Gräser im Fokus des 137. DRG-Rasenseminars in Krefeld
Autor: © Lukas Borrink, EUROGREEN
Einleitung
Unter dem Leitthema „Quo vadis Rasensaatgut?“ trafen sich am 12. und 13. Mai 2025 in Krefeld annähernd 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Bereichen Züchtung, Wissenschaft und Praxis zum 137. DRG-Rasenseminar. Ziel der Veranstaltung war es, aktuelle Entwicklungen sowie zukünftige Herausforderungen der Rasensaatgutbranche zu analysieren und zu diskutieren. Bei dem bewährten Format der eintägigen Exkursion zum Start der Tagung und dem nachfolgenden Referate-Tag bot sich eine sehr gute Grundlage zur Einschätzung der aktuellen Entwicklung in der Rasengräser-Szene.
Abb. 1: Blick in den Bestand mit Untersaaten (Foto: K.G. Müller-Beck).
Saatgutproduktion und Sortenprüfung
Die erste Station der Exkursion, vermittelte den Teilnehmenden praxisnahe Einblicke in die Saatgutproduktion und Sortenprüfung. Der Start erfolgte bei der Deutschen Saatveredelung AG (DSV) am Standort Ven Zelderheide in den Niederlanden, nahe der deutsch-niederländischen Grenze. In Gruppen konnten sich die Besucher von den umfangreichen Arbeiten in den verschiedenen Stufen der Saatgutvermehrung – vom Versuchssaatgut bis zum zertifizierten Saatgut. Überzeugen. Besonders eindrucksvoll war die automatisierte Reinigung der Saatgutkisten, die vollautomatisch von Robotern übernommen wird.
Abb. 2: Die Saatgutkisten werden vollautomatisch per Roboter gereinigt (Foto K.G. Müller-Beck).
Traditioneller Zuchtbetrieb in den Niederlanden
Der Standort Zelderheide blickt auf eine lange Geschichte zurück. Heute umfasst das breite Portfolio die Züchtung und Produktion von Gräsern, Getreide, Mais sowie Zwischenfrüchten. Ein zentraler Schwerpunkt liegt dabei weiterhin auf der Gräserzüchtung, in der die DSV seit fast 100 Jahren tätig ist. Während bei Futtergräsern schnelles Wachstum und Verwertbarkeit im Vordergrund stehen, sind bei Rasengräsern vor allem langsames, dichtes Wachstum, Schnittverträglichkeit und Strapazierfähigkeit für Sport- und Gebrauchsrasen entscheidend. Die Entwicklung neuer Sorten ist ein komplexer, langjähriger Prozess, der meist zehn bis zwölf Jahre von der ersten Kreuzung bis zur Marktzulassung dauert. Ven Zelderheide fungiert dabei als offizieller Prüfstandort für die niederländische Rasengräserprüfung („Grasgids“) und spielt eine wichtige Rolle bei der Bewertung neuer Sorten.
Abb. 3: Der Standort Ven Zelderheide ist ein offizieller Prüfstandort für die niederländische Rasengräserprüfung (Foto: L. Borrink).
Abb. 4: Zu Prüfung der Strapazierfähigkeit von Rasengräsern wird die Doppel-Stollenwalze regelmäßig eingesetzt (Foto: K.G. Müller-Beck).
Von Produktion bis Handel
Der zweite Exkursions-Besuch führte nach Krefeld zur Firma Feldsaaten Freudenberger, einem der führenden Saatgutproduzenten und -händler Europas. Nach der Begrüßung durch die Geschäftsführung erhielten die Teilnehmenden, erneut in Gruppen aufgeteilt, eine umfassende Betriebsführung. Siehe hierzu Bericht in Zeitschrift Rasen 2-2025.
Im firmeneigenen 12.000 m2 großen Schaugarten konnten die Teilnehmenden die neuesten Sorten und laufende Versuche direkt in den Parzellen begutachten. Feldsaaten Freudenberger fungiert als offizieller Prüfstandort des Bundessortenamtes für Gebrauchsrasen-, Strapazier- und Tiefschnittrasenprüfungen. Zudem wird am Standort ein Düngeintensitätsversuch durchgeführt, der wichtige Erkenntnisse zur Reaktion verschiedener Sorten auf unterschiedliche Nährstoffgaben liefert.
