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Rasenthema: Februar 2025

Autor: Prof. Martin Bocksch, Vorstandsmitglied Deutsche Rasengesellschaft e.V.


Die Frühjahrskur für jeden Gebrauchs- und Strapazierrasen

 

Rasen schonend aus Winterschlaf wecken

Frühlingserwachen aller Orten. Und der Rasen schläft noch? Es wird Zeit ihn zu wecken. Noch ist er grau und winterlich, überall Laubreste und Äste als Überbleibsel der Winterstürme. Ein kräftiger Eisenrechen oder Striegel, ein gewarteter Mäher und Stickstoffdünger helfen den Rasen schonend, aber effektiv zu starten.
Im Frühjahr werden die Voraussetzungen für einen funktionstüchtigen, dichten und attraktiven Rasens geschaffen, der dann über das ganze Jahr die Visitenkarte für jeden Garten, aber auch für viele Sportvereine darstellt

 

Frühjahrskur für den Rasen

Im zeitigen Frühjahr stellt die Frühjahrskur (Mitte Februar bis Mitte März - je nach Region) eine schonende, aber wirkungsvolle Maßnahme für den Start ins Rasenjahr dar. Hierzu werden wenige technische Hilfsmittel, wie Eisenrechen, Fächerbesen (Striegel beim Profi), ein Rasenmäher mit scharfen Messern und der richtige Frühjahrsdünger benötigt, um die wichtigsten Komponenten zu benennen. Ein Düngervorrat verschieden wirkender Dünger ist wichtig, um wie jetzt, bei der Frühjahrsdüngung, den passenden Rasendünger ausbringen zu können. Der Rasen sollte etwas abgetrocknet sein und wenn die Sonne dazu scheint, steigert das die Motivation.

 

Ein kräftiger Rechen wirkt Wunder

Damit der Rasen ungestört von Hindernissen wachsen, aber auch gepflegt werden, kann, muss als erstes alles, was sich darauf befindet, entfernt werden. Dazu wird der ganze Rasen mit einem kräftigen Eisenrechen abgeharkt. Auf Sportplätzen kommt der Rasenstriegel dazu zum Einsatz. Das dabei die eine oder andere Graspflanze mit entfernt wird ist kein Problem, sondern erwünscht. Viele dieser toten oder zumindest geschwächten Pflanzen sind krank. So werden gleichzeitig Infektionsträger entfernt. Nach dem Striegel Einsatz wird der Sportrasen daher mit Grasauffang gemäht. Die Abfälle gehören eher in den Müll als auf den Kompost.
Zu diesem frühen Zeitpunkt im Jahr sollte der Vertikutierer noch nicht zum Einsatz kommen. Er macht zu viele Schäden an den Gräsern, die sich noch nicht regenerieren, da noch kein Wachstum vorhanden ist.

 

Walze – wenn überhaupt – schonend einsetzen

Maulwurfshügel und auch Regenwurmhaufen sind einzuebnen und die Erde gut zu verteilen. Haben Wühlmäuse ihre flachen Gänge im Rasen hinterlassen ist es wichtig diese gut anzudrücken. Dabei kann man Schritt für Schritt, bzw. Fuß vor Fuß, vorgehen oder bei größeren Flächen mit einer nicht zu schweren Walze arbeiten. Einmaliges Anwalzen reicht aus, um den Bodenschluss wieder herzustellen. Dabei ist wichtig, dass der Boden nicht zu nass ist, da es sonst zu Verdichtungen kommt, die dann andere Probleme nach sich ziehen. Ein leicht feuchter Boden eignet sich am besten, wenn es denn überhaupt nötig ist.

 

Wachstumskurve der Kaltzonengräser in Mitteleuropa
Abb. 1: Wachstumskurve der Kaltzonengräser in Mitteleuropa (nach TURGEON, 2006);
Grafik: U. KNÖDLER.

 

Erster Schnitt mit scharfen Messern

Nach dem Abrechen des Rasens wird ersichtlich, wie unterschiedlich lang die Gräser im Winter geworden sind. Manche sind im milden Winter doch gewachsen. Das gilt insbesondere für manche im Rasen unerwünschten Arten, die seine Funktion beeinträchtigen. Sei es, weil sie optisch stören (andere Blattfarbe, grobe Blätter etc.) oder seine Nutzbarkeit für den Sport, wegen mangelhafter Scherfestigkeit, mindern. Beispiele sind die Gemeine Rispe (Poa trivialis) oder Honiggräser (Holcus spp.). Und mit ihren großen Blättern machen sie bereits Fotosynthese und verschaffen sich einen Wachstumsvorteil.

