6. ETS-Conference mit interessantem Vortrags- und Exkursionsprogramm, ein Blick auf ausgewählte Themen
Autoren: © Prof. Dr. Wolfgang Prämaßing und Jan Kramer, HS Osnabrück
Der ETS-Präsident, Stewart Brown, eröffnete die Vortrags- und Poster-Sessions mit der Zielsetzung, für die verantwortlichen „Rasenmanager“ entsprechenden Input und neueste Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis für die Weiterentwicklung von Rasenqualität im Sinne der Nachhaltigkeit zu präsentieren.
Die Konferenz stand unter dem Leitthema „Different Shades of Green“, um damit die Vielfalt der Rasenformen in aller Welt zur Nutzung für Sport, Freizeit, Erholung und auch zur Gestaltung der Landschaft und Umwelt zu betonen.
Nutzung und Unterhaltung von Rasenflächen können einen Beitrag zur Nachhaltigkeit in unserer Umwelt und der Gesellschaft leisten. Dabei dürfen jedoch die Erwartungen an die funktionale Qualität aus Sicht von Sportlern nicht außer Acht gelassen werden.
Als Keynote-Speaker leitete Steve Isaac, The R&A-Director Sustainability, die erste Session zum Potenzial nachhaltiger Unterhaltung von Golfplätzen ein. Er gab dabei einen Ausblick auf „Golf Course 2030“. In Zukunft sei auf mehr Diversität der Nutzung mit höherer Gewichtung von Aspekten zu Natur und Umwelt sowie auch gesellschaftliche Entwicklungen bei der Anlage und Unterhaltung von Golfanlagen zu achten. Zudem stellt sich auch die Frage, wie „grün“ ein Golfplatz unter den Einflüssen des Klimawandels tatsächlich sein muss oder ob z.B. Ballrolldistanzen auf Grüns zur Stressreduzierung der Gräser nicht etwas geringer angesetzt werden können.
Abb. 1: Gruppe der deutschsprachigen Teilnehmer bei der 6. ETSC. (Foto: ETS)
Multifunktionalität von Golfplätzen
Bruno Hedlund, Vorsitzender der Scandinavian Turfgrass and Environment Research Foundation (STERF) berichtete über die Ergebnisse einer Studie zur vielfältigen Nutzung von Golfplätzen. Diese bieten nicht nur Spielflächen, sondern auch Erholungsräume für den Menschen und wertvolle Lebensräume für Flora und Fauna. Im Rahmen der Studie wurde eine Befragung von Golfclubs in sämtlichen skandinavischen Ländern durchgeführt. Den Autoren nach bestehen für Golfplätze, die in Städten oder in der Nähe urbaner Räume lokalisiert sind, höhere Bedarfe an Multifunktionalität, was durch eine höhere Flächenkonkurrenz begründet ist. Für die Ausübung multifunktioneller Aktivitäten ist dabei die Kooperation mit anderen lokalen Organisationen nötig.
An der Hochschule Osnabrück wird es übrigens diesbezüglich in Zukunft Untersuchungen mit dem Schwerpunkt auf Wertigkeit von Golfplätzen für das Ökosystem geben.
Verwendung von Kompost zur Unterdrückung von bodenbürtigen Rasenkrankheiten
Das steigende Interesse an Umweltschutz und Volksgesundheit erfordert die Suche nach Alternativen für die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln. Aufgrund der Anfälligkeit von Sportrasen für bodenbürtige Rasenkrankheiten und auftretende Probleme bei der herkömmlichen Bekämpfung, wie Entstehung von Resistenzen gegen zugelassene Mittel und Risiken für das Ökosystem und die Gesundheit von Mensch und Tier, hat ein Team der Universidade do Algarve (POR) untersucht, ob die Beimischung von Kompost das Auftreten von Sclerotinia homoeocarpa, Sclerotinia rolfsii und Rhizoctonia soalni an Agrostis stolonifera unterdrücken kann.
Carlos Guerrero präsentierte die Ergebnisse des Gewächshausversuches: Es zeigte sich, dass Kompost die Entstehung der genannten Krankheiten im Vergleich um ca. 1-2 Wochen verzögerte und insgesamt 56-92 % weniger befallene Fläche als bei Varianten ohne Kompost auftrat.
Fach-Exkursion in der Region
Bei der „Technical Tour“ ging es zunächst zum Sports Turf Research Institute (STRI) nach Bingley St. Ives. Dort führten Dr. Tom Young und Dr. Christian Spring die Teilnehmer in Gruppen über die Versuchsanlage.
Abb. 2: Dr. Tom Young erläutert den ETS-Delegierten den Aufbau der Versuchsflächen bei STRI. (Foto: J. Kramer)
Die Forschungsbereiche des STRI sind vielfältig. Neben Sortenversuchen von Rasengräsern werden z. B. auch Versuche zur Drohnentechnik, LED-Belichtung und Dachbegrünungen durchgeführt.
Es folgte der Besuch der Trainingsanlagen von Manchester City Football Club. Den Mannschaften der verschiedenen Spielklassen stehen in unmittelbarer Nähe zum Etihad Stadium insgesamt 16 Spielfelder zur Verfügung. Der Trainingsplatz der ersten Mannschaft zeigte sich in hervorragendem Zustand (Abbildung 3). Dabei handelt es sich um einen Hybridrasen (stiched system) mit einem dominanten Pflanzenbestand von Lolium perenne. Die Wuchshöhe betrug zwar am Tag des Besuches ca. 30 mm, sollte aber laut Greenkeeper in den nächsten Tagen auf die Sollhöhe von 25 mm gebracht werden.
Abb. 3: Trainingsplatz der ersten Mannschaft von Manchester City. (Foto: J. Kramer)
Der abschließende Besuch führte zur Firma Campey Turf Care Systems, einem Vertriebsunternehmen für Rasen-Pflegemaschinen im Profibereich in Macclesfield, ca. 40 km südlich von Manchester. Zum Portfolio des Unternehmens gehören verschiedene Fräsen zur Entfernung der Rasendecke über Anbauteile zur Saatbettbereitung und Saatmaschinen, bis zu Geräten für die Entwicklungs- und Unterhaltungspflege.
Den Delegierten der diesjährigen 6. ETS-Conference bot sich bei Campey Turf Care Systems mit einem vorzüglichen Barbecue eine gute Möglichkeit für Fachgespräche und intensives Networking mit den Kollegen.
Abb. 4: Teilnehmer der 6.ETSC beim Besuch der Firma Campey Turf Care Systems. (Foto: ETS)
Für das Jahr 2019 wurde der nächste ETS Field Day in Padua/Italien angekündigt.
Weitere Informationen zur 6. ETS Conference werden in der Zeitschrift
„Rasen“, Nr. 3-2018 veröffentlicht.
Die Kurzfassungen der Vorträge und Poster stehen den Mitgliedern der ETS auf der Homepage zur Verfügung: www.turfgrasssociety.eu/member-area/