„Landschaft 4.0 – Digitalisierung in Landschaftsarchitektur und GaLaBau“ Ein Kurzbericht zum 6. FLL-Forschungsforum Landschaft
Autor: Dr. Klaus Müller-Beck, Ehrenvorsitzender Deutsche Rasengesellschaft
Grüne Branche steht noch am Anfang
Mit dem Leitthema „Landschaft 4.0 – Digitalisierung in Landschaftsarchitektur und GaLaBau“ lag das 6. Forschungsforum Landschaft der FLL voll im Trend der Zeit.
Am Bildungszentrums Gartenbau in Essen organisierte die FLL am 22. und 23. Februar 2018, gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und weiteren unterstützenden Partnern (Bund Deutscher Landschaftsarchitekten, BDLA; Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau, BGL; Deutsche Rasengesellschaft, DRG; Fördererkreis Landschafts- und Sportplatzbauliche Forschung, FLSF) ein spannendes Tagungsprogramm.
Dr. Karl-Heinz Kerstjens, Präsident der FLL und Leiter des Bildungszentrums Gartenbau, eröffnete das 6. Forschungsforum Landschaft mit annähernd 60 Teilnehmern und stellte dabei fest: „Viele Akteure in der Grünen Branche sehen ihre Positionierung bei der Digitalisierung zwischen Befürchtung und Chancen!“
Abb.1: Auditorium beim 6. FLL-Forschungsforum Landschaft im Bildungszentrum Gartenbau Essen. (Foto: K.G. Müller-Beck)
Das Forschungsforum Landschaft, als Netzwerk für Forschung und Praxis, insbesondere für die Landschaftsarchitektur und den Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau, wird alle zwei Jahre angeboten. Es bietet Gelegenheit, den Gedankenaustausch zwischen jungen und erfahrenen Wissenschaftlern sowie zu den Praktikern zu beleben. Dabei werden neue Konzepte vorgestellt und zukunftsweisende Projekte unter den Teilnehmern diskutiert.
Am Ende stehen Anregungen für weiterführende Forschungsprojekte oder praktische Anwendungen. Es ist schade, dass dieses Spitzenangebot zur Fortbildung kaum von Praktikern genutzt wurde. Neben den informativen Referaten aus der Forschung, reflektierte auch eine Reihe von Postern, die von den Studenten und Professoren der beteiligten Hochschulen und Universitäten erstellt wurden, den aktuellen Wissensstand in der Grünen Branche.
„BIM“ ein Element der Digitalisierung
Die Herausforderungen der Digitalisierung mit allen Veränderungen und Konsequenzen für die zukünftigen Abläufe im Bereich der Landschaftsarchitektur und dem Landschaftsbau
sind für viele Beteiligten derzeit noch Neuland und führen somit zu einer gewissen Abwehr und Zurückhaltung. Gerade vor diesem Hintergrund war der Eröffnungsvortrag: „BIM - Ansatz und Anwendungsbeispiel“ von Prof. Dr. Andreas Thon, von der Geisenheim University, ein besonderes Highlight der Veranstaltung.
Zur Einschätzung der Begrifflichkeit „BIM“ (Building Information Modeling) machte er deutlich, dass es sich bei BIM um eine Planungsmethode handelt und nicht um eine Software.
„Mit Hilfe des BIM erfassen Architekten und Planer alle relevanten Bauwerksdaten digital und modellieren diese. Diese Datenbasis dient unter anderem als Grundlage für Kostenkalkulationen; Änderungen an der Projektdatei stehen allen Projektbeteiligten in Echtzeit zur Verfügung. Durch die ständige Synchronisation wird auch die Qualität der Daten verbessert. Der flüssige Informationsaustausch sorgt für einen effizienteren Ablauf des Gesamtprojekts und eine bessere Steuerung über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerkes hinweg.“ „In Deutschland findet die Methode des BIM in der Landschaftsarchitektur bisher kaum Anwendung. Garten- und Landschaftsbaufirmen arbeiten teilweise bereits mit einer anwendungsorientierten Planungssoftware, die mit Datenbanken kombiniert ist. Sie nutzen damit, ohne es zu wissen, einen Teilaspekt des BIM. Es gilt, Bewusstsein und Akzeptanz für den darüber hinaus gehenden Nutzen der Planungsmethode zu schaffen“, so die Aussage THON, (2017).
„Wir stehen am Anfang, die Standards müssen erst erarbeitet werden.“, so lautete das Fazit von A. Thon beim Forschungsforum Landschaft in Essen. Vor diesem Hintergrund war die Ankündigung der FLL zur Gründung des neuen Arbeitskreises „BIM“, mit Prof. A. Thon als AK-Leiter, besonders bemerkenswert.