Mit ihren flachen Seitentrieben breiten sich die Flecken daher im Frühjahr rasch aus. Daher kommt im Anschluss zum ersten Mal im Jahr der Rasenmäher zum Einsatz. Damit wird der Wachstumsvorteil dieser Gräser erst einmal ausgebremst. Die Schnitthöhe ist dazu auf rund vier Zentimeter eingestellt, wo sie auch bis zum Juni bleiben sollte.
Das Schnittgut dieses ersten Schnittes wird mit dem Fangkorb aufgefangen bzw. mit einem Rechen vom Rasen entfernt.

 

Düngerkörner verschiedenartiger Rasendünger.
Abb. 2: Düngerkörner verschiedenartiger Rasendünger. (Foto: K.G. Müller-Beck)

 

Frühe Rasendüngung mit dem richtigen Stickstoff

Warum ist diese frühe, erste Stickstoffgabe so wichtig? Im zeitigen Frühjahr (Mitte Februar bis Mitte März - je nach Region) steht in der Regel noch ausreichend Winterfeuchte bzw. Niederschlag zur Verfügung, sodass die Düngerkörner gut gelöst und die Nährstoffe schnell über die Wurzel aufgenommen werden können. Gräserwurzeln sind zu diesem Zeitpunkt schon sehr aktiv und nehmen den Stickstoff rasch auf (Abbildung 1). Während die Grasblätter nämlich noch kein Wachstum zeigen, legen die Wurzeln los. Sie haben ein geringeres Temperaturoptimum als Blätter oder Triebe (Abbildung 1). Stickstoffdüngung hat daher zu diesem Zeitpunkt kaum oder ein nur sehr geringes Blattwachstum zur Folge.

Wichtig ist es jedoch auf die richtige Stickstoffform zu achten! Nur die direkt pflanzenverfügbaren Stickstoffformen Ammonium (NH4) und Nitrat (NO3) bewirken im noch kalten Boden eine Wirkung. Organische Dünger müssen erst von Mikroorganismen mineralisiert werden, diese beginnen ihre Tätigkeit jedoch erst ab Bodentemperaturen von mindestens 12 °C. Bei der Beschaffung im Gartencenter, beim Gärtner oder im Fachhandel sollte ganz gezielt auf die schnellverfügbaren Anteile geachtet werden. Das Deklarationsfeld auf der Packung gibt Auskunft zu den Anteilen.

 

Grüneffekt nach frühzeitiger Stickstoffdüngung auf dem Sportrasen
Abb. 3: Grüneffekt nach frühzeitiger Stickstoffdüngung auf dem Sportrasen
(ungleichmäßige Ausbringung, vorne ungedüngt) (Foto: M. Bocksch).

 

Chlorophyll natürlicher Farbstoff

Der winterliche Gelbton weicht nach der Startdüngung einem frischen, kräftigen Grün.
Diese Farbänderung wird durch Stickstoff (N) in den Pflanzenzellen verursacht und zeigt eine deutliche Erhöhung des Chlorophyllgehaltes im Grasblatt an, siehe Abbildung 3.

Im Frühjahr mit steigendem Sonnenstand wird Zucker, das Produkt der Fotosynthese, für die Pflanze wieder wichtiger und damit bekommt das Chlorophyll wieder Bedeutung. Zunächst wird der Zucker aus den Reserven aktiviert. Den Durchbruch im Frühjahr bringt jedoch die erste Stickstoffgabe mit verfügbaren Stickstoffformen. Andernfalls müssten die Gräser warten, bis der Boden sich auf rund 12 °C erwärmt hat und Mikroorganismen ihre Umsetzungsfunktionen im Boden beginnen und damit pflanzenverfügbaren Stickstoff liefern.

 

Wurzelwachstum für Trockentoleranz

Junge, aktive Wurzeln nehmen Ammonium und Nitrat sofort auf und die Gräser synthetisieren in großen Mengen Chlorophyll. Damit steigt die Fotosyntheseleistung erheblich an und somit steht für Wachstumsprozesse mehr Zucker zur Verfügung. Zunächst werden weitere Wurzeln gebildet, Grundlage für einen stressresistenten, vitalen Rasen. Mit steigenden Temperaturen folgen neue, fitte und große Blätter mit viel Fotosynthesefläche. Das führt zu einem weiter steigenden Zuckerangebot in den Pflanzen und resultiert schließlich in der Bildung neuer Triebe.
In der Folge verwachsen sich Krankheitsstellen aus, werden Lücken und Winterschäden geschlossen und Unkräuter oder Moose werden durch die dichter werdende Grasnarbe verdrängt.
Vitale, stressresistente Rasennarben im zeitigen Frühjahr sind der Schlüssel für ein gutes Rasenjahr. So in Form gebracht, kann es losgehen auf dichten, gesunden, schönen Rasenflächen.

 


Autor
Prof. Martin Bocksch
E-Mail: info@rasenzeit.de

 

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