WISSENSCHAFT/FORSCHUNG

Rasen-Praktikum beim NIBIO Institut in Norwegen

Ein Kurzbericht von A.F. Borchert, Hochschule Osnabrück

 

Praxiserfahrung auf internationaler Forschungsstation

Nach zwei Semestern Theorie über Rasen als Kultur, Pflegemaßnahmen und Rasenkrankheiten wollte ich unbedingt die Praxis kennenlernen. Trotz Corona-Pandemie bot sich mir diese Möglichkeit vom 01. Juli bis 01. Oktober 2020 auf der Versuchsstation des Norwegischen Institutes für Bioökonomie (NIBIO) in Landvik. Die Station liegt im Süden Norwegens (ca. 66 km westlich von Kristiansand) und betreut Feldversuche im Rasen, in Gemüse und landwirtschaftlichen Kulturen. Zudem erzeugen die 17 Mitarbeiter*innen Saatgut für Biodiversitätsflächen und betreiben eine Aquaponik-Anlage (Fischzucht mit Gewächshaus). Das als gemäßigt geltende Klima (mittlere Temperatur: 7,3 °C; jährl. Niederschlagsmenge 1.108 mm) ermöglicht dabei die Beantwortung vieler verschiedener Fragestellungen.

Das Rasen-Team betreut aktuell ca. 10 Versuche auf Golfgrün-, Fairway- und Semi-Rough-Flächen. Dabei vergleichen die norwegischen Kollegen*innen verschiedene Grasarten und -sorten auf ihre Nutzungseignung und testen nachhaltige Düngungskonzepte und alternative Pflanzenschutzstrategien. Aktuell laufen Vorort z.B. folgende Projekte:

  • SUSPHOS (nachhaltige Phosphor-Düngung auf Golfgrüns)
  • ROBO-GOLF (Einsatz von kleinen Mährobotern auf Fairway- und Semi-Rough-Flächen)
  • IPM (Integrierter Pflanzenschutz für wichtige Rasenkrankheiten und Schädlinge auf europäischen Golfplätzen in Zusammenarbeit mit der Hochschule Osnabrück)
  • SCANGREEN (Bewertung der Eignung verschiedener Grassorten und Artenmischungen für Golfgrüns in Skandinavien)
  • SCANTURF (Bewertung der Eignung verschiedener Grassorten für Gebrauchsrasen in Skandinavien)

 

Erfassung von Prüfparametern auf den Rasenparzellen

Abb. 1: Erfassung von Prüfparametern auf den Rasenparzellen: Einsatz eines Chlorophyll-Messgerätes, um die Vitalität des Bestandes zu prüfen.

 

Vielfältige Pflegearbeiten und Erhebung von Messdaten

Vom ersten Tag an wurde ich in alle Tätigkeiten eingebunden und machte meine ersten Erfahrungen beim Mähen mit dem Triplex-Mäher, beim Düngen mit dem Parzellenstreuer, beim Aerifizieren oder Schlitzen der Rasenbestände. Hinzu kamen regelmäßige Erhebungen verschiedener Versuchsparameter, wie z. B. Schnitthöhe und Deckungsgrad von erwünschten und unerwünschten Gräsern sowie Unkräutern, Farbe und Krankheitsbefall.

 

selbstgebauten Düngerstreuer

Abb. 2: Mit diesem selbstgebauten Düngerstreuer werden größere Versuchsparzellen exakt gedüngt.

 

In zwei Projekten habe ich besonders intensiv mitgewirkt, beispielhaft steht das Projekt „SUSPHOS – Sustainable phosphorus fertilization for Golf“, bei dem es um die Reduzierung des Einsatzes von Phosphor in der Rasendüngung geht, ohne die Grünsqualität nachteilig zu beeinflussen. Derzeit existieren für Golfgrüns unterschiedliche P-Düngeempfehlungen, die deutlich in der ausgebrachten jährlichen P-Menge variieren. Welche der Empfehlungen eine hohe Grünsqualität und Umweltschutz vereinen kann, wird in Norwegen und in vier weiteren Ländern seit 2017 bis 2020 untersucht. Auch an der Hochschule Osnabrück wurde dafür ein Versuch auf dem Golfgrün des Golfclub Osnabrück-Dütetal e.V. (Niedersachsen) angelegt (BORCHERT et al., 2020). Dieses umfangreiche Datenmaterial aus diesem Projekt werde ich nun als Grundlage für meine Masterarbeit nutzen.

 

Entnahme von Bodenzylindern, um Wurzellängen im SUSPHOS-Projekt zu messen

Abb. 3: Entnahme von Bodenzylindern, um Wurzellängen im SUSPHOS-Projekt zu messen

Fazit

Abschließend kann ich festhalten: Während meiner Zeit in Landvik ist aus mir zwar sicher noch kein erfahrender Greenkeeper oder Versuchstechniker im Rasen geworden, aber die Vielfältigkeit der Kultur „Rasen“ und die Bandbreite der Untersuchungskriterien haben mich sehr beeindruckt. Den Kollegen*innen des Rasen-Teams in Landvik sage ich nicht nur hierfür ganz herzlich danke. Es war eine tolle Zeit. Mein Dank gilt weiter der Deutschen Rasengesellschaft für die Unterstützung mit einem Reise-Stipendium.


Quellenhinweise:

  • BORCHERT, A.F., 2020: Vom Weizen zum Rasen: Ein Bericht zum Praktikum in Norwegen. Z. Rasen-Turf-Gazon, 51, S. 117– 118.
  • BORCHERT, A.F. und K. J. HESSELSØE, 2020: Startschuss für Mähroboter-Projekt in Skandinavien. Z. Greenkeepers Journal, 3-2020.
  • BORCHERT, A.F., J. ROSENBUSCH, K. J. HESSELSØE, T.S. AAMLID und W. PRÄMASSING, 2020: Einfluss unterschiedlicher P-Düngeempfehlungen auf die Nährstoffgehalte im Boden und die Qualität von Golfgrüns am Beispiel des Golfplatzes Dütetal (Osnabrück). Z. Rasen-Turf-Gazon, 51, S. 61 – 66.

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