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  • Anforderungen und Qualitätskriterien beim Einsatz von Fertigrasen zur Begrünung von Rasenflächen

Rasenthema: Oktober 2024

Autor: Dr. Klaus Müller-Beck, Ehrenmitglied Deutsche Rasengesellschaft e.V.


Anforderungen und Qualitätskriterien beim Einsatz von Fertigrasen zur Begrünung von Rasenflächen

 

Zeitersparnis Fertigrasen

Oft werden landschaftsbauliche Maßnahmen unter Zeitdruck ausgeführt und am Ende bleibt kaum noch Zeit, einen geeigneten Saatrasen anzulegen. Sehr oft wird jetzt auf den Rollrasen als Fertigrasen zurückgegriffen. Das trifft auch immer wieder auf Sportrasenflächen zu, die in der kurzen Spielpause nicht durch eine Regenerations-Saat erneuert werden konnten. Auch hier bietet sich die Alternative des Fertigrasens. Mit Rollrasen belegte Flächen können bereits sehr schnell genutzt werden, während angesäte einige Monate benötigen, bis sich eine dichte, belastbare Narbe gebildet hat. Diese Jugendphase hat der Fertigrasen bereits an der Anzuchtstelle durchlaufen, die Problematik von auflaufenden Unkräutern, Ungleichmäßigkeiten beim Auflaufen oder verzögertem Narbenschluss entfällt daher beim Verlegen des Endproduktes "Fertigrasen".

 

Anzuchtfläche eines hochwertigen Strapazierrasens für die Verwendung auf dem Sportplatz.
Abb. 1: Anzuchtfläche eines hochwertigen Strapazierrasens für die Verwendung auf dem Sportplatz.
(Foto: K.G. Müller-Beck)

 

Anforderungen an Rasensoden

Verschiedene Richtlinien, darunter besonders die DIN 18035/4, definieren Parameter für die Produktion von Fertigrasen. In der FLL-Broschüre „TL Fertigrasen – Technische Lieferbedingungen für Rasensoden aus Anzuchtbeständen“, werden eine Reihe von weiteren Kriterien zu den Anforderungen an die Rasendecke beschrieben, z. B. die projektive Bodendeckung, die Filzdicke, die Schnitthöhe oder der Anteil an Fremdarten, aber auch die Nenndicke beim Schälen und zulässige Abweichungen sind dort aufgeführt (FLL, 2016). In der der DFL-Broschüre „Qualitätssicherung für Stadionrasen“ wird in der jüngsten Ausgabe erstmalig ein Leitfaden zum Rasentausch mit zahlreichen Qualitätskriterien aufgelistet. Hier werden beispielsweise Merkmale wie Narbendichte, Pflanzenbestand, Reißfestigkeit, Grünaspekt, Krankheitsbefall oder der Fremdartenanteil aufgeführt (DFL, 2022).

 

Gängige Maße für den Fertigrasen, Standardrolle = 40 cm x 250 cm Fertigrasen, Großrolle 1,20 m

Abb. 2a+b: Gängige Maße für den Fertigrasen, Standardrolle = 40 cm x 250 cm oder Großrolle 1,20 m x 15 m.
(Fotos: K.G. Müller-Beck)

 

Bei der Beschaffung von Fertigrasen für die Verwendung auf dem Sportplatz sollte in jedem Fall im Vorfeld eine klare Festlegung der erwarteten Anforderungen wie Gräserbestand, Narbendichte, Reißfestigkeit sowie Filzdicke und Gehalt an organischer Substanz im Anzuchtboden mit dem Lieferanten vereinbart werden.

 

Qualitäts-Kriterien für Sportplatz-Fertigrasen

Eine verbindliche Qualitätsbeschreibung für den Kauf von Rollrasen sollte möglichst in Anlehnung an die Nutzung des Rasentyps erfolgen (Gebrauchsrasen/ Strapazierrasen/ Landschaftsrasen).
Bei der Verwendung als Strapazierrasen sind folgende Kriterien und Grenzwerte zu berücksichtigen (SCHNOTZ, 2001, ergänzt MÜLLER-BECK, 2024):

  • Körnungslinie des Anzuchtbodens sollte innerhalb der von der DIN vorgegebenen Grenzen liegen.
  • Anteile unter 0,025 mm Durchmesser < 12 %.
  • Organische Substanz < 3 %, besser < 2 %.
  • Gräserarten und -sorten gemäß der RSM (inkl. Sondermischung für Fertigrasen).
  • Vorgabe der Arten-Dominanz im Bestand, z. B. Poa pratensis-Sode oder Mischung Lolium perenne/Poa pratensis.
  • Fremdartenanteil max. 2 %, davon höchstens die Hälfte Poa annua.
  • Schnitthöhe 35 - 40 mm.
  • Projektive Bodenbedeckung mind. 95 %.
  • Rasenfilz maximal 5 mm.
  • Reißfestigkeit der Soden bei Produktion bzw. Lieferung.
  • Schäldicke bei Dicksode (35 – 38 mm).
  • Vitalität der Sode: Gesamtaspekt mit Frische und Grün.

Für den Erfolg des Anwachsens ist das fachgerechte Verlegen der Soden von großer Bedeutung. Die Anstöße der Soden müssen in jedem Fall fest angedrückt werden. Hier ist oft eine entsprechende Nacharbeit per Hand erforderlich, damit es nicht zur Austrocknung der Ränder kommt.

 

Beispielhafte Bearbeitung nach dem Verlegen der Standard- bzw. Großrolle.

Beispielhafte Bearbeitung nach dem Verlegen der Standard- bzw. Großrolle.

Abb. 3a+3b: Beispielhafte Bearbeitung nach dem Verlegen der Standard- bzw. Großrolle.
(Fotos: K.G. Müller-Beck)

 

Fazit

Eine Rasennarbe ist eine dynamische, biologische Vegetationsdecke, die in ihrer Artenzusammensetzung Veränderungen durch Standorteinflüsse unterliegt. So kann sich der Rasen während der Anzucht auf der Produktionsfläche bei optimalen Licht-, Wasser- und Nährstoffverhältnissen entwickeln.
Sobald die Soden am neuen Standort auf dem Sportplatz oder in einer „Stadion-Arena“ verlegt worden sind, ändern sich die Bedingungen gravierend.
Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre ist bekannt, dass die Verhältnisse bezüglich Lichtbedingungen oder Windbewegungen auf den jeweiligen Plätzen sehr unterschiedlich einzustufen sind.
Für eine dauerhafte und nachhaltige Nutzung der neuen Rasenfläche ist eine fachgerechte Folgepflege erforderlich.

 

Quellenhinweise:

 

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© Deutsche Rasengesellschaft e.V. (DRG)