Rasenthema: April 2011
Autor: © Ing. Agr. HTL Otto Weilenmann, Stellv.Vorsitzender Deutsche Rasengesellschaft e.V.
Fertigrasen, die sichere und schnelle Lösung für frisches Grün!
Fertigrasen bietet die optimale Lösung, die lange Zeit von der Ansaat bis zum Narbenschluss eines Rasens zu verkürzen. Es ist auch eine Gelegenheit, sich als Produzent oder Landschaftsbau-Unternehmer mit einer speziellen Lösung zu profilieren.
Fertigrasen bringt Vorteile in zahlreichen Situationen:
Der Rasen ist schneller benutzbar. Im Hausrasenbereich muss die Fläche nicht so lange geschont werden. Die Kinder und die Haustiere dürfen viel schneller auf den Rasen. Zudem ist Fertigrasen die einzige Möglichkeit, ausserhalb der Saatsaison Rasenneuanlagen zu etablieren. Vor allem im Spätherbst und im Winter ist dies interessant, damit die Bauherrschaft nicht bis in den Mai hinein einen „Acker“ rund ums Haus ertragen muss. Hauptsaison zum Verlegen ist das Frühjahr bis in den Herbst. Da kann der Landschaftsbauer in der Regel die Baustelle schneller abschliessen. Im Sportbereich werden die kurzen Spielpausen optimal genutzt. Mit Ansaaten von geschädigten Torräumen ist eine Sanierung kaum machbar. Mit Dicksoden können die reparierten Stellen sogar bereits am Folgetag wieder bespielt werden. Mit maschineller Verlegetechnik ist es heute auch möglich, Fertigrasen großflächig einzusetzen. Diese Lösung wird des Öfteren angewendet, wenn ganze Sportplätze saniert werden müssen (z.B. Bundesliga-Stadien).
Frisch geernteter Fertigrasen als Kleinrolle auf der Palette für den Transport vorbereitet. (Fotos: K.G. Müller-Beck)
Auslegen der Gro ßrolle mit dem Verlegegerät.
Fertigrasen-Typen
Fertigrasen besteht aus den besten Rasensorten, wie sie auch in den Top Haus- und Sportrasenmischungen enthalten sind. Sie sind Garant für hervorragende Rasenqualität und eine vielseitige, pflegeleichte Anwendung.
Spezielle Rezepte braucht es für artenreiche Wildblumenflächen. Zudem gibt es Fertigrasen speziell für Golfgreens und Tees in unterschiedlichen Arten, Rasenplatten, Fertigrasen erdefrei, für Höhenlagen usw.
Gut durchlässiger, sandiger Oberboden wird für den Fertigrasenanbau bevorzugt. Für Sportrasen wird Fertigrasen auf reinen Sandböden gezogen.
Größe und Gewicht
Für die normgerechten Kleinrollen (Länge 1,60 - 2,50 m, Breite 40cm, Schälstärke 1,5 - 2cm) werden die Rasensoden direkt auf dem Rasen-Vollernter palettiert. Eine Palette enthält in der Regel 40 - 50m2. Das Gewicht pro Quadratmeter liegt bei zirka 20 kg.
Großrollen sind 15 – 20 m lang und 60 cm breit. Das Gewicht der Rolle liegt bei 180 - 240kg. Diese Rollen werden mit einem Verlegegerät sehr rationell ausgelegt. Der Boden muss dafür gut rückverfestigt, das heißt tragfähig, sein. Bauseits wird für das Handling der Rollen ein Stapler benötigt.
Großrollen sind für Flächen ab 250 m2 empfehlenswert. Weil weniger Fugen vorhanden sind, können Sportflächen früher wieder bespielt werden. Ebenfalls als Großrolle sind 2,5 - 3 cm starke Dicksoden, gezogen auf Sand, erhältlich. Ein Quadratmeter wiegt rund 50 kg. Durch das hohe Eigengewicht ist der Rasen sofort nach dem Verlegen bespielbar.
Um ganze Sportplätze effizient verlegen zu können eignet sich die 2,20 m breite Jumborolle. Mit dieser Technik ist ein Sportplatz in zwei Tagen „fixfertig“ verlegt und schon nach kurzer Zeit wieder belastbar.
Erneuerung eines Stadionrasens durch Verlegen von Jumborollen (Breite 2,20 m) hier im Stadion Letzigrund Z ürich, Schweiz.
