseneignung in Mischungen verwendet werden, bleibt aus fachlicher Sicht unverständlich.
Abb. 2: Die „Beschreibende Sortenliste Rasengräser“ des Bundessortenamtes informiert seit 40 Jahren über Sorteneigenschaften. Pdf-Download unter www.bundessortenamt.de
Ein kurzer Rückblick
1973 erscheint die erste „Beschreibende Sortenliste Rasengräser“ des Bundessortenamtes. Selbstverständlich enthält sie nur wenige Arten und Sorten, da die Gräserzüchtung für Rasennutzung noch in den Kinderschuhen steckt. Doch bereits 1977 publiziert die Deutsche Rasengesellschaft, unter Federführung ihres damaligen Vorsitzenden Prof. Dr. Peter Boeker, die „Qualitätsnormen ‘77“. In Ihnen werden Mischungen für den Spiel- und Hausrasen sowie ein Konzept zur Qualitätskontrolle definiert. Gleichzeitig finden auch immer mehr Gräsersorten Eingang in die offiziellen Empfehlungen. Dies ist ein Resultat der verstärkten Züchtungserfolge in- und ausländischer Züchter. 1979 werden diese ersten Vorgaben zur Mischungsqualität durch die FLL-Broschüre „Regel-Saatgut-Mischungen Rasen“ (RSM) abgelöst. Dieses bis heute jährlich erscheinende Regelwerk gibt Empfehlungen zur Mischungszusammensetzung unterschiedlicher Rasentypen und berücksichtigt somit immer die aktuellen Entwicklungen. Zusätzlich enthält es eine tabellarische Übersicht der in der Bundesrepublik auf Raseneignung geprüften Rasengräser.
Abb. 3: Die „Regel-Saatgut-Mischungen Rasen“ (RSM) im Wandel der Zeit. Das Regelwerk Regel-Saatgut-Mischungen RSM-RASEN 2014 erhalten Sie im Online-Shop unter www.fll.de
Ein Blick auf die beiden folgenden Grafiken zeigt die Entwicklung der letzten 35 Jahre für die wichtigen Arten Deutsches Weidelgras (Lolium perenne) und Wiesenrispe (Poa pratensis). An der zunehmenden Anzahl guter bis sehr guter Rasensorten sind die erfolgreichen Anstrengungen der Gräserzüchter dokumentiert. Bedenkt man, dass von den Anfängen einer Zuchtsorte bis zur Markteinführung etwa 15 Jahre vergehen, so wird der Aufwand, der in der Züchtung betrieben wird, noch evidenter. Dieser züchterische Fortschritt ist jedoch nur wirtschaftlich, wenn die neuen Rasensorten auch Eingang in die Mischungen finden. Somit wird nicht nur der Fortbestand der Züchtung sichergestellt sondern auch der genetische Grundstock für eine bessere Rasenqualität gelegt.
Abb. 4: Anzahl und Eignung Sorten Lolium perenne.
Abb. 5: Anzahl und Eignung Sorten Poa pratensis.
Literaturhinweise
Bundessortenamt, 2012: Beschreibende Sortenliste 2012 Rasengräser. Bundessortenamt Hannover. RSM Rasen 2014, Regel-Saatgut-Mischungen Rasen. Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V., Bonn.