Wie wird aus der braunen Steppe wieder grüner Rasen?
Autor: © Dr. Klaus Müller-Beck, Ehrenmitglied Deutsche Rasengesellschaft e.V.
Der Rasen braucht Hilfe
Die Erholung der braunen Rasenflächen dürfte in diesem Jahr einige Zeit in Anspruch nehmen. Durch die Kombination der lang anhaltenden Trockenperiode mit extremen Temeraturen sind die nicht beregneten Rasenflächen in zahlreichen Fällen eindeutig geschädigt worden. Üblicherweise schützen sich die Gräser bei Trockeheit durch eine gewisse Dormanz, wobei der Stoffwechsel stark reduziert wird und sich die Gräser zunächst fahl grün und später braun verfärben. Bei längeren Hitzeperioden kommt es dann aber bei den Gräsern der kühlen Klimate auch zu Absterbeerscheinungen. Davon sind insbesondere die Grasarten Jährige Rispe (Poa annua), Lägerrispe (Poa supina) und das Deutsche Weidelgras (Lolium perrenne) betroffen. Der Rotschwingel (Festuca rubra) behält für einen langen Zeitraum eine bestimmte Vitalität. Die Grasarten Wiesenrispe (Poa pratensis) mit ihren unterirdischen Ausläufern, aber auch der Rohr-Schwingel (Festuca arundinacea) mit einem tiefen Wurzelwerk, können eine derartige Trockenperiode am längsten überdauern. Je nach Gräserbestand ist somit mit einem unterschiedlichen Schädigungsgrad zu rechnen.
Abb. 1: Brauner, abgestorbener Hausrasen. (Foto: K.G. Müller-Beck)
Tipp zur Beurteilung der Regenerationskraft
Wer den Grad der Wiederergrünung vorab beurteilen will sollte aus der braunen Rasenfläche einige Mini-Proben an verschiedenen Stellen entnehmen. Dazu schneidet man mit einem geeigneten Messer kleine Rasendreiecke, fünf bis acht Zentimeter tief, aus dem Boden. Diese Proben pflanzt man mit Blumenerde in einem Topf ein und hält sie regelmäßig feucht. Sofern eine ausreichende Vitalkraft vorhanden ist, werden nach ca. einer Woche die ersten grünen Spitzen erscheinen.
Abb. 2a+2b: Mini-Proben zur Prüfung der Revitalisierung eines braunen Rasens nach Hitze und Trockenheit. Links Rasenprobe bis 7 cm Tiefe, rechts eingepflanzte Proben. (Foto: K.G. Müller-Beck)
Nachsaat beschleunigt die Wiederherstellung des Rasens
Auch wenn einige Altgräser wieder neu austreiben, benötigt man für eine komplette Rasenbildung einige Wochen. Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, nach den ersten Niederschlägen, bei denen der gesamte Wurzelraum durchfeuchtet wird, eine Regenerationsmaßnahme mit einer geeigneten Nachsaat vorzunehmen.
Die Übersicht zeigt die notwendigen Schritte zur Rasenerneuerung nach der Trockenheit.
Maßnahmen/Einsatzstoffe | Realisierung |
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Tiefschnitt: Die abgestorbenen Pflanzenteile bilden eine störende Schicht aus Biomasse an der Bodenoberfläche, deshalb wird das tote Restmaterial mit dem Rasenmäher bei sehr tiefer Einstellung abgemäht und aufgenommen. |
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Vertikutieren: Damit die Altnarbe geöffnet wird sollte die Fläche kreuzweise vertikutiert werden. Die Arbeitswerkzeuge greifen dabei wenige Millimeter in den Boden ein. |
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Nachsaat: Die ausgewählte Rasenmischung (s.u.) wird mit dem Streuwagen oder dem Handstreuer gleichmäßig ausgebracht. Je nach Restbestand im Altrasen kann eine Saatstärke von 15 bis 25 g/m² gewählt werden. Idealerweise mischt man das Saatgut bereits in eine Rasenerde und verteilt dieses Gemisch auf der Fläche. |
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Bodenkontakt: Damit sich der Keimling im Bestand etablieren kann, muss für einen guten Bodenkontakt gesorgt werden. Hierzu kann eine Harke genutzt werden. Günstiger wirkt ein weiterer Arbeitsgang mit dem Vertikutierer, wobei jetzt eine möglichst flache Bearbeitung erfolgen sollte. Zum Abschluss kann eine Rasenerde als Topdressing eingesetzt werden. |
