Rasenthema: August 2001
Autoren: Dr. Gabriela Schnotz, JULIWA-HESA GmbH und Thomas Büchner, Fertigrasen-Kulturen Bergstraße
Kurzfassung aus Zeitschrift Rasen Turf Gazon 1 / 2001
Die Verwendung von Fertigrasen zur Begrünung
Einleitung
Bereits seit mehreren Jahrzehnten ist die Produktion und Verarbeitung von Fertig- oder Rollrasen ein fester Bestandteil der Techniken zur Begrünung. Besonders in den letzten Jahren haben aber Bekanntheitsgrad und Verwendung stark zugenommen. Einsatz findet Fertigrasen im Landschaftsbau an erosionsgefährdeten Flächen ebenso wie auf Sport- und Golfplätzen sowie im privaten Hausgarten.
Mit Fertigrasen belegte Flächen können bereits sehr schnell genutzt werden, während angesäte einige Monate benötigen, bis sich eine dichte belastbare Narbe gebildet hat. Diese Jugendphase hat der Fertigrasen bereits an der Anzuchtstelle durchlaufen, die Problematik von auflaufenden Unkräutern, Ungleichmäßigkeiten beim Auflaufen oder verzögertem Narbenschluß entfällt daher beim Verlegen des Endproduktes "Fertigrasen".
Anforderungen an Rasensoden
Mehrere Richtlinien, darunter besonders die DIN 18035/4, legen Parameter für die Produktion von Fertigrasen fest. Diese beziehen sich nahezu ausschließlich auf Rasenflächen, die mit einem Tragschichtaufbau für Sport- und Golfrasen gemäß DIN- bzw. nach FLL-Vorgaben gebaut werden
Wie BÜRING (1999) in einem Übersichtsartikel zusammenfaßte, sind in den FLL-Broschüren RSM und "Richtlinie für den Bau von Golfplätzen" sowie der DIN 18035, Teil 4, einige wichtige Parameter für Fertigrasen zusammengefaßt.
Qualitäts-Kriterien für Sportplatz-Fertigrasen:
- Körnungslinie des Anzuchtbodens innerhalb der von der DIN vorgegebenen Grenzen
- Anteile unter 0,025 mm Durchmesser < 12 %
- organische Substanz < 3%, besser < 2%
- Gräserarten und -sorten gemäß der RSM
- möglichst gleichhohe Anteile an Wiesenrispe und Deutschem Weidelgras im Bestand
- Fremdartenanteil max. 2%, davon höchstens die Hälfte Poa annua
- projektive Bodenbedeckung mind. 95%
- Rasenfilz maximal 5 mm
- Zusammenhalt der Soden bei Produktion bzw. Lieferung
Die o.g. Anforderungen werden nur in wenigen Gebieten Deutschlands vom anstehenden Boden erfüllt. Zu diesen begünstigten Gebieten gehört auch der Raum an der Bergstraße, der mit seinen sandigen Böden ideale Bedingungen für die Produktion von Fertigrasen für DIN-Aufbauten bietet. In anderen Fällen wird der anstehende Boden z.T. mit erheblichem Aufwand verbessert (z.B. Aufbringen von Quarzsand).
Für Grünssoden im Golfbereich gelten besondere Anforderungen. Die Soden sollen dünner geschält sein (10 bis 15 mm), der Rasenfilz darf maximal 3 mm stark sein. Die angestrebte Schnitthöhe von 6-10 mm ist für den Sodenproduzenten mit sehr hohem Pflegeaufwand verbunden. Qualitativ hochwertige Grünssoden haben daher einen entsprechend höheren Preis gegenüber Sportrasensoden.
Anzucht der Rasensoden
Besonders wichtig für den Rollrasen-Produzenten ist bei der Ansaat Sortenwahl und Saatgutqualität. Die angestrebten hälftigen Anteile Wiesenrispe und Weidelgras in der Sportrasensode sind nur mit einem sehr hohen Anteil Wiesenrispe in der Ansaatmischung zu erreichen.
Zusätzlich wird ein geringer Anteil Festuca rubra (meist ssp. trichophylla) eingesetzt, der nach RSM-Vorschrift zwar nicht im Sportrasen verwendet wird, dennoch wichtig für die Sodenqualität ist, da ein guter Zusammenhalt und eine frühere Schälfähigkeit damit verbunden sind. Zu hohe Anteile bringen aber u.U. Probleme mit sich, da Festuca rubra zur Filzbildung neigt und einen höheren Pflegeaufwand zur Folge hat.
Beispiel einer Ansaatmischung zur Produktion von DIN-Sportrasen:
5 % Festuca rubra trichophylla | 1 Sorte |
25 % Lolium perenne | 2 Sorten |
70 % Poa pratensis | 3 Sorten |
Außerdem ist heute den Fertigrasen-Produzenten die Möglichkeit gegeben, mit Ansaatmischungen auf spezielle Bedürfnisse zu reagieren. Schattenrasen (mit Poa supina, Deschampsia cespitosa oder Festuca arundinacea), pflegeleichter Gebrauchsrasen, langsam wachsender oder trockenheitsresistenter Rasen kann durch gezielte Artenzusammenstellung produziert werden.
