RASENTHEMEN SEIT 1999

Rasenthema: August 2025

Autor: Dr. Harald Nonn, Vorsitzender Deutsche Rasengesellschaft e.V.


Sommerzeit = Pythiumzeit

 

Im Sommer häufen sich die Anfragen nach nicht eindeutig zuzuordnenden Schäden, die sowohl neu angelegte als auch ältere Rasenflächen betreffen. Innerhalb weniger Tage kommt es dabei zu Totalausfällen, die nur so groß wie ein Handteller sein können, oft aber mehrere Quadratmeter umfassen. Ein einheitliches Muster dieser Schäden ist meist auch nicht zu erkennen.
Häufig werden die Schäden aufgrund der Erscheinungsbilder mit Trockenheit in Verbindung gebracht. Dabei handelt es sich aber zumeist um die Pilzinfektion Pythium, die vor allem unter (Trocken-)Stress stehende und wenig vitale Gräser attackiert. Im Rasen können, vor allem in Abhängigkeit von den jeweiligen Boden- und Lufttemperaturen, als Verursacher dieser Symptome und Schäden verschiedene Pythium-Arten auftreten.

 

Pythium in Neueinsaaten oder Nachsaaten

Pythium befällt vor allem junge Gräser, somit sind vorwiegend Neueinsaaten oder Nachsaaten von der Infektion betroffen. Der Pilz kann bereits die Keimphase der Gräser stören oder die Gräser vertrocknen nach dem Auflaufen. Stängel und Blätter zeigen oft eine rötliche Verfärbung. Die Wurzeln sind braun-schwarz, das Gewebe ist abgestorben, die Wasseraufnahme somit verhindert. Die gesamte Pflanze lässt sich leicht aus dem Boden ziehen. Der Pilz kann in der Folge auch den Stängel zerstören (Stängelweichfäule).
Die Verwechslungsmöglichkeit mit Trockenschäden ist in der Entwicklungsphase des jungen Rasens besonders fatal, da durch zusätzliches Bewässern die Ausbreitung der Pilzsporen mit dem Oberflächenwasser gefördert wird und das ständige Feuchthalten von Pflanze und Boden ideal für die Entwicklung des Pilzes sind.

 

Pythium-Infektion in einer Neueinsaat mit typischer rötlicher Verfärbung der jungen Gräser
Abb. 1: Pythium-Infektion in einer Neueinsaat mit typischer rötlicher Verfärbung der jungen Gräser (Foto: H. Schmidt)

 

Pythium bei etablierten Rasenflächen

Auf älteren Rasenflächen kommt es durch Pythium zu Blatt– und Wurzelfäulen. Hiervon können auch frisch verlegte Fertigrasenflächen betroffen sein, da diese aufgrund der anfangs häufigen Wassergaben gute Bedingungen für eine Ausbreitung des Pilzes bieten.
Im Frühstadium der Infektion bilden sich kleine, rotbraune, schleimige Flecken. Die Gräser sind eingesunken und fühlen sich schmierig an. Bei hoher Luftfeuchtigkeit ist häufig auch ein weißes, watteartiges, schnell wachsendes Pilzmyzel zu sehen.
Unter idealen Befallsbedingungen breitet sich Pythium rasch aus. In diesem fortgeschrittenen Stadium lassen sich die Gräser leicht aus dem Boden ziehen und sie zeigen einen braun verfärbten Wurzelhals.

 

Watteartiges Pythium-Myzel in taufeuchtem Rasen.
Abb. 2: Watteartiges Pythium-Myzel in taufeuchtem Rasen (Foto: H. Nonn)

 

Typisches Erscheinungsbild einer fortgeschrittenen Pythium-Infektion in einer etablierten Rasenfläche
Abb. 3: Typisches Erscheinungsbild einer fortgeschrittenen Pythium-Infektion in einer etablierten Rasenfläche (Foto: H. Nonn)

 

Befallsfördernde Faktoren

  • Rasenfilz (Pilz überdauert als Saprophyt im Filz);
  • Lufttemperaturen > 30 °C in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit sowie Nachttemperaturen > 20 °C;
  • hohe Bodentemperaturen;
  • wassergesättigter Boden und langanhaltend feuchte Blätter (Staunässe, Tau, Schattenlagen, fehlende Luftzirkulation);
  • Bodenverdichtungen;
  • Stickstoffüberschuss (Stoßwachstum mit weichen Blättern), Kaliummangel;
  • hoher pH-Wert;
  • bei Neuanlagen und Nachsaaten zu dichter Pflanzenbestand durch zu hohe Einsaatmenge sowie zu tiefe Ablage des Saatguts im Boden.

 

Vorbeugende Maßnahmen

  • Reduktion bzw. Beseitigung von Rasenfilz;
  • Optimierung des Bewässerungsmanagements. Beregnung erst ab den Morgenstunden, damit der Bestand schnell abtrocknet und das Eindringen der Erreger in die Pflanze erschwert wird;
  • Beseitigung von Bodenverdichtungen;
  • Bedarfsgerechte Stickstoffdüngung, zusätzlich Kalium düngen;
  • Kontrolle bzw. Korrektur pH-Wert;
  • bei Neuanlagen und Nachsaaten: Optimale Saatgutmenge und Ablagetiefe;
  • Verwendung von gegen Pythium (biologisch) behandeltem Saatgut.

 

Weiterführende Literatur:

  • EUROGREEN, 1995: Diagnose- und Therapiehandbuch für Rasenkrankheiten.
  • SMILEY, R. W., P. H. DERNOEDEN and B. B. CLARKE, 1992: Compendium of Turfgrass Diseases. 2nd edition. APS Press, St. Paul, Minnesota.
  • THIEME-HACK, M. et al., 2024: Handbuch RASEN. 2. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.

 

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