Rasenthema: August 2012
Autor: © Dr. Harald Nonn, Rasenforschung EUROGREEN
Rasen für die neue Bundesligasaison optimal vorbereitet
Anfang August beginnt die neue Fußballsaison mit dem Start der 2. Bundesliga. In der letzten Augustwoche folgen die ersten Spiele der 1. Bundesliga. Fußball ist ein Rasensport, der für ein technisch anspruchsvolles und optisch ansprechendes Spiel einen hoch belastbaren Rasen erfordert. Diesen Anspruch kann ein Rasen nur erfüllen, wenn er folgende Eigenschaften aufweist:
- hohe Narbendichte
- ebene Oberfläche
- scherfeste Grasnarbe
- ausreichende Wasserdurchlässigkeit
Abb. 1: Qualitätsziele eines Fußballrasens: dicht und scherfest. (Foto: Dr. H. Nonn)
Diese Qualitätskriterien gelten nicht nur für Bundesligarasen, sondern natürlich auch für den Fußballrasen bis hin zu den unteren Ligen, wenn auch hier in etwas geringerer Ausprägung.
Doch zurück zur Bundesliga. Die spielfreie Zeit der vergangenen Wochen haben die Stadion-Greenkeeper intensiv genutzt, um den Rasen optimal vorzubereiten. Maßnahmen der Regeneration wie Lockern und Aerifizieren (Belüften) des Bodens und Nachsaaten mit Mischungen aus Deutschem Weidelgras (Lolium perenne) und Wiesenrispe (Poa pratensis) gehörten dabei zum Standardprogramm. Je nach Zustand des Rasens nach der letzten Saison wurden Teilflächen oder die komplette Spielfläche mit Fertigrasen belegt.
In einigen Stadien wurde die Rasentragschicht ausgetauscht, um die Funktions- und Vegetationseigenschaften zu verbessern. Einem Trend aus Großbritannien folgend, wurde in den ersten Arenen die Rasentragschicht mit synthetischen Bestandteilen zur Erhöhung der Scherfestigkeit und Ebenflächigkeit armiert.
Abb. 2: Nachsaaten sorgen für einen dichten und scherfesten Fußballrasen. (Foto: Dr. H. Nonn)
Selbstverständlich lag das Augenmerk der Greenkeeper nicht nur auf den Rasenflächen in den Arenen sondern auch auf dem der Trainingsflächen. Auch hier müssen den Spielern nahezu Arena-ähnliche Voraussetzungen geboten werden, damit sie sich optimal auf die neue Saison vorbereiten können. In Summe verlangten die vergangenen Wochen von den Stadion-Greenkeepern einen hohen Arbeitseinsatz, den es mit anderen Veranstaltungen wie Konzerten, Freundschafts- und Vorbereitungsspielen oder Baumaßnahmen im und um das Stadion und natürlich auch mit den Witterungsbedingungen abzustimmen galt.
Die Rasenqualität in den Stadien der 1. und 2. Liga genießt auch bei der Deutschen Fußball Liga (DFL), zuständig für Organisation und Vermarktung des deutschen Lizenzfußballs, einen extrem hohen Stellenwert. Seit Mitte 2012 hat die DFL Kriterien für Stadionrasen definiert, mit denen die Qualität der „Bühne des Fußballs“ sichergestellt werden soll. Diese Kriterien wurden in einer Expertenkommission, der neben Vertretern von DFL, Stadionbetreibern, Fußballclubs, Stadion-Greenkeepern, DFB auch Vorstandsmitglieder der DRG angehörten, vereinbart.
Abb. 3: Im Qualitätskonzept der DFL spielen u.a. auch die Wasserdurchlässigkeit und die Scherfestigkeit der Spielfläche eine wichtige Rolle.
Das Konzept sieht eine regelmäßige Überprüfung der o.a. Qualitätskriterien nach definierten Messverfahren vor. Somit erhalten die Stadion-Greenkeeper ein hilfreiches Instrument, um die Entwicklung ihres Rasens zu messen, zu dokumentieren und frühzeitig Maßnahmen zur Optimierung einzuleiten. Möglicherweise wird dieses Qualitätskonzept zukünftig auch in weiteren Ligen zur Optimierung der Rasenflächen und somit zur Förderung des Rasensports Fußball beitragen.
Abb. 4: Überprüfung der Wasserdurchlässigkeit mit dem Doppelring-Infiltrometer.
Abb. 5: Die Flügelsonde misst die Scherfestigkeit der Rasentragschicht.