RASENTHEMEN SEIT 1999

Rasenthema: November 2018

Autor: © Dr. Klaus Müller-Beck, Ehrenmitglied Deutsche Rasengesellschaft e.V.

Forschungsprojekt Poa annua startet in den USA

Einleitung

Auf zahlreichen Grünsflächen der Golfplätze fällt auf, das aufgrund der Narbenzusammensetzung unterschiedliche Farbaspekte im Rasen auftreten. Oft sind es Flächen, bei denen die Grasart Poa annua dominiert.
Der Wunsch des Golfers ist es, eine gleichmäßige, homogene Grünoberfläche vorzufinden, damit das Ballrollverhalten möglichst nicht beeinträchtigt wird. Ein fleckiger, heterogener Pflanzenbestand wirkt irritierend auf den Golfer. In einer Head-Greenkeeper Facharbeit konnte ESKER (2015) nachweisen, dass auf einem sehr engen Areal verschiedene Ökotypen von Poa annua das Bild beeinträchtigen können. Nester von Poa annua innerhalb eines Agrostis-Bestandes sind nochmals deutlich störender. Das gilt auch für die Beschaffenheit von Rasensoden, die für den Einsatz in Fußballstadien genutzt werden (s. Abbildung 1).

 

Mit Poa annua verunreinigte Dicksoden nach der Verlegung in einem Stadion.
Abb. 1: Mit Poa annua verunreinigte Dicksoden nach der Verlegung in einem Stadion. (Foto: K.G. Müller-Beck)

 

Eine Reihe von Eigenschaften der Art Poa annua sind in Fachkreisen bekannt (z.B. Flachwurzler, Trockenheitsanfälligkeit, Winterstress, Dauerblüher etc.). Die notwendigen Pflegemaßnahmen für das Greenkeeping sind nicht in allen Fällen eindeutig definiert, da die Wechselwirkungen zwischen Ökotyp und Standorteinflüssen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen können.

Forschungsprojekt Poa annua

In den USA wird gerade das größte Forschungsvorhaben zur Bearbeitung und Erkundung der biologischen Eigenschaften der Grasart Poa annua auf den Weg gebracht.
Das Projekt wird von 15 Universitäten in 14 US-Bundesstaaten organisiert und soll Anfang 2019 mit einer Laufzeit von vier Jahren starten. Diese einzigartige Studie wird mit einem Aufwand von 3,2 Mio. US $ aus den Mitteln des „Department of Agriculture Specialty Crop Research Initiative Grant” gefördert.
Mit den gesammelten Daten der nächsten Jahre sollen Erkenntnisse zur Biologie sowie zu den Einflussgrößen auf das Wachstum und das Resistenz-Verhalten von Poa annua auf den Herbizid-Einsatz gesammelt werden.

 

Versuchsgefäße mit Poa annua-Ansaaten.
Abb. 2: Versuchsgefäße mit Poa annua-Ansaaten. (Foto: Jim Brosnan, Ph.D., University of Tennessee)

 

Auf der Grundlage dieser umfassenden Datensammlung werden wissenschaftlich fundierte Ergebnisse für die Beratung in der Praxis erwartet. Für viele Rasennutzer ist der Umgang mit Poa annua von größter Bedeutung bei der Erreichung eines bestimmten Qualitätsstandards für Golf- und Sportrasen, aber auch für die Produktion von Fertigrasen
Voraussetzung für die Optimierung eines integrierten Pflege-Managements ist deshalb die Kenntnis über die Biologie von Poa annua, inklusive dem Resistenz-Verhalten gegenüber dem Einsatz von Herbiziden.

An dieser Studie sind folgende Universitäten beteiligt: Texas A&M, Arizona, Auburn, Clemson, Florida, Georgia, Oregon State, Mississippi State, North Carolina State, Penn State, Portland State, Purdue, Rutgers, Tennessee and Virginia Tech. Die jeweiligen Institute haben sich mit bestimmten Themen wie Resistenz-Verhalten oder Einfluss der Düngung in das Projekt eingebracht. Durch das abgestimmte, koordinierte Vorgehen, sollen die Forschungskapazitäten zielgerichtet eingesetzt werden, damit Überschneidungen vermieden werden.

 

Literatur:

ESKER, F., 2015: Ökotypenauslese von natürlich vorkommenden Poa annua-Kreuzungen und deren Blühverhalten auf den Grüns des Tegernseer Golf-Clubs Bad Wiessee e.V.; European Journal of Turfgrass Science, S. 45-52.

REITMAN, J., 2018: Collaborative study to take broad look at herbicide resistance in annual bluegrass; in TurfNet NewsDesk.
www.turfnet.com/news.html/collaborative-study-to-take-broad-look-at-herbicide-resistance-in-annual-bluegrass-r1129/

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