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Rasenerde: Eine Rasenerde ist fein abgesiebt, enthält einen gewissen Anteil an Sand zur Optimierung der Streufähigkeit und sorgt mit dem organischen Anteil für eine gute Wasserspeicherung. |
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Beregnung: Für die Keimung muss anschließend eine regelmäßige Durchfeuchtung gewährleistet werden. Sofern kein Niederschlag zu erwarten ist, muss zusätzlich bewässert werden, damit die Keimlinge nicht austrocknen. |
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Rasenmischung: Bei der Auswahl der Rasenmischung bieten sich Alternativen an. Reine Nachsaat-Mischungen bestehen überwiegend aus Deutschem Weidelgras (Lolium perenne), sie sind dann besonders geeignet, wenn noch ein Restbestand an Gräsern vorhanden ist. Mit einer Mischung RSM Typ 2.3 (Gebrauchs- und Spielrasen) werden die drei wichtigen Arten Festuca rubra, Lolium perenne und Poa pratensis für einen Hausrasen eingesetzt. Wer für die Zukunft vorsorgen will, nutzt den Typ RSM 2.2 Gebrauchsrasen in Trockenlagen (s.u.). |
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Startdüngung: Zur raschen Etablierung der neuen Gräser ist eine Startdüngung mit einem geeigneten NPK-Rasen-Langzeitdünger sinnvoll. Diese Starterdünger enthalten ein ausgewogenes Verhältnis von Sofort- und Langzeitwirkung und fördern mit dem Phosphat-Anteil die intensive Wurzelbildung der Gräser. |
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Keimung nach 10 Tagen: Mit dem richtigen Saatgut und der Beachtung der erforderlichen Feuchtigkeit entwickelt sich schon nach zehn Tagen der junge Rasen. Bei einer Aufwuchshöhe von acht Zentimetern kann dann erstmals auf vier bis fünf Zentimeter gemäht werden. |
Auf das Saatgut kommt es an
Bei der Auswahl der geeigneten Rasenmischung kommt es auf den gewünschten Rasentyp an. Die geeigneten Rasenarten werden in den jeweiligen RSM-Typen aufgeführt. Für den Hausrasen bieten sich die Typen Zierrasen, Gebrauchsrasen oder Sportrasen an. Der Fachhandel bietet entsprechende Mischungen mit den jeweiligen Arten an. Das grüne Etikett am Boden der Packung gibt Auskunft über die Arten- und Sorten-Anteile. Qualität zahlt sich jetzt aus.
Der Typ RSM 2.3 Gebrauchsrasen-Spielrasen kann als Standard-Hausrasen eingestuft werden, er ist aber auch für Spiel- und Liegewiesen geeignet. Für Schattenlagen kann ein Anteil von 5 % Poa supina (zu Lasten von Festuca rubra rubra) besonders sinnvoll sein.
Für den Gebrauchsrasen in Trockenlagen, Typ RSM 2.2, stehen zwei Varianten zur Auswahl. Die Variante 2 wird durch Festuca arundinacea geprägt, sie zeichnet sich durch gute Hitzeverträglichkeit und eine sehr tiefe Verwurzelung aus. Die Rasentextur ist groblättrig.
Der Typ RSM 3.2, Sportrasen-Regeneration, dient der Nachsaat von Rasensportplätzen, er kann zu 100 % aus Lolium perenne in mehreren Sorten zusammengesetzt werden. Diese Mischung kann bei einem Restbestand im Hausrasen genutzt werden.
Fertigrasen, die Alternative für schnelles Grün
Für alle, die jetzt rasch einen dichten, betretbaren grünen Rasen benötigen, bietet sich als Alternative der Fertigrasen für die Rasenerneuerung an. Fachbetriebe des Garten- und Landschaftsbaus verwandeln die „braune Steppe“ in kurzer Zeit in eine „grüne Rasen-Oase“. Dabei wird der Altbestand abgeschält, der Boden gelockert und Unebenheiten werden ausgeglichen. Nachdem ein Starterdünger gestreut wurde, werden dann die Rollen des Fertigrasens fachgerecht im Verbund verlegt.
Eine Zusatzbewässerung ist auch in diesem Fall notwendig, damit das Anwachsen gelingt.
Abb. 3: Fertigrasen - das schnelle Grün von der Rolle. (Foto: K.G. Müller-Beck)