RASENTHEMEN SEIT 1999

Rasenthema: April 2004

Autor: © Dr. Harald Nonn Deutsche Rasengesellschaft

 

Turfthatchia vulgaris (Gemeine Rasenfilzlaus) Schädling oder Nützling?

In einem Forschungsprojekt der Deutschen Rasengesellschaft wurde ein Aufsehen erregender Durchbruch bei der biologischen Bekämpfung des Rasenfilzes erreicht. Erstmals in der Rasenforschung wurde in einer Rasenprobe die Gemeine Rasenfilzlaus (Turfthatchia vulgaris) entdeckt. Unter hohem finanziellen Aufwand gelang den Forschern die Vermehrung dieses neuen Nützlings unter kontrollierten Bedingungen.

 

Filzlaus unter dem Raster-Elektronenmikroskop
Die Filzlaus unter dem Raster-Elektronenmikroskop (Foto: GEO)

 

Die Gemeine Rasenfilzlaus zeichnet sich durch einen nahezu unstillbaren Hunger auf die abgestorbene organische Substanz in einer Rasennarbe, den Rasenfilz, aus. Ausgewachsene Männchen und insbesondere vor der Eiablage befindliche Weibchen verzehren pro Tag bis zum Zehnfachen ihres Eigengewichtes. Aus den etwa 200 pro Weibchen abgelegten Eiern schlüpfen nach 3 Tagen die jungen Rasenfilzläuse, die sofort mit dem Fraß am Rasenfilz beginnen. Viviparie, wie sie von anderen Läusen bekannt ist, konnte bei der Gemeinen Rasenfilzlaus bisher nicht beobachtet werden.

Durch das auf Rasenfilz eingeschränkte Nahrungsspektrum sind Übergriffe auf Pflanzen, Tiere und Menschen nahezu auszuschließen. Bei einer ausreichenden Population werden pro Vegetationsperiode etwa 5 mm Rasenfilz abgebaut. Somit kann, bei ausreichender Populationsdichte von Turfthatchia vulgaris, nach derzeitigem Kenntnisstand auf diesen Flächen das Vertikutieren entfallen.

Ab 01. April 2004 stehen vorerst kleine Populationen der Gemeinen Rasenfilzlaus für weitere Laborversuche und beginnende Freilandversuche zur Verfügung. Bis zur kommerziellen Verwendbarkeit dürfte jedoch noch ein weiteres Jahr intensiver Forschung ins Land gehen.

Dieses herausragende Forschungsergebnis gibt Hoffnung, dass zukünftig auch für andere Bereiche natürliche Bekämpfungsmaßnahmen des Filzes entdeckt werden. Einige politische Parteien sowie Bereiche aus der freien Wirtschaft zeigen bereits großes Interesse und wollen die Forschung ideell und materiell erneut am 1. April 2005 unterstützen.

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