RASENTHEMEN SEIT 1999

Rasenthema: April 2016

Autoren: © Dr. Klaus Müller-Beck, Ehrenmitglied Deutsche Rasengesellschaft e.V.

 

Fehler bei der Rasenpflege im Frühjahr vermeiden

Regelmäßig und nicht zu tief mähen

Viele Gartenbesitzer glauben, je tiefer sie den Rasen runterschneiden, desto besser ist es. Die Schnitthöhe muss jedoch dem Rasentyp angepasst werden. Der normale Hausrasen braucht eine Schnitthöhe von drei bis vier Zentimetern. Golfrasen dagegen kann sehr tief gemäht werden, weil die dort verwendeten Gräser eine andere Tiefschnittverträglichkeit haben.
Im Frühjahr sollte also rechtzeitig mit dem Mähnen begonnen werden, damit sich die Gräser an eine einheitliche Schnittlinie gewöhnen. Vorteilhaft für die Gräser wirkt die „Drittel-Regel“ beim Mähen, dabei wird vom Aufwuchs immer nur ein Drittel abgemäht. Bei einer angestrebten Schnitthöhe von vier Zentimetern, wird der Rasen also bei der Aufwuchshöhe von sechs Zentimetern gemäht.
Wird ein Hausrasen ständig zu tief gemäht, werden die Gräser in ihrer Konkurrenzkraft geschwächt und es wandern verstärkt  andere Pflanzen in den Rasen ein.

 

Angemessene  Schnitthöhe beim regelmäßigen Mähen des Rasens beachten.
Abb. 1: Angemessene Schnitthöhe beim regelmäßigen Mähen des Rasens beachten.
(Foto: K. G. Müller-Beck)

 

Auf gute Rasenmischung achten

Für den Hausrasen empfehlen sich drei Grasarten: die Wiesenrispe (Poa pratensis), der Rotschwingel (Festuca rubra) und das Deutsche Weidelgras (Lolium perenne). Ganz grob sollte eine gute Mischung diese Gräser zu je einem Drittel enthalten. Leider werden oft Mischungen angeboten, in denen das Deutsche Weidelgras dominiert. (Für eine Nachsaatmischung wäre das richtig).
Die geeignete Hausrasenmischung für die Neuanlage trägt die Typbezeichnung RSM 2.3 (Spiel- und Gebrauchsrasen). Diese Abkürzung steht für Regel-Saatgut-Mischung und bedeutet, dass sie von Wissenschaftlern zusammengestellt wurde und jährlich auf ihre Eignung überprüft wird.
Die Arten- und Sortenangaben mit den jeweiligen Gewichtsanteilen (Gew.-%)  findet der Verbraucher auf dem grünen Etikett am Boden oder am Rand der Verpackungen. RSM-Mischungen werden ebenfalls auf der Packung ausgelobt.
Vielfach werden billige Mischungen wie die „Berliner Tiergartenmischung“ oder ähnliche angeboten. Unter diesem Namen bekommt man immer eine andere Zusammensetzung.
Jeder kann seine Mischung so nennen und so enthalten diese oft ein Sammelsurium von preiswert eingekauftem Saatgut. Des Öfteren sind sogar landwirtschaftliche Sorten enthalten, die für einen Gebrauchsrasen keineswegs geeignet sind, da sie viel Masse produzieren. Die Gräser ergrünen schnell, worüber sich die Gartenbesitzer freuen, aber bei der Narbendichte des Rasens mangelt es.  Wenn der Rasen dann im Frühjahr Lücken hat, vermutet der Rasenbesitzer dass es am Winter lag. Tatsächlich liegt die Ursache in den ungeeigneten  Arten und Sorten einer schlechten Mischung begründet.
Gute Informationen bietet die Beschreibende Sortenliste „Rasengräser“ vom Bundessortenamt.

 

 Beschreibende Sortenliste Rasengräser vom  Bundessortenamt liefert Informationen zur Gräserauswahl.
Abb. 2:
Beschreibende Sortenliste Rasengräser vom Bundessortenamt liefert Informationen zur Gräserauswahl.

 

Samen (Spelzfrüchte) der wichtigsten Gräserarten  für die Rasenneuanlage (u. Poa pratensis,  li. Lolium perenne, re. Festuca rubra).
Abb. 3:
Samen (Spelzfrüchte) der wichtigsten Gräserarten für die Rasenneuanlage (u. Poa pratensis, li. Lolium perenne, re. Festuca rubra). (Foto: K. G. Müller-Beck)

 

Vom Fußballrasen lernen

Bei der Pflege des Fußballrasens wird konsequent  immer die richtige Schnitthöhe eingehalten, das nützt den Spielern und fördert das Wachstum der Gräser.
Außerdem benötigen  die Gräser Nährstoffe durch Düngung, damit sie bei Verletzungen durch den Spielbetrieb neue Seitentriebe bilden können und der Rasen dicht bleibt.
Viele Rasenbesitzer wenden hier ein, wenn sie düngen, müssen sie öfters mähen. Mit dem Schnitt wird die Narbenbildung des Rasens erst stimuliert. Rasen ist eine Dauerkultur und erfordert eine gewisse Grundversorgung an Nährstoffen. Wenn nicht gedüngt wird, verringert sich das Narbenbildungsvermögen des Rasens und es siedeln sich Fremdarten an.
Eine zeitige, stickstoffbetonte Frühjahrsdüngung mit einem geeigneten Rasendünger ist deshalb besonders wirkungsvoll.

Dreimaliges Düngen pro Saison ist ein guter Standard für die Rasenpflege.

 

Geeignete Rasendünger werden in den Gartencentern und den Gartenfachmärkten angeboten.
Abb. 4: Geeignete Rasendünger werden in den Gartencentern und den Gartenfachmärkten angeboten. (Foto: K. G. Müller-Beck)

 

Richtigen Zeitpunkt zum Vertikutieren wählen

Eine Bearbeitung mit dem Vertikutierer (Handbetrieb, Motor- oder Elektroantrieb) bedeutet für die Gräser einen massiven Eingriff in die Pflanzenentwicklung; denn es werden durch den senkrechten Schnitt eine Reihe von Blatt- und Stängelteile abgetrennt und entfernt. Durch diesen mechanischen Reiz werden andererseits  die Gräser dazu angeregt, neue Triebe und Blätter zu bilden, diesen Vorgang nennt man Bestockung.
Eine Anregung zur Bildung von neuen Seitentrieben gelingt nur bei entsprechenden Wachstumsbedingungen mit der nötigen Temperatur und einer ausreichenden Nährstoffversorgung.

Prinzipiell sollte deshalb vor dem Vertikutieren, etwa 10 bis 14 Tage im Voraus, die erste Düngung ausgebracht werden. Mit der Aufnahme der Nährstoffe werden Stoffwechsel und Wüchsigkeit der Gräser stimuliert. Derartig vorbereitete Gräser können sich somit rasch bestocken, sodass die „Schäden“ nach dem Vertikutieren deutlich schneller verheilen. Je früher diese Startdüngung ausgebracht werden kann, dies ist abhängig vom jährlichen Witterungsverlauf, desto zeitiger kann mit dem Vertikutieren begonnen werden.

 

Die scharfen, vertikal schneidenden Messer des Vertikutierers sollten erst nach der Frühjahrsdüngung bei wärmeren Temperaturen zum Einsatz kommen.
Abb. 5: Die scharfen, vertikal schneidenden Messer des Vertikutierers sollten erst nach der Frühjahrsdüngung bei wärmeren Temperaturen zum Einsatz kommen. (Foto: K. G. Müller-Beck)

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