Rasenmischung – Etikett richtig lesen und verstehen
Quelle: © Dr. Klaus Müller-Beck, Ehrenmitglied Deutsche Rasengesellschaft e.V.
Stiftung Warentest nimmt Mischungen unter die Lupe.
In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „test“ (Stiftung Warentest) von April 2019, werden u.a. Rasenmischungen für den Hausrasenbereich getestet und beurteilt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Beurteilung der Mischungszusammensetzung. Dabei geht es um die Artenanteile und die ausgewählten Sorten in den jeweiligen Mischungen.
Abb. 1: Die ausgesäte Mischung bestimmt zukünftige Qualität des Rasens. (Foto: K.G. Müller-Beck)
In der Einleitung des Beitrages, „Das Richtige sprießen lassen“, heißt es:
- „Nur 20 von 41 untersuchten Samenmischungen bieten beste Voraussetzungen fürs Anlegen strapazierfähiger Rasenflächen.“ Weiter wird kritisch angemerkt:
- „Die Angaben von Sorten und Gewichtsanteilen auf der Packung hilft Laien nicht.“
Was steht auf dem Etikett?
In der Tat fehlt oft die Orientierung für den Verbraucher, da bei der Beratung nur selten auf die Unterschiede von Futter- und Rasengräsern eingegangen wird.
Saatgut-Etikett gibt Auskunft
- Kenn-Nr. des Mischbetriebes
- Behördl. Registrierte Mischungs-Nr.
- Rasentyp/Verwendungszweck/RSM-Typ
- „Gebrauchsrasen-Spielrasen“ - Gew.-%
- Grasart
- Grassorte* - Packungsinhalt
2,5 kg
*) Eignungsnote der Sorte siehe Sortenliste BSA.
Der Gesetzgeber schreibt die Kennzeichnung einer Rasenmischung nach dem Saatgut- Verkehrsgesetz vor. Alle erforderlichen, offiziellen Angaben sind auf dem grünen Etikett enthalten.
Sortenschutz für Rasengräser
Ein wichtiges Kriterium für die positive Einschätzung der Sorten ist die Raseneignung, d.h. die Zulassung als Rasensorte. Neben den Rasensorten werden für die landwirtschaftliche Nutzung spezielle Futtersorten unterschieden. Derartige Sorten sollen einen möglichst hohen Ernteertrag mit Inhaltsstoffen durch Biomasse für die Tierfütterung erzeugen. Im Gegensatz dazu erwartet der Rasenfreund von den Rasengräsern einen niedrigen, aber dichten und strapazierfähigen Pflanzenbestand mit geringem Massenwuchs als Rasen!
Aus diesem Grunde unterscheidet das Bundessortenamt bei der Zulassung neuer Sorten zwischen Futtergräsern und Rasengräsern, die jeweils in zwei verschiedenen Sortenlisten aufgeführt und im Internet für jedermann veröffentlicht werden.
Sortenbeschreibung der Rasengräser durch Bundessortenamt, BSA. Quelle: www.bundessortenamt.de/bsa/sorten/beschreibende-sortenlisten/ |
Mischungen für unterschiedliche Rasentypen nach FLL-RSM |
Eine geeignete Hausrasenmischung für die Neuanlage trägt nach Vorgabe der FLL die Typbezeichnung RSM 2.3 (Spiel- und Gebrauchsrasen). Diese Abkürzung steht für Regel-Saatgut-Mischung nach FLL und bedeutet, dass die Artenanteile für bestimmte Rasentypen von Wissenschaftlern zusammengestellt wurden und jährlich auf ihre Eignung überprüft werden.
Tab.1: Beispiel (hier Lolium perenne) der Sorteneignung von Rasengräsern für Gebrauchsrasen oder Strapazierrasen durch Benotung Bundessortenamt (BSA) von 1 bis 9 = sehr gut.
Quelle: www.bundessortenamt.de/bsa/media/Files/BSL/bsl_rasengraeser_2017.pdf
Etikett lesen und nutzen
Die Arten- und Sortenangaben mit den jeweiligen Gewichtsanteilen (Gew.-%) findet der Verbraucher nicht auf dem Verpackungstext, sondern auf dem grünen Etikett am Boden oder am Rand der Verpackungen. (Bei Schlauchbeutel-Verpackungen werden die Angaben oft direkt aufgedruckt). Die Eigenschaften und Eignung der jeweilig genannten Sorten werden in der Sortenliste des BSA und in der RSM-Broschüre nach Noten (1 bis 9) aufgeführt.
Vielfach werden billige Mischungen wie beispielsweise die „Berliner Tiergartenmischung“ oder ähnliche Varianten angeboten. Unter diesem Namen bekommt man keine definierte, einheitliche Rasenmischung. Jeder Anbieter kann seine Mischung so nennen und deshalb enthalten diese oft ein Sammelsurium von preiswerten Arten und Sorten.
Des Öfteren sind sogar landwirtschaftliche Futtersorten in den „Billig-Mischungen“ enthalten, wie die Stiftung Warentest aktuell bestätigt (siehe Tabelle „Rasensaatgut“, Stiftung Warentest, Apr.2019). Diese Gräser sind für einen Gebrauchsrasen keineswegs geeignet, da sie viel Masse produzieren. Die Gräser ergrünen schnell, worüber sich die Gartenbesitzer zunächst freuen, aber bei der Narbendichte des Rasens mangelt es dann. Wenn der Rasen anschließend im Frühjahr Lücken hat, vermutet der Rasenbesitzer dass es am Winter lag. Tatsächlich liegt die Ursache in den ungeeigneten Arten und Sorten einer schlechten Mischung.