Abb. 5: Unweit des Firmengeländes befindet sich der 12.000 m² große Schaugarten. Hier werden unter anderem Sortenversuche durchgeführt und Mischungen erprobt (Foto: L. Borrink).
Abb. 6: Erläuterungen zur halbautomatischen Saatbox für die Anlage von Gräserparzellen (Foto: K.G. Müller-Beck).
Der erste Tag der Tagung bot somit wertvolle, praxisnahe Einblicke in die Vielfalt und Komplexität der Rasensaatgutproduktion und unterstrich die Innovationskraft und Qualitätsansprüche der beteiligten Unternehmen.
Abb. 7: Blick in den guten besetzten Vortragsraum des 137. DRG-Rasenseminars (Foto: H. Nonn).
Fachvorträge und Diskussionen
Die zielgerichteten Vorträge zur Thematik „Quo vadis Rasensaatgut?“ sollen hier nur kurz aufgeführt werden. Weitere Informationen finden sich in der Zeitschrift Rasen 2-2025 sowie im Login-Bereich für die DRG-Mitglieder.
- Saatgutproduktion
Der erste Vortrag von Julian Broscheit, Saatzucht Steinach, beschäftigte sich mit der Qualitätssaatgut-Produktion in Zukunft – Herausforderungen durch gesetzliche und klimatische Veränderungen. Er erläuterte, wie der Klimawandel mit zunehmenden Extremwetterereignissen wie Dürre, Hitze und Starkregen die Produktionsgrundlagen verändert und Ertragsrisiken erhöht. - Saatgutzüchtung
Der zweite Vortrag von René Kösters, Produktmanager bei DLF, widmete sich der Rasenzüchtung für angepasste Sorten der Zukunft. Kösters stellte die Zuchtziele von DLF vor, die auf intensive Narbenfarbe, feines Blattwerk, hohe Narbendichte sowie Strapazierfähigkeit, positiven Winteraspekt und Toleranz gegenüber Trockenheit, Krankheiten und Salzbelastung abzielen. Zudem arbeitet DLF an der Entwicklung neuer Rasenarten, die den Anforderungen moderner Nutzung und klimatischer Veränderungen gerecht werden. - Gräser der Zukunft
Der dritte Vortrag von Prof. Martin Bocksch, Geisenheim University, trug den Titel „Gräserarten der Zukunft: Welche erwünschten und unerwünschten Arten erwarten uns?“. Er stellte 15 Grasarten vor und betonte, dass zwar weitere Arten denkbar seien, sich jedoch nur einige durchsetzen. - Schnittqualität
Der vierte Vortrag von Maximilian Karle, Hochschule Osnabrück, behandelte die bildbasierte Qualitätsbestimmung von Sport- und Gebrauchsrasen mit besonderem Fokus auf die Schnittqualität. Karle stellte ein Forschungsprojekt vor, das eine standardisierte, objektive und automatisierte Methode zur Bewertung von Rasenflächen entwickelt. - Rasenversuche im Freiland
Der fünfte und abschließende Vortrag von Daniel Hunt, Hochschule Osnabrück, behandelte die Herausforderungen und Möglichkeiten bei neu zu etablierenden Versuchsflächen für Rasenversuche.
Fazit
Die Präsentationen während der Exkursionsprojekte in Kombinationen mit den ausgewählten Vortragsthemen machten deutlich, dass insbesondere bei der Züchtung die Einflüsse des Klimawandels maßgeblich die Zuchtziele beeinflussen werden. Der schonende Umgang mit der Ressource Wasser wird bei zukünftigen Rasenanlagen eine Bedeutung spielen und somit das Artenspektrum verändern.
Das 137. Rasenseminar in Krefeld hat zahlreiche Impulse geliefert und kann aus organisatorischer Sicht als sehr gelungen bezeichnet werden. Es war informativ und netzwerkbildend und hat Lust auf das 138. Rasenseminar in Sursee/CH am 01./02. September 2025 gemacht.
Weitere Veröffentlichungen und Informationen zu den Referaten folgen in der Zeitschrift „Rasen –Turf – Gazon“ Ausgabe 2-2025.
Für die DRG-Mitglieder werden Handouts der Vorträge im Login-Bereich der DRG-Homepage zur Verfügung gestellt.