Bestellung von Fertigrasen
Als „Frischprodukt“ wird Fertigrasen auf Bestellung täglich neu geschält und sofort ausgeliefert. Die Lieferung kann praktisch das ganze Jahr über erfolgen, ausser bei Regen, Frost und Schnee. Für einen reibungslosen Ablauf erfolgt die Bestellung mindestens zwei Tage vor dem Liefertermin. Wegen Schrumpf- und Anpassungsverlusten bestellt man 5% mehr als die exakt ausgemessene Fläche. Eine Nachlieferung kleiner Mengen ist unrentabel.
Die Bodenvorbereitung soll am Liefertag abgeschlossen sein. Eine Zwischenlagerung von ein bis zwei Tagen ist nur in Ausnahmesituationen bei kühler Witterung möglich. Bei warmer Witterung muss der Fertigrasen sofort nach der Anlieferung verlegt werden, da sich sonst die Rollen von innen her erwärmen und die Gräser absterben.
Verlegen von Hand
Der Boden sollte feucht sein, damit die Wurzeln sofort Wasser finden und antreiben. Es empfiehlt sich, eine Startdüngung in die angeraute Bodenoberfläche einzuarbeiten. Beim Verlegen wird immer von der Seite des bereits verlegten Rasens her gearbeitet. Mit Brettern werden Bahnen als Arbeitsplattform gelegt, um Tritte und Verletzungen des Fertigrasens zu vermeiden. Man verlegt den Rasen im Verbund und ohne Fugen satt aneinander. Die Soden können einfach mit dem Messer in die benötigte Form geschnitten werden. Die Ränder in den Aussenbereichen sind mit Erde „anzuböschen“, um das Austrocknen zu verhindern. Nach dem Verlegen soll die ganze Fläche leicht gewalzt und sofort kräftig gewässert werden.
Bewässerung
Sehr wichtig ist unmittelbar nach dem Verlegen ein gutes Einwässern. Bei grösseren
Flächen sollte etappenweise noch während der Arbeit gewässert werden. In der folgenden Periode bis zur vollständigen Durchwurzelung ist die Fläche regelmäßig auf Feuchtigkeit zu prüfen und bei Bedarf zu wässern. Die Wassermenge ist so zu bemessen, dass die Soden plus 3 bis 5 cm feucht sind. Durch Anheben einer Sode kann dies einfach kontrolliert werden. Im Sommer, bei hohen Temperaturen, kann mehrmaliges Wässern am Tag nötig sein. Trocknet in den ersten Tagen die Sode nur einmal aus, sind irreparable Schäden zu erwarten. Bei kühler oder nasser Witterung braucht es weniger oder kein Wasser. Ist der Rasen gut angewurzelt, kann die Bewässerung schrittweise reduziert werden. Das heißt die Intervalle sind zu verlängern und die Wassermenge pro Gabe zu erhöhen. Durch die länger werdenden Intervalle wird das Wachstum der Gräserwurzeln in die Tiefe gefördert.
Benutzung des Rasens
Der Rasen kann nach dem Anwachsen, in der Regel ca. zwei bis drei Wochen nach dem Verlegen, betreten werden. Durch Abheben einer Sode an einer Ecke kann die Bewurzelung überprüft werden. Eine volle Beanspruchung mit Turnschuhen ist nach ca. vier Wochen, mit Fußball-Stollenschuhen nach ca. sechs Wochen möglich. Wird der Fertigrasen als Dicksode verlegt, so ist eine Beanspruchung schon am Folgetag möglich.
Kontrolle von Dicksoden auf einer sandigen Rasentragschicht nach dem Verlegen des Fertigrasens.
Erster Schnitt und Unterhalt
Der erste Schnitt erfolgt bei trockenem Boden nach sechs bis zehn Tagen mit einem leichten Mäher. Bei den weiteren Schnitten ist wie bei jedem Rasen wichtig, dass maximal die Hälfte vom gesamten Aufwuchs abgemäht wird, optimal ist die Einhaltung der Drittel-Regel (ein Drittel des Aufwuchses wird abgemäht). Regelmässiger Schnitt einmal pro Woche ist wichtig für einen dauerhaft schönen Rasen. Die optimale Schnitthöhe liegt zwischen 3,5 - 4,5cm. Die erste Ernährung nach dem Verlegen erfolgt nach vier bis sechs Wochen mit einem Rasenlangzeitdünger. Pro Jahr sind zwei bis Düngergaben nötig.
Weitere Informationen siehe auch: www.rollrasen-verband.de/