Bei der Anzucht finden - zumindest bei den namhaften und leistungsstarken Rasenschulen - neueste Produktionstechniken Anwendung. Dies beginnt bei der schonenden Bodenbearbeitung und der gleichmäßigen Ansaat und endet bei der eigentlichen Produktion mit selbstfahrenden Schälmaschinen, die heute bereits von einer Person bedient werden können und eine große Schlagkraft in Stoßzeiten gewährleisten.
Dazwischen liegt über einen Zeitraum von ca. 12 bis 15 Monaten die aufwendige Pflege bis zur Schälfähigkeit des Rasens. Diese umfaßt eine ausgewogene Nährstoffversorgung, regelmäßige Bewässerung und nicht zuletzt ca. 70 bis 80 Schnitte mit Spindelmähern. Weitere Maßnahmen wie das Entfernen des Mähgutes oder Abstriegeln der Flächen sind jedoch erforderlich, um qualitativ hochwertigen Sportrasen zu erzeugen.
Schälen des Fertigrasens
Eine Vielzahl von Rollengrößen macht den Einsatz für jeden Bedarf möglich. Eine universelle Standardgröße ist die sogenannte Kleinrolle mit den Abmessungen 0,40m x 2,50m. Daneben haben sich noch eine ganzen Reihe von größeren Einheiten etabliert, die sowohl maschinell als auch z.T. mit Hilfe von Handverlegegeräten vom Käufer selbst verlegt werden können. Voraussetzung für deren Einsatz ist aber eine gewisse Flächengröße und Geländebeschaffenheit. Daher wird die Fertigrasenverlegung wohl nie ganz ohne die Kleinrolle bestehen können.
Die Rollenbreite der Großrollen schwankt zwischen 0,60m und max. 2,20m. Vorteile sind schnelle Verlegung und entsprechend weniger Kanten, dadurch die schnellere Benutzbarkeit.
Produktion der 60cm-Großrolle auf der Schälfläche (Foto: G.Schnotz)
Transport von Fertigrasen
Im Laufe der letzten Jahre haben viele kleinere Anbieter mit der Produktion von Fertigrasen begonnen und sich dadurch einen lokalen Markt geschaffen, der von kurzen Wegen und relativ großer Flexibilität bei der Abwicklung profitiert. Durch kurze Wegstrecken werden Verluste gering gehalten und auch in der heißen Jahreszeit kann Rollrasen verlegt werden. Bei größeren Bauobjekten wie z.B. Sportplätzen wird der Transport meist durch die Rasenschulen selbst organisiert. Durch Transporte über Nacht oder mit Kühlwagen können größere Strecken, auch ins Ausland, problemlos bewerkstelligt werden. Referenzobjekte der namhaften Anbieter in anderen europäischen Staaten beweisen dies.
Verlegung von Fertigrasen
Nach der DIN sind die Soden eng, mit versetzten Querfugen (Verbandsystem) zu verlegen. Bodenkontakt wird durch Bewässerung und diagonales Walzen hergestellt. Bei allen Verlegearbeiten ist darauf zu achten, daß die Funktionsfähigkeit und Ebenflächigkeit der Rasentragschicht nicht beeinträchtigt wird, die Einarbeitung eines Düngers mit bis zu 8 g N/m2 beeinflußt den Anwachsvorgang positiv.
Auch nach der Verlegung kann die Pflanzenbestandsentwicklung variieren. Durch reichliche Wasserversorgung in der Anfangsphase und Narbenschädigungen kann der Anteil an Poa annua auch auf Lolium-dominanten Flächen zunehmen. Besonders in schattigen, weniger beanspruchten Bereichen wandert oft Poa trivialis ein. Die Entwicklung der Bestände nach Verlegung der Soden wird somit nachhaltig von Standort, Verlegezeitpunkt, Pflegemaßnahmen und Strapazierung beeinflußt.
Maschinelle Verlegung des Fertigrasens (60er Rolle) auf einem Sportplatz (Foto: G. Schnotz)
Literatur
BOEKER, P. (1977): Grundsätze für die Erzeugung, Bewertung und Verlegung von Fertigrasen. Rasen - Turf - Gazon 4, 1977, S. 128-131
BÜRING, W. (1999): Regeln der Technik für Produktion, Transport, Verlegung und Pflege von Fertigrasen. Rasen - Turf - Gazon 1/1999, S. 14-16
SELLMAN, M, übersetzt von HEISING, A: (2000): Rasensoden - was sollte man beachten? Greenkeepers Journal 3, 2000, S. 15-18