Rasenthema: Oktober 2022
Autor: Dr. Klaus Müller-Beck, Ehrenmitglied Deutsche Rasengesellschaft e.V.
Bodenbearbeitung von strapazierten Rasenflächen erfordert geeignete Lockerungsgeräte
Gerätewahl nach Bodenprüfung
Bei der Auswahl der geeigneten Geräte zur Bodenlockerung kommt es zunächst darauf an, dass mit der Bearbeitungstiefe auch die Problemzonen im Boden erreicht werden. Aus diesem Grunde ist es vorteilhaft, dass vor dem Einsatz eine entsprechende Horizontprüfung erfolgt. Hierzu eignen sich beispielsweise eine Bodensonde (Penetrometer) mit Skalierung oder ein Profilspaten. Mit diesen Erkenntnissen werden dann die notwendige Bearbeitungstiefe und das geeignete Arbeitsgerät festgelegt.
Bei den Zielen einer schonenden Bodenbearbeitung der Rasenarbe geht es entweder bevorzugt um die Verbesserung der Wasserabführung, um die Optimierung der Durchlüftung, um die Lockerung der Bodenhärte oder um die Stimulierung der Durchwurzelungstiefe. Je nach Vorgabe und Notwendigkeit sollte deshalb das richtige Gerät ausgewählt werden.
Ergebnis abhängig von Wirkungsmechanismus
Die Arbeitsprinzipien zur Bodenlockerung können variieren (s. Abbildungen unten). In der Regel nutzt man entweder die mechanische Einwirkung eines Grabegabel-Effekts, die Tiefenwirkung von Bodenbohrern oder die „Sprengkraft“ von Druckluftlanzen. Die Gestaltung der jeweiligen Arbeitswerkzeuge bei den typischen Aerifizier- und Tiefenlockerungsgeräten ist äußerst vielfältig und reicht vom Hohl-Spoon über Voll-Spoon, Bajonett-Spoon bis zum Kreuz-Spoon. Dabei werden unterschiedliche Durchmesser der Werkzeuge angeboten.
Grabegabel-Prinzip (Abb. INTERGREEN) |
Bohrer-Prinzip (Abb. K. Müller-Beck) |
Druckluft-Injektor-Prinzip (Abb. airter.com) |
Abb. 1 a), b), c): Wirkungsprinzipien zur Bodenlockerung.
Zur Erreichung der zuvor festgelegten Ziele für eine Bodenbearbeitung, sollten dann aus dem variantenreichen Angebot möglichst effiziente Geräte zum Einsatz kommen. In der folgenden Übersicht werden bewährte und aktuelle Spezialmaschinen kurz vorgestellt. (Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit).
Der Wirkungsmechanismus der sehr unterschiedlichen Geräte lässt sich jeweils einer typischen Intensitätsstufe (Stufe 1 bis 5) zuordnen.
Stufe 1: Terra-Slit Tiefenschlitzer Tiefenschlitzgeräte eignen sich für Bodentiefen von 10 bis 20 cm, je nach Ausprägung der Sternmesser. (Foto: www.wiedenmann.com/rasenpflege/) |
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Stufe 1: Recycling Dresser Er lockert den Boden durch rotierende Schlitzwerkzeuge bis zur Tiefe von 20 cm und verteilt das Material als Topdressing. Verdichtungshorizonte werden gebrochen. (Foto: K.G. Müller-Beck) |
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Stufe 2: AERA-vator Kombinationsgerät mit unterschiedlichen, angetriebenen Arbeitswellen zur Bodenlockerung im Wurzelbereich. Beispielsweise (Foto: K.G. Müller-Beck) |
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Stufe 2: Verti-Quake Angetriebene Tiefenschlitzer, wie das Verti-Quake Gerät oder der Ground Cutter nutzen oszillierende Werkzeuge zur Öffnung und Lockerung des Bodenhorizontes bis 25 cm. (Foto: K.G. Müller-Beck) |
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Stufe 3: Terra-Spike Gerät Verschiedene Arbeitswerkzeuge (Voll- und Hohl-Spoons) mit einstellbarem Grabegabel-Effekt. (Foto: K.G. Müller-Beck) |
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Stufe 3: Verti-Drain Gerät Die Bodenlockerung entsteht nach dem Einstich durch den Grabegabel-Effekt, wobei, je nach eingestelltem Brechwinkel, der Boden zwischen 15 mm bis 25 mm angehoben wird. (Foto: K.G. Müller-Beck) |
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Stufe 4: Drill & Fill Vertikal arbeitendes Gerät zur Verbesserung der Wasserinfiltration mit Lockerungseffekt durch Vielfach-Bohreinsatz. Arbeitstiefe bis 35 cm. Direkte Sandverfüllung ist optional. (Quelle: www.drillandfillmfg.com) |
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Stufe 5: Aiter Light Druckluft Kontinuierliche, pneumatische Bodenlockerung bis zur Messtiefe von 35 cm. (Foto: K.G. Müller-Beck) |
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Stufe 5: Air2G2 Selbstfahrendes, hydrostatisch angetriebenes Gerät mit drei Druckluft-Sonden zur diskontinuierlichen Bodenlockerung bis zur Bearbeitungstiefe von 30 cm. (Foto: K.G. Müller-Beck) |
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Stufe 5: DryJect Bei den wassergesteuerten Injektor-Geräten, wie „DryJect“, und „Top Changer“ wird ein Wasserstrahl mit Hochdruck impulsartig in den Boden geschossen, sodass Belüftungslöcher im Wurzelraum entstehen, die direkt mit Sand verfüllt werden. (Foto: K.G. Müller-Beck) |
Fazit
Eine Bodenbearbeitung auf Rasenflächen lässt sich mit geeigneten Geräten bis in den Herbst (Oktober) durchführen, denn nachdem das oberirdische Wachstum der Gräser deutlich verlangsamt wird, bleibt das Wurzelwachstum im Herbst aktiv. Voraussetzung für alle Bodenbearbeitungen ist ein erdfeuchter Bodenzustand.
Quellenhinweise
- MÜLLER-BECK, K.G., 2022: Wirkung der mechanischen Pflegemaßnahmen auf Gräserentwicklung und Rasenqualität. Handout Greenkeeper-Fortbildung A-Kurs, DEULA Rheinland.
Autor
Dr. Klaus Müller-Beck
Ehrenmitglied DRG
48291 Telgte
E-Mail: klaus.mueller-beck@t-online.de