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GVD-Jahrestagung 2016 nimmt Auswirkungen der Klimaveränderungen auf dem Golfplatz in den Fokus

Quelle: Dr. Klaus Müller-Beck, Ehrenmitglied Deutsche Rasengesellschaft e.V.

 

Bei der Jahrestagung des Greenkeeper Verband Deutschland e.V. (GVD), vom 27. bis 30.Oktober 2016 in Niedernhausen, stand das Kernthema „Auswirkungen der klimatischen Veränderungen auf die Golfplatzpflege“ im Mittelpunkt. Referenten aus dem Fachbereich Wetterkunde, Golfplatz-Beratung und Greenkeeper-Praxis vermittelten ein umfassendes Angebot für die Nutzung in der Golfplatzpflege.

 

Übergabe eines Schleppers
Abb.1: Aktuelle Abweichungen der Lufttemperatur für den Beobachtungszeitraum Sommer zeigen eindeutige Temperaturerhöhungen.
Quelle: Deutscher Klimaatlas, (www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaatlas/klimaatlas_node.html)

 

Klimawandel zeigt Wirkung

Gleich mit dem Eröffnungsvortrag von Dr. Udo Busch vom DWD, wurden die Grundlagen zur Entwicklung der Klimaveränderungen erläutert. Besonders wichtig für das Greenkeeping waren die zahlreichen Hinweise auf  das Angebot von meteorologischen Daten, die seitens des Deutschen Wetterdienstes (DWD) für die Praxis heute bereits zur Verfügung gestellt werden.

 

Entscheidungshilfen durch Prognose-Modelle

Die Ausführungen des Head-Greenkeepers Rainer Paus zum Hochwasser auf der Golfanlage Wasserburg Anholt machten deutlich, wie neben den Überflutungsschäden in enger Zeitabfolge Trockenschäden auf den Grüns auftreten können.
Aus der Erfahrung lernen, das konnte Günter Hinzmann mit seinen langjährigen Wetteraufzeichnungen dokumentieren. Ein engmaschiges Monitoring liefert wertvolle Daten für anstehende Entscheidungen bei der Platzentwicklung.

Für die Zukunft wird es immer wichtiger, mit Prognose-Programmen zu arbeiten. So konnte Dr. Michael Schlosser die wichtigsten Kenndaten für zielgerichtete Wachstumsprognosen am Beispiel von „Marc Hunt‘s Weatherblog“ vorstellen und erläutern. „Growing Degree Days“ GDD und „Growing Potential“ GP waren hier die Schlüsselbegriffe mit denen der Greenkeeper die Wachstumsbedingungen vorausberechnen kann, um sich so auf einen bevorstehenden Schädlingsbefall, oder den Ausbruch einer Rasenkrankheit einstellen zu können. Weitere Informationen zum Thema: „Wachstumsgradtage für Prognose und Pflege von Rasengräsern“ (siehe DRG-Homepage).

 

Verschiebungen bei Entwicklungszyklen

Auf veränderte Flug- und Fraßzeiten bei der Entwicklung von Schadinsekten konnte Michael Barth bei seinen Ausführungen zu der Generationsabfolge von Käfern und Faltern hinweisen. Gerade bei der biologischen Bekämpfung mit parasitierenden Nematoden kommt es darauf an, das richtige Zeitfenster bei den Engerlingen für eine erfolgreiche Behandlung einzuhalten. Anwendungstermine verschieben sich durch Klimaveränderungen.

Auch die Verbreitung von Zecken wird durch Temperaturveränderungen beeinflusst. Dies sollten Golfer aber auch die Greenkeeper bei ihren „Ausflügen“ in die Randzonen der Golfanlagen berücksichtigen. Dr. Sharon Page stellte erste Ergebnisse aus der Studie auf dem Golfplatz Augsburg zum Artenspektrum der vorkommenden Zecken und zur Verbreitung mit Gefährdungspotenzial vor. Entsprechende Vorsicht ist geboten.

 

Erkenntnisse aus der Praxis

Alle Vorträge hatten einen Bezug zur praktischen Pflege bzw. zur Platzentwicklung. Dies galt im Besonderen für die Hinweise von Andreas Klapproth zum Wasserhaushalt einer Golfanlage mit den Ausführungen zur Wasserbeschaffung, Wasserqualität bzw. Wasserabführung durch Dränagen.

Gute Empfehlungen zur geeigneten Sortenwahl für Gräser mit Hitze- und Trockenheits-Verträglichkeit gab Dr. Harald Nonn bei seinen Erläuterungen zu den physiologischen Auswirkungen bei den Gräsern durch Klimaveränderungen. Von der Nutzung der „Warm Season Gräser“ in unseren Breiten riet er allerdings ab, da die ausgeprägte Winter-Dormanz der C4-Gräser sehr rasch zu braunen Rasenflächen führen würde.

 

Gefäßversuch in der Klimakammer
Abb.2: Bei einem Gefäßversuch in der Klimakammer zeigte die Sorte „Themal blue“,  ein Hybride aus Poa arachnifera x Poa pratensis,  den besten Aspekt bei Hitze-Stress im Vergleich zu „Dynasty“ Festuca arundinacea und „Apollo“ Poa pratensis. (Quelle: Vortrags-Handout, H. Nonn, 2016)

 

Gespannt lauschten die Teilnehmer den Ausführungen von Georg Schmitz, der als geprüfter Head-Greenkeeper über seine Erfahrungen bei der Pflege in der Tec-Arena in Leverkusen berichtete. Da die Erwartungen an den Fußballrasen extrem hoch sind, wird inzwischen eine Reihe von Wachstumsfaktoren künstlich beeinflusst. So gilt es, mit der Bodenheizung die Tragschicht im Winter frostfrei zu halten und den Schnee direkt abzutauen, was nicht immer gelingt. Gleichzeitig wird in der dunklen Jahreszeit der Rasen mit Vegetationsbelichtung zum Wachstum angeregt, damit während der Winterspielzeit der Rasen einen möglichst hohen Deckungsgrad erreicht. Das in dieser Zeit dann auch ein entsprechender Wasserbedarf und zusätzlicher Nährstoffbedarf entsteht, ließ manchen Zuhörer erstaunen.
Auch über Wetterkapriolen konnte G. Schmitz berichten. Bei einem wolkenbruchartigen Niederschlag während des Spiels kann der Schiedsrichter die Partie unterbrechen. Anschließend wird auf dem wassergesättigten Boden weitergespielt, das hat dann entsprechende Auswirkungen auf den Bestand!  Einfach ist die Pflege des Stadionrasens nicht, davon waren alle Zuhörer überzeugt.

 

Fazit

Der GVD organisierte mit dem aktuellen Schwerpunktthema „Klimawandel mit  Auswirkungen auf die Golfplatzpflege“ eine spannende Jahrestagung, die zum Nachdenken anregte und eine Reihe von Erkenntnissen für die zukünftige Rasenpflege vermittelte.
Somit ist das Ziel, Ergebnisse aus der Wissenschaft und Erfahrungen aus der Praxis im Dialog auszutauschen, mit dieser  Veranstaltung voll gelungen.

 

Autor
Dr. Klaus G. Müller-Beck, Ehrenmitglied  Deutsche Rasengesellschaft e.V.
48231 Warendorf
E-Mail: klaus.mueller-beck@t-online.de

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