Landschaft 4.0
Als bewährtes Format wurde das Tagungs-Programm in vier Themenblöcken präsentiert. Folgende Schwerpunkte wurden durch die Referenten vorgestellt und mit den Teilnehmern diskutiert:
- „Planung 4.0“;
- „Kommunikation und Partizipation, Planung 4.0“;
- „Pflanzen Verwendung 4.0“;
- „Aktuelle freie Forschungsthemen“.
Anschauliche Poster mit Prämierung
Mit einer Poster-Präsentation wurden die Vortragsthemen ergänzt. Für die beteiligten Institutionen hatte die FLL eigens einen Poster-Wettbewerb ausgelobt, bei dem die drei attraktivsten Darstellungen von einer Jury ausgewählt und von der FLL honoriert wurden.
Abb.2: Preisträger der Poster-Präsentation beim FLL-Forschungsforum Landschaft in Essen. Jürgen Eppel (Platz 3), LWG Veitshöchheim; Dr. Ilona Brückner, (Platz 2) HS Osnabrück; Prof. Dr. Elke Mertens, (Platz 1) HS Neubrandenburg; Prof. Dr. Hans-Peter Rohler, (Tielnehmer-Preis) HS Ostwestfalen-Lippe; Dr. Karl-Heinz Kerstjens, Jury-Mitglied.
- Platz 1 belegte die Hochschule Neubrandenburg mit dem Thema: „3 D-Druck in der Gartendenkmalpflege“, von Prof. Dr. Elke Mertens und Jens Rupprecht.
- Platz 2 ging an die Hochschule Osnabrück mit dem Thema: „Realistische Einzelbaummodelle auf der Basis von terrestrischem Laserscanning – Möglichkeiten und Potentiale“, von Moritz Thönnissen, Patrick Jost u. Dr. Ilona Brückner.
- Platz 3 erzielte die LWG Veitshöchheim mit dem Thema: „Klimamäßigende Nahrungsmittelproduktion auf Systemen zur Dach- und Fassadenbegrünung“, von Florian Demling.
- Teilnehmer-Preis erhielt die Hochschule Ostwestfalen-Lippe mit dem Thema: „GIS als Entscheidungshilfe-Instrument bei der Entwicklung der „grünen Infrastruktur“, von Kilian van Lier und Prof. Dr. Hans-Peter Rohler.
Abb. 3: Poster-Prämierung Platz 1. | Abb. 4: Poster-Prämierung Platz 2. |
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Abb. 5: Poster-Prämierung Platz 3. | Abb. 6: Poster-Prämierung Teilnehmer-Preis. |
(Fotos: K.G. Müller-Beck)
Fazit und Ausblick
Das Format dieser Vortrags- und Poster-Veranstaltung ist durchaus geeignet, die Kollegen der Universitäts- und Hochschul-Institute zusammenzubringen und den Wissenstransfer untereinander sowie zur Praxis zu fördern. Leider haben die angesprochenen Praktiker diese Veranstaltung nicht wahrgenommen. Insbesondere wenn es darum geht, größere Projekte zu bearbeiten, eignen sich interdisziplinäre Verbindungen, die bevorzugt bei dieser Tagung geknüpft werden konnten. Auch die angebotene Abendveranstaltung bot zusätzlichen Raum zum gegenseitigen Kennenlernen und für weiter führende Gespräche!
Es wäre wünschenswert, wenn die beteiligten Verbände und Organisationen ihre Mitglieder zukünftig intensiver für diese sehr effiziente Plattform zum Wissenstransfer mobilisieren könnten.
Die Deutsche Rasengesellschaft e.V. unterstützt weiterhin dieses Forschungsforum Landschaft. Die Verbindungen aller Grün-Angebote, somit auch die Rasenflächen im öffentlichen Grün, haben eine nicht zu unterschätzende Funktion bei der Bewertung des „Wohlfühl-Charakters“ im urbanen Raum.
Zusätzliche Erläuterungen und Hinweise auf die Tagungsunterlagen finden Sie auf der FLL-Homepage: www.fll.de/fileadmin/images/20-Leistungsprofil/25-Fortbildung/252-Veranstaltungen/2018/FoFoLa/2018-fofola_programm_langversion.pdf
Literatur
THON, A. 2017: Building Information Modeling (BIM) auch im Studium Landschaftsarchitektur an der Hochschule Geisenheim. http://blog.hs-geisenheim.de/index.php/2017/07/prof-dr-andreas-thon-uebernimmt-leitung-der-fachgruppe-bim-in-der-landschaftsarchitektur-bei-buildingsmart-e-v/